Kritik von Johnny Rea: So kann das nicht weitergehen
Schnellst mögliche Rundenzeiten sind nicht alles, sagt Jonathan Rea
Auf Phillip Island kämpfen die Reifenhersteller immer mit enormem Verschleiß ihrer Produkte, bis hin zur Auflösung. Mit dem neuen Asphalt, der noch aggressiver auf das schwarze Gold wirkt, musste beim Saisonstart in Australien sogar ein Pflichtboxenstopp während der Superbike-Hauptrennen und auch in der Supersport-Klasse eingeführt werden.
Der Asphalt in Barcelona ist das Gegenteil, er bietet sehr wenig Grip. Was beide Strecken eint: Die Fahrer können nicht über die gesamte Renndistanz ans Limit gehen, sie müssen mit ihren Reifen haushalten.
Nach zehn Runden gibt es für die meisten Piloten auf diesen Strecken ein böses Erwachen, dann beginnt ein rapider Abbau der Hinterreifen. Das Management ist wichtig – sonst droht, bei zu schneller Anfangspace in der zweiten Rennhälfte mit zerstörten Reifen nach hinten durchgereicht zu werden.
Rekordchampion Jonathan Rea übt deutliche Kritik an der derzeitigen Entwicklung: «Wir brauchen Reifen, die weniger stark abbauen und mehr Stabilität bieten. Die jetzigen Reifen sind für die Jagd nach Bestzeiten entwickelt worden. Es ist cool, wenn du Rekorde aufstellst, aber wir brauchen Reifen, die nicht so schnell nachlassen und der Industrie trotzdem Anreize bieten. Wir verheizen Reifen, welche von Jahr zu Jahr immer weicher werden und schneller abbauen.»
Gleichzeitig sehen wir in der Moto2- und Moto3-WM, in welcher Pirelli seit diesem Jahr der neue Lieferant ist, dass dieser Reifenverschleiß die Ergebnisse, die früher ab Rennmitte in Stein gemeißelt waren, ordentlich durchmischt. Auf Phillip Island überraschte Alex Lowes (Kawasaki) Superbike-Weltmeister Alvaro Bautista (Ducati) in der letzten Runde und gewann nach dem Sprint auch das zweite Hauptrennen.
Aber wollen die Fans eine Rennlotterie? Rea glaubt nicht. «Auf einer Strecke wie Assen kannst du von Anfang bis Ende Vollgas fahren, der Schnellste gewinnt. Weil der Griplevel und die Reifen zusammenpassen. Ich glaube nicht, dass es jemanden interessiert, ob wir eine Sekunde schneller sind oder nicht.»
Pirelli brachte für Barcelona neue Modelle, die Rea und andere bereits während des Tests versuchen konnten. Sind diese ein Fortschritt gegenüber den etablierten Typen? «Es gibt keine Unterschiede in der Performance. Der Front- und Hinterreifen sind sehr ähnlich gegenüber den bisherigen», hielt der Nordire fest.
Pirelli nutzt sein Engagement in der Superbike-WM seit über 20 Jahren für die Entwicklung von Serienreifen, natürlich werden dabei Grenzen ausgelotet. Doch die Reifen sollten nicht die Hauptdarsteller eines Rennens sein.