Kawasaki bestätigt die Trennung von Jonathan Rea
Jonathan Rea verlässt nach neun Jahren Kawasaki
Als Jonathan Rea nach sechs Jahren mit Honda (15 Siege, 42 Podestplätze) 2015 zu Kawasaki wechselte, konnte niemand ahnen, dass sich daraus die erfolgreichste Partnerschaft in der Superbike-WM seit deren Gründung 1988 entwickeln würde.
Sechsmal nacheinander gewann der Nordire ab 2015 den Titel, 104 Siege und 214 Podestplätze hat er seither erreicht.
Als Konsequenz dieser Erfolgsserie wurde 2018 die Balance-Regel eingeführt, welche die verschiedenen Hersteller auf einen annähernd gleichen technischen Level bringen soll: Zu erfolgreiche Hersteller werden bestraft und Hinterbänklern wird geholfen.
Seit 2015 gab es zwei herausragende Kombinationen aus Fahrer und Motorrad: Johnny Rea mit der Kawasaki und Alvaro Bautista mit der Ducati. Die Dominanz dieser zwei Ausnahmefahrer wurde jeweils zum Anlass genommen, die Balance-Regel anzupassen und damit deren Schlagkraft zu mindern.
Für die Saison 2018 wurde die Maximaldrehzahl der Kawasaki um 1400/min reduziert, trotzdem wurde Rea so noch dreimal Weltmeister. Die Motoren der Ducati wurden dieses Jahr um 500/min kastriert, doch auch das wird an Bautistas Übermacht nichts ändern.
Über die Jahre wurde immer offensichtlicher: Der Vorteil von Kawasaki schrumpfte, die Konkurrenz holte mit neuen Homologationsmodellen auf.
2021, als Toprak Razgatlioglu auf der Yamaha Weltmeister wurde, feierte Rea 13 Siege. 2022 waren es nur noch sechs, dieses Jahr ist es bislang einer. Hätte es in Most nicht geregnet, stünde Kawasaki-Star Rea ohne da.
Als Johnny im Juli 2022 seinen Kawasaki-Vertrag vorzeitig bis Ende 2024 verlängerte, ging er davon aus, dass die Japaner ein Motorrad mit einem verbesserten Aggregat bringen würden – doch das ist wegen der damit verbundenen hohen Kosten nicht der Fall.
Der 36-Jährige weiß, dass er sich im Herbst seiner Karriere befindet, obwohl er noch immer auf höchstem Niveau fährt. Da er für 2024 keine Werks-Ducati bekommen kann, greift er zur zweitbesten Wahl: Yamaha.
Reas Rechnung: Razgatlioglu fährt auf der Yamaha vor ihm, wechselt aber für nächstes Jahr zu BMW. Geht er von Kawasaki zu Yamaha, bedeutet das für ihn einen Schritt nach vorne.
Dass er durch diesen Wechsel seinen Status als «Mister Kawasaki» verliert, ist für Rea nebensächlich. Denn seine Verdienste für die Grünen kann ihm niemand nehmen. Und wenn es um eine Karriere nach der Karriere geht, etwa als Markenbotschafter, kann ihm Yamaha deutlich mehr bieten als Kawasaki.
Kawasaki hat inzwischen offiziell bestätigt, dass Jonathan Rea das Team nach dieser Saison verlassen wird.
«Sowohl im Leben als auch im Rennsport bestimmen Prioritäten den Weg, den man einschlagen muss», kommentierte Kawasaki-Teammanager Guim Roda die Trennung im gegenseitigen Einvernehmen. «Ich bin sehr glücklich und stolz, dass Johnny in diesen neun Jahren seine Prioritäten bei KRT definiert und uns so viele Erfolge beschert hat. Ich betrachte es für mich, unser Team, Kawasaki und alle unsere Fans weltweit als Privileg, Teil dieser Reise gewesen zu sein. Die Aufgabe, die wir jetzt haben, besteht darin, die Saison so gut wie möglich abzuschließen. KRT ist bestrebt, mit Johnny in seinen letzten vier Events auf der Ninja ZX-10RR, für die er zum Synonym geworden ist, eine gute Show zu liefern.»
«Ich möchte allen bei KMC und KRT dafür danken, dass sie an mich geglaubt und mir die Möglichkeit gegeben haben, mich auf höchstem Niveau zu beweisen», hielt Rea fest. «Ich habe als Mensch und Fahrer viel gelernt und bin gewachsen, seit ich zum ersten Mal mein Bein über das Werks-Superbike Ninja ZX-10R geschwungen habe. Der Gewinn von sechs aufeinanderfolgenden Weltmeisterschaften wird immer der offensichtlichste Höhepunkt meiner Zeit bei Kawasaki sein. Aber es werden auch die schönen Erinnerungen, die Lektionen fürs Leben und das Lachen sein, die ich in die Zukunft mitnehmen werde. Dies ist kein Abschied, denn man verabschiedet sich nicht von der Familie, sondern es ist einfach das Ende dieses unglaublichen Kapitels. Ich wünsche allen bei KRT viel Glück für die folgenden Kapitel, wir sehen uns an der Strecke.»