Johnny Rea zum elenden WM-Start: Fehlende Telepathie
Andrew Pitt (li.) und Johnny Rea verstehen sich noch nicht blind
Acht mickrige Punkte hat Jonathan Rea vor dem dritten Event der Superbike-WM 2024 am kommenden Wochenende auf dem TT Circuit in Assen auf dem Konto. 17., Zehnter und ein Sturz sind die katastrophale Bilanz vom Auftakt in Australien; ein Ausfall, Platz 13 im Sprint und Rang 8 im zweiten Hauptrennen in Barcelona waren kaum besser. Wenig tröstlich: Der 119-fache Laufsieger holte in Katalonien seine ersten WM-Punkte mit der für ihn neuen Yamaha.
Bei diesen beiden Veranstaltungen ging sehr viel schief, Kritiker unkten bereits, Rea habe das Fahren verlernt. In Assen hat Johnny bereits 17 Superbike-Rennen gewonnen, er ist davon überzeugt, dort mit der R1 in die Erfolgsspur zu finden. «Ich weiß, was es hier braucht, um schnell zu sein», erzählte der sechsfache Weltmeister beim Treffen mit SPEEDWEEK.com am Donnerstag. «Für mich deutet alles darauf hin, dass wir ein starkes Wochenende haben sollten, auch wenn ich das Potenzial der Yamaha erst noch herausfinden muss.»
«Für mich ist der diesjährige Kalender unglücklich», hielt Rea fest. «Es fühlt sich an, als hätten wir eine halbe Saison hinter uns, wir hatten aber erst zwei Rennwochenenden – die Abstände zwischen den Events sind so groß. Und an beiden Wochenenden spielten die Reifen die entscheidende Rolle. Assen ist eine normale Rennstrecke, eine konventionelle. Ich habe mir hier einige Tricks angeeignet; nach so vielen Jahren haben diese aber viele andere Fahrer durchschaut. Mir würde es sehr helfen, wenn die Strecke am Freitag trocken ist, um das neue Motorrad besser kennenzulernen. Die Vorhersage sieht aber nicht sehr vielversprechend aus.»
Zu Saisonbeginn hat sich als Reas größtes Problem herauskristallisiert, dass er sich mit seiner neuen Technik-Crew noch nicht blind versteht. «Dass ich sie, und sie mich verstehen, kommt Schritt für Schritt», sagt der Mann mit der Startnummer 65. «Das braucht Zeit, ich glaube aber an das Personal bei Yamaha, das sind großartige und intelligente Leute. Mit meinem vorherigen Crew-Chief habe ich neun Jahre zusammengearbeitet und auch wir hatten zwischendurch schwierige Zeiten. Aber wenn ich sagte, dass wir nach links müssen, dann wusste er auf telepathische Weise, wie weit nach links. Einer neuen Crew muss ich das in Worten schildern, das ist schwer zu verstehen. Bei den ersten beiden Events verbrachte ich viel Zeit in der Box, um meine Eindrücke zu erklären. Du kannst als Fahrer aber auch zusätzliche Probleme schaffen, wenn du zu viel redest. Das ist auch für mich eine neue Situation. Aber ich bin mir sicher, dass sich das nach und nach ergibt.»
Reas Crew-Chief bei Kawasaki, Pere Riba, und sein jetziger bei Yamaha, Andrew Pitt, sind ehemalige Rennfahrer. «Sie sind sich ähnlicher, als man sich vorstellen würde», hielt der 37-Jährige fest. «Sie sind sehr clever, Andrew hat eine erstaunliche Arbeitsmoral. Er versucht ununterbrochen etwas Besseres zu finden und treibt alle an. Pere war genauso. Der größte Unterschied ist, dass ich mit Pere neun Jahre zusammengearbeitet habe. Manchmal musste ich gar nichts sagen, und er wusste, was zu tun ist. Ich habe eine gute Beziehung zu Andrew und vertraue ihm und Yamaha. Unser Start war schwierig, hoffentlich können wir in Assen zur Normalität zurückkehren. Wir brauchen ein gutes Ergebnis.»