Zukunft von Scott Redding: Nur zwei Optionen übrig
In welche Richtung geht es für Scott Redding 2024?
Bis zum 15. Juli 2023 hat Scott Redding Zeit, um seine Option bei BMW zu ziehen. Tut er das, verlängert sich sein Vertrag automatisch um weitere zwei Jahre bis Ende 2025.
Doch bislang wurde Scott beim deutschen Hersteller nicht glücklich. In 51 Rennen hat es der Vizeweltmeister von 2020 (auf Ducati) nur dreimal aufs Podium geschafft, die M1000RR ist nach wie vor nur auf bestimmten Strecken konkurrenzfähig. Vor seinem Heimrennen an diesem Wochenende in Donington Park liegt Redding auf dem erbarmungswürdigen 15. Gesamtrang.
Im Herbst 2021 hat sich BMW sehr um Redding bemüht, «noch nie hat mir ein Hersteller das Gefühl gegeben, dass er mich so sehr haben will wie BMW», sagte er damals.
Dem 12-fachen Laufsieger wurde allerhand versprochen, was die Umsetzung seiner Wünsche bei der Motorradentwicklung betrifft, doch passiert ist wenig. Da braucht es niemanden zu wundern, wenn Redding, der sein Herz stets auf der Zunge trägt, bei seiner Wortwahl nicht immer beherrscht war.
Damit hat sich Scott bei BMW keine Freunde gemacht, doch er hat auch Befürworter. Denn den meisten ist klar, dass nicht die Fahrer das Problem sind, es liegt am Motorrad. «Wir haben damals alles unternommen, um Scott zu bekommen. Warum sollten wir ihn jetzt fallen lassen?», sagte ein Teammitglied in England.
Zumal Redding im Vorjahr als WM-Achter mit Abstand bester BMW-Fahrer war, sich von der zermürbenden Situation aber zunehmend aus der Fassung bringen ließ.
Sollte sich für den Moto2-Vizeweltmeister von 2013 (hinter Pol Espargaró) die Möglichkeit bieten woanders anzudocken, wäre es keine Überraschung, wenn er diese annimmt.
Bei Ducati und Honda steht er nicht zur Debatte, Kawasaki hat am 29. Juni mit Alex Lowes um ein weiteres Jahr verlängert. Damit kommen diese drei Werksteams für Redding nicht in Frage.
Eine Chance bietet sich ihm bei Yamaha. Denn dort ist nach dem Wechsel von Toprak Razgatlioglu zu BMW für nächste Saison ein Platz vakant.
«Ich möchte mit unserer Strategie und Richtung konstant sein», betonte Yamahas Road-Racing-Manager Andrea Dosoli gegenüber SPEEDWEEK.com. «Wir haben derzeit sechs Fahrer, die einen Vertrag mit Yamaha Motor Europe haben. Für so eine breite Investition gibt es einen klaren Grund. So können wir die Fahrer genau verfolgen, sie können ihre Fähigkeiten verbessern und wir können ihnen Chancen für die Zukunft bieten. Wenn wir denken, dass es bei einem von ihnen das Potenzial gibt, dass er Toprak ersetzen kann, dann genießt dieser Fahrer Priorität. Wenn uns aber klar wird, dass unsere Fahrer mehr Zeit brauchen, um ihre Fähigkeiten zu verbessern, dann – und nur dann – schauen wir uns einen Fahrer von außerhalb unserer Familie an.»
Seit 2020 hat nur ein Yamaha-Fahrer Rennen gewonnen: Toprak Razgatlioglu, der Weltmeister des Jahres 2021. 31 Siege sind dem Türken bislang mit der R1 gelungen, hinzu kommen weitere 50 Podestplätze.
Andrea Locatelli ist im Werksteam für 2024 fix, aus den eigenen Reihen käme höchstes der zweifache Supersport-Champion Dominique Aegerter als Teamkollege in Frage. Denn Remy Gardner, Bradley Ray und Lorenzo Baldassarri haben es noch nie in die Top-5 geschafft.
Kann Locatelli oder Aegerter die Fußstapfen von Toprak in der nächsten Saison füllen? Davon ist kaum jemand überzeugt.
Könnte es Redding? Mit Bestimmtheit kann das niemand sagen. Der 30-Jährige hat aber immerhin schon zwölf Superbike-Rennen gewonnen und brächte jahrelange Erfahrung von BMW und Ducati zu Yamaha mit, außerdem das Wissen aus seiner MotoGP-Zeit, wo er für Honda, Ducati und Aprilia fuhr. Und sein Fahrstil mit hohem Kurvenspeed sollte zur Yamaha passen.
Ein weiterer Pluspunkt von Redding: Er ist ein Charakterkopf, der die Fans auch abseits der Rennstrecke begeistert. Welch hohen Wert und positiven Einfluss das für einen Hersteller hat, sah Yamaha in den vergangenen Jahren mit Toprak.
Durch die Verpflichtung von Razgatlioglu für 2024 brachte sich BMW selbst in die Bredouille. Denn wenn Loris Baz und Scott Redding ihre Optionen ziehen, hat der deutsche Hersteller fünf Fahrer unter Vertrag – die anderen beiden sind Michael van der Mark und Garrett Gerloff. Es stehen aber nur vier Motorräder zur Verfügung.
BMW plant fix mit Razgatlioglu, van der Mark und Gerloff. Sind auch Baz und Redding an Bord, muss für einen der beiden eine andere Lösung gefunden werden. Im Falle einer Kündigung würde für BMW eine Vertragsstrafe fällig.