Abriss droht – Chile zittert um seine Rennstrecke
Der Autódromo Internacional Codegua ist aus der Luft eine trostlose Erscheinung
Die Gespräche zwischen den Betreibern der chilenischen Rennstrecke und der Dorna zur Austragung der Superbike-WM 2015 sowie der MotoGP 2016 waren durchaus konkret. Aus Chile war sogar bereits von einem unterzeichneten Vertrag mit fünfjähriger Laufzeit zu hören – es war wahrscheinlich lediglich eine Absichtserklärung. FIM und Dorna äusserten sich nach ihrem Besuch in Chile aber grundsätzlich offen für Veranstaltungen im südamerikanischen Land.
Doch nach den ersten Rennen nationaler Serien kam für die potentiellen Veranstalter von Weltmeisterschaften die Ernüchterung: Nach der Beschwerde von Anwohnern bezüglich des Lärmpegels wurden die Behörden hellhörig. Die Umweltbehörde deckte eklatante Mängel auf und erwirkte im Dezember 2014 einen Gerichtsbeschluss, der die vorläufige Schliessung der Anlage zur Folge hatte. Bis heute dreht sich auf der aus dem Boden gestampften Rennstrecke kein Rad!
Grund: Die Investoren der neuen Rennstrecke sind bei der Umsetzung ihrer Visionen übers Ziel hinausgeschossen und sich nicht an die Vorgaben der Regionalbehörden gehalten. So wurde im Zuge der Bauarbeiten ein Kanal verändert, der die Ortschaft Codegua vor Überschwemmungen schützt – es musste nach Erkenntnissen der Ermittlungen Platz für eine Verlängerung der Rennstrecke sowie für einen Hubschrauberlandeplatz geschaffen werden. Für beides fehlte die Baugenehmigung und waren auch nicht in der Umweltverträglichkeitsstudie berücksichtigt. Das Geld für die Erweiterung wurde wiederum bei der Errichtung von Schallschutzmaßnahmen eingespart, sie fehlen schlicht.
Am neunten Februar wird nun vor Gericht entschieden, wie es mit dem Autódromo Internacional Codegua weitergehen kann. Die Bandbreite der Entscheidung der zuständigen Richter ist gross: Von einer Aufhebung der vorläufigen Sperre gegen Auflagen bis zur endgültigen Schliessung ist nach Einschätzung der lokalen Medien alles möglich.