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Trotz 10-Jahres-Vertrag: SBK in Mandalika vor dem Aus

Von Ivo Schützbach
Die Insel Lombok ist immer eine Reise wert

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Nach dem SBK-Event in Argentinien könnte auch jener auf der Ferieninsel Lombok in Indonesien aus dem Kalender 2024 fliegen. Grund dafür sind die hohen Kosten für den lokalen Veranstalter und die geringen Einnahmen.

Für den Event in San Juan in Argentinien hatte SBK-Promoter Dorna einen Vertrag bis Ende 2023, doch die für Oktober angesetzte Veranstaltung wurde nach einem politischen Wechsel und wegen der momentan dramatischen Inflation von 115 Prozent bereits im Juli abgesagt. Eine Neuaufsetzung des Vertrags ab 2024 steht nicht zur Debatte.

Ohne Südamerika verliert die Superbike-WM ein Übersee-Ereignis, nun droht das nächste Debakel. Seit 2021 ist Mandalika in Indonesien im Kalender, es wurde ein Zehn-Jahres-Vertrag bis inklusive 2030 geschlossen. Doch bereits nach der dritten Veranstaltung Anfang März 2023 rumorte es im Inselstaat und es gab Berichte von nationalen Medien, wonach SBK auf der Insel Lombok vor dem Aus stehe.

Obwohl sich der Motorrad-Rennsport in Südostasien enormer Beliebtheit erfreut, ist es extrem schwierig, eine solche Veranstaltung rentabel zu machen. Die Gebühren der Dorna sind für Überseerennen geschätzt um den Faktor 5 höher als in Europa, weil für die spanische Agentur damit enorme Kosten für den Transport des eigenen Materials und des der Teams verbunden sind, hinzu kommen teure Flugtickets für das Personal. Selbst wenn zu einem Rennen 100.000 Zuschauer kommen, ergibt das bei 20 Euro Eintritt nur zwei Millionen Euro.

Das monatliche Durchschnittseinkommen in Indonesien belief sich 2022 auf 180 Euro. Das bedeutet, dass die Hälfte der Bevölkerung pro Arbeitstag weniger als 9 Euro verdient – viele der zirka 275 Millionen Einwohner sogar deutlich weniger. 20 Euro für ein Wochenend-Ticket – für einen Europäer, Australier oder Amerikaner ein Schnäppchen – ist für diese Menschen viel Geld. Und es braucht ja auch Unterkunft, Verpflegung und Anreise.

Ruft der lokale Veranstalter europäische Preise auf, kommt niemand. Verlangt er landesübliche Preise, hätte er viele Zuschauer, erwirtschaftet aber kaum Geld. Wählt er den Mittelweg, hat er wenig Zuschauer und wenig Geld.

Die einzigen Möglichkeiten aus der Misere sind in Ländern wie Indonesien große Sponsoren wie Pertamina, ein staatliches Öl- und Gasunternehmen. Oder direkte staatliche Unterstützung, weil die Veranstaltung zum internationalen Bekanntheitsgrad beiträgt und Touristen ins Land locken soll.

Investieren Firmen oder Staaten viel Geld, tun sie das vorrangig für die Formel 1 und/oder MotoGP, die beiden weltweit größten Rennserien.

Finanziell bringen Überseerennen der Superbike-WM nur aus Imagesicht etwas, die Sponsoren der Teams bezahlen ihnen gleich viel, wenn nur in Europa gefahren wird. Aber natürlich würden sich die Motorradhersteller sowie Serienpartner wie Pirelli, Hyundai oder Motul gerne in den wichtigen Märkten Südostasiens, Südamerikas und in den USA präsentieren.

Am vergangenen Wochenende sprach SPEEDWEEKs Indonesien-Korrespondent Taufik Hidayat mit Priandi Satria, dem Geschäftsführer des indonesischen Vermarkters MGPA. Er verriet, dass es diesen Monat weitere Gespräche über die Fortsetzung des Vertrags für die Superbike-WM gäbe. Problematisch ist, dass zum Superbike-Rennen deutlich weniger Zuschauer kommen als zu MotoGP.

Diese Erfahrung musste SBK auch bereits in Thailand machen. Sobald die Meisterschaft bei den Fans in Konkurrenz zu MotoGP steht, und sich die Zuschauer nur eine Veranstaltung leisten können oder wollen, zieht SBK den Kürzeren.

In Indonesien wohnen die meisten Menschen auf der Hauptinsel Java: Sie denken genau darüber nach, ob sie zwei Stunden ins Flugzeug sitzen und nach Lombok fliegen, wo die Unterkunftspreise für das Rennwochenende in die Höhe schnellen. Und die europäischen Besucher des SBK-Events können persönlich per Handschlag begrüßt werden.

Die Dorna ist sich der Schwierigkeiten in Indonesien bewusst und wartet auf eine zeitnahe Entscheidung.

Es ist zu befürchten, dass wir 2024 nur einen Übersee-Event sehen, auf Phillip Island in Australien. Der dortige Vertrag läuft bis inklusive 2027, WM-Auftakt ist jeweils am letzten Februar-Wochenende.


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