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Mindestgewicht in SBK: Die Rufe werden wieder lauter

Von Ivo Schützbach
Razgatlioglu, Bautista und Petrucci (v.l.): Es ist augenscheinlich, weshalb Bautista Gewichtsvorteile hat

Razgatlioglu, Bautista und Petrucci (v.l.): Es ist augenscheinlich, weshalb Bautista Gewichtsvorteile hat

Mitte Februar 2023 wurde das Thema Mindestgewicht für die Kombination aus Motorrad und Fahrer für die Superbike-WM vorerst beerdigt. Für Danilo Petrucci wäre das ein vernünftiges Balance-Instrument.

Im Reglement der Superbike-WM 2022 war unter Paragraph 2.4.4 als Anhang zu Absatz f der Vermerk zu finden, dass für 2024 der Vorschlag vorliegt, ein Gewichtslimit für die Kombination aus Motorrad und Fahrer einzuführen.

Was sich durch das Beiwort «Vorschlag» wenig spektakulär liest, hatte in Wirklichkeit viel Substanz. Denn, dass so ein Vorschlag überhaupt ins Regelwerk aufgenommen wird, setzt voraus, dass er davor durch alle Instanzen hindurch befürwortet wurde.

SBK Executive Director Gregorio Lavilla von Promoter Dorna hatte den Vorschlag ebenso abgewinkt wie der damalige SBK Technical Director des Motorrad-Weltverbands FIM, Scott Smart, sowie die Repräsentanten der in der MSMA organisierten Hersteller.

Doch am 15. Februar 2023, wenige Tage vor dem Saisonstart in Australien, kam die Mitteilung von der FIM, dass der als Vorschlag titulierte Beschluss gekippt wurde. Es gibt weder für dieses Jahr ein kombiniertes Mindestgewicht aus Fahrer, Bekleidung und Motorrad, noch steht es für nächstes auf der Agenda.

Als Grund dafür wurde zusammenfassend angeführt, dass es bei den technischen Regeln Kontinuität geben soll.

Der entscheidende Satz in dem FIM-Dokument ist jedoch, dass der Beschluss vom «SBK Permanent Bureau» gekippt wurde.

Dieser übergeordneten Institution, von der nur selten etwas zu hören ist, gehören nur zwei Leute an: Dorna-Geschäftsführer Carmelo Ezpeleta und FIM-Präsident Jorge Viegas. Sie haben die Macht, in letzter Instanz jeden Beschluss für die drei SBK-WM-Klassen zu vereiteln – solange sie sich einig sind.

Was Viegas gegen ein Mindestgewicht hat, lässt sich von außen schwer beurteilen. Ezpeleta ist nicht grundsätzlich dagegen, der Dorna-Boss lehnt aber eine Regelung ab, die sich gegen einzelne leichte Fahrer richtet und nicht wie bislang auf die Hersteller abzielt. Denn er fürchtet, dass sonst auch in der MotoGP-WM Rufe danach laut werden könnten, wenn ein neuer Dani Pedrosa auftaucht. Der Spanier hat sich deshalb dafür ausgesprochen andere Wege zu finden, um für mehr Chancengleichheit zwischen leichten und schwereren Fahrern zu sorgen.

Doch diese sind bislang nicht in Sicht.

Im Laufe dieser Saison wurden zwar die Maximaldrehzahlen der Ducati (-500/min), Kawasaki (+500/min) und Yamaha (+250/min) korrigiert, am Gesamtbild hat das aber nichts geändert.

Alvaro Bautista und seine Ducati Panigale V4R bilden eine schlagkräftige Einheit, wie man sie nur selten im Rennsport sieht. Vor Most (Brüx) am kommenden Wochenende hat der Spanier 19 der 21 Läufe gewonnen und liegt bereits 70 Punkte vor dem zweitplatzierten Toprak Razgatlioglu (Pata Yamaha).

Während die Reduzierung der Maximaldrehzahl auf den Weltmeister keine Auswirkung zu haben scheint, klagen alle anderen Ducati-Piloten.

«Für mich ist das nicht der richtige Weg, um Balance herzustellen», betonte Danilo Petrucci aus dem Barni-Team gegenüber SPEEDWEEK.com. «Es ist nicht fair, allen Ducati-Piloten die Drehzahl zu reduzieren, denn lediglich Bautista macht den Unterschied aus. Ich wiege 30 Kilogramm mehr als Alvaro. Das ist nicht seine Schuld und auch nicht meine, wir sind eben so. Er kann zwei Kilogramm zunehmen und ich drei abnehmen und der Unterschied beträgt immer noch 25 Kilo. Wir brauchen ein Balance-System, welches sich auf das Gesamtgewicht bezieht, denn Alvaro ist auf den Geraden immer noch der Schnellste.»

«Für Alvaro machen die 500/min weniger kaum einen Unterschied aus», ergänzte der Italiener. «Reden wir über angeglichene Gesamtgewichte, hätte er es sicher schwerer. Dann müsste er mehr Gewicht hin und her wuchten. Baz, Redding und ich sind die Schwersten, für uns ist es besonders hart. Wir sind langsamer in der Beschleunigung, müssen mehr Gewicht verzögern und brauchen mehr Sprit. Und wenn es dann noch so heiß ist wie in Imola, erhöht sich der Druck in meinen Reifen stärker und die Auflagefläche auf dem Asphalt wird weniger. Wir haben jetzt 900/min weniger als das Serienmotorrad, ich weiß nicht, ob das gut ist. Ich wüsste zu gerne, wie der Algorithmus funktioniert, der das alles bestimmt. Wären die Regeln transparenter, wäre das für alle besser.»


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