WM-Leader Johnny Rea: Was Champ Guintoli besser macht
Zwei Könner: Jonathan Rea (li.) und Sylvain Guintoli
Von 2008 bis 2014 war Jonathan Rea Hondas Aushängeschild in der Superbike-Weltmeisterschaft. Der Nordire gewann jedes Jahr mindestens ein Rennen, insgesamt 15. In der WM-Wertung war er aber nie besser als Dritter (2014), zu unkonstant war die Performance der Honda Fireblade.
Als sich Rea letzten Oktober Richtung Kawasaki-Werksteam verabschiedete, brauchte Honda eine neue Nummer 1 und fand diese in Weltmeister Sylvain Guintoli, der von Aprilia kam. Der Franzose gilt nicht als der schnellste Fahrer im Paddock, aber als akribischer Arbeiter und zuverlässiger Punktelieferant, der versucht, aus seinem Material das Beste zu machen.
Während Rea immer 100 Prozent gibt, egal ob das Motorrad gut oder schlecht ist, bringt Guintoli erst dann Bestleistung, wenn alles passt. «Wenn es für Jonathan grob passte, dann kümmerte er sich nicht um Details», erklärte Pieter Breddels, technischer Koordinator von Pata Honda. «Er gibt einfach Gas. Sylvain ist ganz genau, er weiß ganz genau, was er will. Er kann das den Technikern auch sehr gut verdeutlichen. Wenn alles passt, ist er schnell. Wenn nicht, behält er sich eine Reserve. So gewinnt man eine Meisterschaft. Er stürzt nicht viel und fährt intelligent.»
Wird euch diese Charaktereigenschaft dabei helfen die Fireblade schneller zu verbessern, als das die letzten Jahre der Fall war? «Ich denke schon», meinte der lange Niederländer gegenüber SPEEDWEEK.com. «Es ist interessant, einen so erfahrenen Piloten wie Sylvain im Team zu haben, der so viel zu sagen hat und das auch alles stimmt. Sein Feedback ist sehr gut, wird gehen durch ihn jetzt auch in eine andere Richtung mit dem Motorrad. Er hat neue Ideen für das Chassis und die Abstimmung. Unser Motorrad ist schon alt, wir kennen es, Jonathan hat das jahrelang gefahren. Wir sind aber immer in einem bestimmten Bereich geblieben, auch mit den anderen Fahrern. Von Sylvain bekommen wir Informationen, die uns einen neuen Weg öffnen.»
Spezielle Aussagen von Guintoli
Kann es sein, dass die anderen Fahrer von euch deshalb erfolglos waren, weil immer Rea die Set-up-Richtung vorgab und diese zu speziell war? Breddels: «Es ist nicht so, dass wir mit den früheren Fahrern nichts probiert haben. Aber wir haben das damals nicht hinbekommen. Seither ist das Motorrad besser geworden von der Elektronik, es ist leichter und freundlicher zu fahren. Das war es früher nicht. Was die Aussagen betrifft, ist Guintoli sehr speziell, das konnten die anderen Fahrer alle nicht. Sein Feedback ist sehr genau, mit ihm ist sehr gut zu arbeiten. Er ist nett und freundlich und korrekt, auch wenn es mal nicht läuft.»
Nach vier WM-Läufen liegt Guintoli hinter Jonathan Rea (Kawasaki), Leon Haslam (Aprilia) und Tom Sykes (Kawasaki) auf Rang 4. «Wir erwarten von ihm, dass er die WM in den Top-3 beendet», ist Breddels Zielvorgabe. «Favoriten sind die beiden Kawasaki-Fahrer und auch Haslam fährt wieder vorne mit. Bei Ducati kommt alles auf die Konstanz an, schnell sind Davies und Giugliano. Alex Lowes ist schnell, aber Suzuki sehe ich nicht vorne.»