Sönke Petersen macht grosse Fortschritte
Petersen: «Die Kassen zahlen nicht»
Vor der Industrie- und Handelskammer Ammerland schloss der Oldenburger seine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker als Klassenbester ab. Nach viereinhalb Stunden praktischer Prüfung in der Berufsbildenden Schule Bad Zwischenahn-Rostrup bescheinigten ihm die vier Prüfer die Abschlussnote 2,2.
Mit dem erweiterten Sekundarabschluss I kann Sönke darüber hinaus nun die Fachholschulreife oder das Abitur erwerben. Sein Arbeitgeber, Dirk Hilgen aus Friedrichsfehn, bot ihm aber einen Arbeitsplatz als Kfz-Annahmemeister in seinem Mercedes-Autohaus an, wenn die Reha-Massnahme in Pforzheim beendet ist. «Ich bin froh, so einen Chef zu haben», sagte Petersen gegenüber SPEEDWEEK.
Gleich nach der Prüfung fuhr Sönke zurück nach Pforzheim – im eigenen Auto! Vater Günter, seines Zeichens Inhaber einer erfolgreichen Fahrschule in Oldenburg, hat einen 17 Jahre alten Polizei-VW Golf III mit Automatik vom Schrottplatz erstanden, eine behinderten-gerechte Handbedienung für Gas und Bremse eingebaut und seinem Junior als Geschenk zur bestandenen Prüfung vermacht. «In sechs Stunden war er da», so Vater Petersen, «er war schon immer schnell.»
Die Rehabilitation in der Spezialklinik in Pforzheim macht Sönke Petersen Hoffnung. Nach seinem Unfall am Pfingstmontag vergangenen Jahres bei einem Wettkampf der deutschen Speedway-Nationalmannschaft U19 im bayerischen Abensberg lautete die niederschmetternde Diagnose der Ärzte: Querschnittslähmung, ein Leben im Rollstuhl.
Nach Operationen in Ingolstadt und einer Reha-Massnahme in Hamburg kam Petersen im Herbst 2009 in Kontakt mit einer Reha-Klinik in Pforzheim. «Ich war bei Oliver Rosenthal und Manfred Scholz von RosenScholz in ihrer Talkshow des Oldenburger Lokalsenders ‚oeins’ zu Gast», erinnert sich Sönke, «da lernte ich die Sekretärin der Pforzheimer kennen. Ein paar Tage später lud mich Ruud Geerlos, der Leiter des Zentrums, zu einer Rehabilitationsmassnahme in seine Klinik ein.»
Über drei Monate ist der Oldenburger jetzt dort in Behandlung. Die Ergebnisse sind hoffnungsvoll. Petersen: «Wir arbeiten fünf Tage die Woche je sechs Stunden zusammen. Es ist fast unglaublich, denn ich bin zuletzt mit dem Rollator 100 Meter am Stück gelaufen. Zu Anfang habe ich viel über meine Armmuskulatur gemacht, aber nun geht auch viel mehr über die Beine. Früher musste man mich stützen, wenn ich an der Gehhilfe aufstehen wollte, jetzt kann ich es allein über mein rechtes Knie. Auch meine Füsse sprechen manchmal an. Das ist so ein Gefühl, als wenn sie einschlafen wollten. Leider fehlt mir noch im Moment die direkte Oberschenkelanspannung.»
Physiotherapeut Ruud Geerlofs macht Sönke immer wieder Mut: «Um komplett wieder gehen zu können, reichen einige wenige Prozent der Nervenverbindungen, die nach dem Unfall übrig geblieben sind, aus.» Durch gezieltes, intensives Training soll sich das zentrale Nervensystem an die neuen Gegebenheiten anpassen.
Das aber kostet Geld, viel Geld. «Die Finanzierung ist weiterhin ungeklärt», sorgt sich Sönke Petersen um den Fortbestand der Reha-Massnahme, «die Kassen wollen nicht zahlen.»
Am 30. und 31. Januar ist Sönke Petersen bei der Motorradshow in der Weser-Ems-Halle mit einem Stand vertreten. «Wir präsentieren dort die holländische Variante der Airfences. Wäre diese Sicherheitsbande bei meinem Unfall an der Bahn gewesen, wäre das Ganze anders abgelaufen.»