Johnny Rea weiß: Yamaha ist keine Garantie für Erfolg
Jonathan Rea sehnt sich nach einer neuen Herausforderung
Bereits im Juli 2022 hatten Jonathan Rea und Kawasaki ihren seit 2015 bestehenden Vertrag vorzeitig bis Ende 2024 verlängert. Nach sechs Titeln in Folge unterlag der inzwischen 119-fache Laufsieger 2021 Toprak Razgatlioglu (Yamaha) und 2022 Alvaro Bautista (Ducati). Der Abwärtstrend von Kawasaki ist seit 2020 unübersehbar: 2019 gewann Rea noch 17 Rennen, im Jahr darauf 11, dann 13, 6 und dieses Jahr eines.
«Kawasaki hat immer Druck gemacht und das Beste gegeben», betonte der Nordire beim Treffen mit SPEEDWEEK.com. «Dass ich gehe, hat nichts damit zu tun, dass Kawasaki Versprechen nicht erfüllte, das sind nicht die Gründe. Wir haben alle unser Bestes gegeben, letztlich brauche ich eine neue Herausforderung.»
Rea verneint nicht, dass er mit einer erfolgreicheren Saison und so vielen Siegen wie in seinen besten Jahren wahrscheinlich eine andere Sicht der Dinge hätte: «Wenn du gewinnst, dann verändert das deine Mentalität und Gefühle. Wenn und Aber zählen aber nicht, wir stehen, wo wir stehen. Das ist unsere Situation und deshalb sind meine Gefühle, wie sie sind.»
Als Rea sich für den Wechsel zu Yamaha entschied, waren die technischen Regeln für 2024 noch in der Mache. Inzwischen sind sie weitgehend definiert und sollen dafür sorgen, dass sämtliche Hersteller näher zusammenrücken. Mit dem Wissen von heute lässt sich nicht abschätzen, ob der Nordire bei Yamaha in der nächsten Saison bessere Voraussetzungen vorfinden wird, um gegen Seriensieger Alvaro Bautista und Ducati zu kämpfen, als das auf einer Kawasaki der Fall sein würde.
«Niemand weiß, wie es kommen wird», ist dem 36-Jährigen bewusst. «Im Leben gibt es keine Garantien. Ich weiß nicht, wie viel Prozent der Ehen geschieden werden. Eine Trennung ist nie lustig, aber sie kommt vor. Meine Beziehung zu Kawasaki war unglaublich. Wir haben uns wie Erwachsene unterhalten und gemeinsam entschieden, dass wir meinen Vertrag auflösen. Sie verstehen, dass ich zunehmend frustrierter wurde. Ihre Reaktion war erwartungsgemäß, wir sprachen sehr offen und ehrlich miteinander. Ich hatte schon davor sehr hohen Respekt vor meinem Teammanager Guim Roda, in diesen vertraulichen Gesprächen hat er bei mir ein neues Level erreicht. Ich war transparent und klar, er ging erstaunlich damit um und hat verstanden, dass ich einen Wechsel und eine neue Herausforderung brauche. Das war kein einfacher Prozess, sondern mit das Härteste, was ich in meinem Leben getan habe. Kawasaki hat meine Entscheidung respektiert – ob sie ihr zustimmen oder nicht, musst du sie fragen.»
«Kawasaki hat mir ein großartiges Leben ermöglicht», untermauert der erfolgreichste Superbike-WM-Pilot. «Mein ganzes Leben wollte ich Weltmeister werden, was ich erreicht habe, konnte ich mir nicht mal erträumen. Finanziell bin ich abgesichert, in der Box habe ich viele Freunde gefunden. Sogar einigen Teamsponsoren stehe ich nahe. Meine Hoffnung ist, dass unsere jetzige Beziehung weiterhin Bestand hat. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich von Kawasaki rausgeschmissen und mir die Türe vor der Nase zugeschlagen wurde. Wir müssen feiern, was wir zusammen erreicht haben. Für mich geht es um mehr als Sport, dieses Team war meine Familie, in der ich erwachsen wurde. Sie haben mich in meinen besten und schlechtesten Momenten gesehen und mir über Verletzungen und Operationen hinweggeholfen. Ihnen gilt mein voller Respekt, trotzdem muss ich den Wechsel wagen.»