Toprak Razgatlioglus Zukunft: Jetzt ist Yamaha am Zug
Dass Alvaro Bautista am Donnerstag verlautbarte, auch 2024 für das Ducati-Werksteam zu fahren, hat auch Auswirkungen auf Toprak Razgatlioglu. Denn der Platz bei Aruba wäre in der Superbike-WM seine einzige Alternative zu Yamaha gewesen.
Kawasaki hat mit Jonathan Rea bereits einen Topfahrer, außerdem verließ Toprak die Grünen nach der Saison 2019 nicht im Guten. Denn er stand für 2020 nie ernsthaft für einen Platz im Werksteam zur Debatte und kam auch beim Acht-Stunden-Rennen in Suzuka nicht zum Einsatz.
Also ging der inzwischen 33-fache Laufsieger zu Yamaha und wurde dort 2021 Weltmeister.
BMW und Honda haben natürlich Interesse, kommen für Razgatlioglu aber nicht in Frage, weil sie kein siegfähiges Paket haben.
«Unser erstes Ziel ist, zusammen mit Yamaha weiterzumachen», sagte Manager Kenan Sofuoglu im exklusiven Interview beim Treffen mit SPEEDWEEK.com. «Das kann in der Superbike-WM oder MotoGP sein. Diese Diskussion habe ich in Assen begonnen. Es könnte ja auch sein, dass uns Yamaha ein Angebot für MotoGP macht, Toprak aber nicht geht. Letztes Jahr bekam ich Anrufe von einigen MotoGP-Teams, die Interesse an Toprak zeigten. Momentan sieht es so aus, dass ich Yamaha versprochen habe, mit keinem anderen Hersteller zu reden. Daran werde ich mich halten, ich respektiere Yamaha sehr. Erst wenn wir in Catalunya zu keiner Übereinkunft kommen, werde ich auch mit anderen Teams sprechen.»
Eric De Seynes als höchster Rennsportmanager von Yamaha Europa kommt an diesem Wochenende nicht nach Katalonien, dafür aber hochrangige Manager aus Japan. Niemand wäre überrascht, würden sich Razgatlioglu und Yamaha in den kommenden Tagen auf eine weitere Zusammenarbeit in der Superbike-WM einigen.
«Yamaha mag Toprak mehr als viele andere Fahrer, sie wollen ihn behalten», sagt Sofuoglu. «Das gilt für die Superbike-WM – bezüglich MotoGP weiß ich nicht. Als Typ wäre Toprak für MotoGP sehr interessant. Yamaha hat im Moment aber mehr damit zu tun, gegenüber Ducati aufzuholen. Für sie wäre es eine Lotterie, in MotoGP auf Toprak zu setzen. Ich habe auch den Eindruck, dass sie jemanden haben wollen, der für MotoGP aufgebaut wurde.»
Der fünffache Supersport-Champion ist überzeugt: «Wäre Toprak nicht Superbike-Weltmeister geworden, hätte er in MotoGP vielleicht mehr Möglichkeiten und könnte auch dort glücklich werden und es an die Spitze schaffen. In MotoGP müsste er zum Beispiel im Yamaha-Werksteam feststellen, dass die Augen auf Quartararo als Weltmeister gerichtet sind. Toprak ist es aber gewohnt, dass alle Augen auf ihn gerichtet sind. Er würde sich fragen, weshalb alle auf Quartararo schauen und nicht auf ihn. Und nach zwei schlechten Ergebnissen würde es noch schlimmer – damit käme er nicht klar.»
«Früher hatte Toprak kein Interesse an MotoGP. Das kam erst letztes Jahr, weil alle darüber sprachen. Ich kenne Toprak besser als die Medien oder Leute, die über ihn in Social-Media schreiben. Toprak ist talentierter als die meisten Fahrer in MotoGP, aber er wurde nicht für MotoGP aufgebaut. Talent allein reicht nicht, es braucht auch den richtigen Hintergrund. Er käme nicht damit klar, auf Platz 20 zu fahren. Aber genau das würde ab und zu passieren. Das haben wir auch während des Tests gesehen, er hatte mit dem Yamaha-Testfahrer einen harten Tag. Mein Ratschlag für ihn ist, in der Superbike-WM zu bleiben und dort noch zehn erfolgreiche Jahre zu haben.»