Formel 1: Abschied in der Unterhose

Jonathan Rea zu Yamaha? Entscheidung im September

Von Ivo Schützbach
Jonathan Rea macht sich intensiv Gedanken über seine Zukunft

Jonathan Rea macht sich intensiv Gedanken über seine Zukunft

Mitte Juli deckte SPEEDWEEK.com auf, dass sich das Management von Kawasaki-Star Jonathan Rea bei Yamaha nach einem Platz für die Superbike-WM 2024 erkundigt hat. Dort wird Ersatz für Toprak Razgatlioglu gesucht.

Toprak Razgatlioglu hinterlässt mit seinem Sensationswechsel zu BMW nach dieser Saison bei Yamaha eine Riesenlücke.

Wunschkandidat Franco Morbidelli hat seinen Platz im MotoGP-Werksteam von Yamaha wie angekündigt an Alex Rins verloren, wird 2024 in der Königsklasse aber entweder für das Ducati-Team Gresini oder Mooney VR46 starten. Dem Superbike-Werksteam von Yamaha hat der Italiener eine Absage erteilt.

Für Yamaha kommt es einem Sechser im Lotto gleich, dass sich Jonathan Reas Manager Chuck Aksland nach einer möglichen Zusammenarbeit erkundigt hat. Denn Yamahas Road-Racing-Manager Andrea Dosoli hat nach eigenen Angaben «noch nie» versucht einen Fahrer eines Mitbewerbers aus einem bestehenden Vertrag zu bekommen.

Rea ist mit sechs WM-Titeln, 119 Siegen und 256 Podestplätzen der mit Abstand erfolgreichste Superbike-Pilot, er fährt auch mit 36 Jahren noch auf dem Level des zehn Jahre jüngeren Toprak.

Der Nordire hat mit Kawasaki einen Vertrag bis Ende 2024 – doch es gibt Ausstiegsklauseln.

Bei Yamaha ist zu hören, dass die Entscheidung, wer 2024 im Werksteam neben dem gesetzten Andrea Locatelli fahren wird, erst nach der Sommerpause fallen wird, als frühestens Anfang September in Magny-Cours.

Natürlich kann sich Rea zum angestrebten Wechsel zu Yamaha nicht äußern, schließlich ist er ein Kawasaki-Werksfahrer. Auf die Frage, wie seine sportliche Zukunft aussieht und ob er sich auch den Rücktritt vorstellen kann, bleibt er aber nicht stumm.

«Ich werde mit meiner Familie zusammensitzen und alles besprechen», erzählte Johnny beim Treffen mit SPEEDWEEK.com. «Ich denke viel nach und habe viele Tage des Nachdenkens vor mir. Ich habe aber keine Eile oder Panik. Ich bin mit meiner Situation nicht 100-prozentig zufrieden und muss zu diesem Zeitpunkt meiner Karriere eine gute Entscheidung treffen. Eine, die für mich richtig ist. Dafür werde ich mir die nötige Zeit nehmen.»

Kawasaki hat sämtliche Pläne verworfen, eine neue ZX-10RR zu bringen, weil die Entwicklung eines schlagkräftigeren Triebwerks viele Millionen Euro verschlingen würde. Da ist es nur ein geringer Trost für Rea, dass er beim letzten Event vor der Sommerpause in Most (1./2./3.) zum ersten Mal in dieser Saison mehr Punkte eroberte als die in der WM punktemäßig deutlich vor ihm liegenden Alvaro Bautista (Ducati) und Razgatlioglu.

«Wir haben nie einen Schritt gemacht, wir arbeiten mit dem Motorrad, das wir kennen», verdeutlichte Rea. «Wenn du das Limit deines Pakets erreicht hast, dann bleibt dir im Rennsport manchmal nichts anderes übrig, als verschiedene Ideen und Teile zu versuchen. Letztlich kommen wir aber immer zu etwas zurück, das wir kennen.»

Natürlich macht er sich in dieser ausweglosen Situation bei Kawasaki Gedanken, wie sich seine Aussichten verbessern ließen.

Kawasaki hat Jonathan Rea sehr viel zu verdanken, er hat sich beim Team Green besondere Verdienste erworben. Und der japanische Hersteller weiß, dass ihr Fahrer viel besser als das Motorrad ist.

Da mit diesem Bike momentan keine Titelchancen bestehen und sich die Karriere des Nordiren dem Ende zuneigt, ist mit einem Entgegenkommen der Kawasaki-Manager zu rechnen, sollte Rea zu Yamaha wollen.

In der MotoGP-WM wurden in den letzten Jahren bei den Werksteams den Stars Zarco (KTM), Lorenzo (Honda), Viñales (Yamaha) auch keine Steine in den Weg gelegt. Selbst die HRC-Verantwortlichen versichern, sie würden den Weggang von Marc Márquez nicht verhindern.

Wenn ein Fahrer mit dem Material nicht zurechtkommt oder unglücklich ist, wird ihn kein Team oder Hersteller zum Bleiben zwingen. Im Fall von Rea kommt dazu: Wenn es mit dem geplanten Tapetenwechsel nicht klappt, kann er sich nach der Saison auch zum Rücktritt entschließen, weil er kein Interesse an einer weiteren sieglosen Saison bei Kawasaki hat.


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