Team Pedercini Racing: Neustart mit Markenwechsel
Teamchef Lucio Pedercini
Nach der Saison 2023 war für Teameigentümer Lucio Pedercini klar, dass es nicht wie gehabt weitergehen kann. Er wollte seine Mannschaft für 2024 neu aufstellen und verzichtete, um Zeit zu gewinnen und auch aus Kostengründen, auf den einzigen Übersee-Event zu Saisonbeginn in Australien.
TPR, die drei Buchstaben stehen für Team Pedercini Racing, wollte beim Europa-Auftakt im März in Barcelona wieder dabei sein, dann Ende April in Assen. Zuletzt wurde Misano Mitte Juni als Comeback-Termin kommuniziert.
SPEEDWEEK.com traf sich an der neuen WM-Strecke in Cremona in Norditalien mit Pedercini, der nur 45 Kilometer entfernt südlich des Gardasees wohnt.
«Ich habe gut nachgedacht und bevorzuge es, für diese Saison aufzuhören und stattdessen besser für 2025 zu arbeiten», erzählte Lucio. «Vor einem Monat habe ich damit begonnen, einen Drei-Jahres-Plan umzusetzen, für 2025, 2026, 2027. Ich will wieder ein großes Projekt auf die Beine stellen und werde nur zurückkommen, wenn das unter besten Voraussetzungen möglich ist. Für mich stand immer die Hingabe vor allem anderen, aber das ist auf Dauer unmöglich. In den vergangenen Jahren wurden die Voraussetzungen für uns immer schlechter, jetzt will ich von Neuem beginnen.»
Lange galt TPR in der Superbike-WM als Hinterbänkler-Truppe. Doch wann immer Lucio zahlungskräftige Sponsoren fand, konnte seine Mannschaft mit guten Ergebnissen aufwarten. Die Aushilfspiloten Anthony West (Sepang 2016) und Leon Haslam (Doha 2016) sorgten nach Platz 4 des Teamchefs im Jahr 2000 auf Phillip Island mit jeweils fünften Rängen für die besten Resultate des Pedercini-Teams. Jordi Torres brauste 2019 in Laguna Seca auf Position 6.
Über die Jahre hatte Pedercini viel Pech mit Sponsoren und auch Fahrern, die ihren Verpflichtungen nicht nachkamen. Hinzu kam, dass er betriebswirtschaftlich nicht immer das beste Händchen hatte.
«Ich habe mich mit einigen Freunden zusammengesetzt, die auch teilweise Sponsoren meines Teams sind, und wir haben uns überlegt, welche Verbindungen wir zu Firmen haben», schilderte Pedercini. «Zuerst brauchten wir aber einen Plan – einen guten. Wenn das bedeutet, dass ich nur noch 20 Minuten pro Tag schlafe, dann werde ich das tun. Wir alle wissen, dass keine Fehler passieren dürfen und was wir brauchen. Also bringen wir alles auf den Tisch. Ist das genug, können wir loslegen. Wenn ich in der Vergangenheit 100.000 Euro gebraucht habe und 10.000 hatte, dann legte ich los. Das werde ich nicht mehr tun. Ich hatte viele Sponsoren, die gerne ins Fahrerlager gekommen wären, das war in den beiden Covid-Jahren aber nicht möglich. 2020 und 2021 habe ich deswegen viele Sponsoren verloren.»
Zwischen 1998 und Ende 2022 hat Pedercini keine Veranstaltungen in der Superbike-WM verpasst, kein anderes aktuelles Team ist so lange in der seriennahen Motorrad-Weltmeisterschaft dabei.
In den ersten Jahren trat das Team auf Ducati an, seit 2008 mit Motorrädern von Kawasaki.
Für Pedercini steht fest: Eine SBK-Rückkehr wird es für ihn nur mit Ducati geben, denn kein anderer Hersteller liefert seinen Kundenteams so konkurrenzfähige Motorräder.
«Ich möchte ein neues Team Pedercini, wir werden mit allem bei null beginnen», beschrieb der 51-Jährige. «Hospitality, Truck, Box, Mitarbeiter – wir wollen schön daherkommen. Wenn wir zurückkehren, dann möchte ich, dass die Leute staunen und uns Respekt entgegenbringen. Ich sage nicht, dass wir die Weltmeisterschaft gewinnen wollen, das wird nicht gehen. Aber wir möchten ein gutes Image und eine starke Struktur. Wenn man nur 10 Prozent von dem Budget hat, das man braucht, dann muss man alles reduzieren – das will ich nicht mehr. Als wir 2019 einen potenten Sponsor hatten, kamen wir gut daher. Ich weiß aus Erfahrung sehr genau, was es braucht.»