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Philipp Öttl: Das Leidensjahr hat ihn besser gemacht

Von Ivo Schützbach
Philipp (li.) und Peter Öttl

Philipp (li.) und Peter Öttl

Nach der Saison 2019 hat Philipp Öttl dem Grand-Prix-Fahrerlager frustriert den Rücken gekehrt, in der Supersport-WM blüht der 24-Jährige auf. Papa Peter erklärt, warum das so ist.

Dass Philipp Öttl im offiziellen Red Bull KTM Tech3-Team und nach sechs Moto3-Jahren inklusive GP-Sieg in Jerez 2018 in der Moto2-WM 2019 keinen Punkt sammeln würde – damit hat damals niemand gerechnet.

Frustriert verabschiedete sich der 24-Jährige aus dem GP-Paddock und fand für 2020 bei Puccetti Kawasaki in der Supersport-WM eine neue Heimat. Von Anfang an wunderte sich Öttl, wie er mit einer vergleichsweise günstigen Serienmaschine teilweise bessere Rundenzeiten fahren kann, als mit dem Prototypen in der Moto2-Klasse. Viel liegt an den Reifen: Während Pirelli auf maximale Performance setzt, wird Dunlop von Promoter Dorna angehalten, für die Moto2-WM Reifen zu bringen, die wenig Grip haben, damit die Rundenzeiten MotoGP nicht zu nahe kommen.

In Aragon sorgte Öttl am vergangenen Wochenende für das fünfte Top-5-Ergebnis im siebten Rennen. Zweimal brauste er bereits als Dritter aufs Podest und liegt in der Weltmeisterschaft auf Rang 4.

Im Qualifying in Aragon fuhr er die schnellste Zeit jemals auf einer Kawasaki und überflügelte damit die Bestzeit von Rekord-Weltmeister Kenan Sofuoglu.

Philipp Öttl ist mit sich und dem Leben wieder zufrieden, seine Freude am Rennsport ist zurück.

«Wenn du nach jedem Training und Rennen zwischen Platz 20 und 25 bist, dann kannst du mit der Situation nicht glücklich sein», weiß Papa Peter, selbst fünffacher Grand-Prix-Sieger in den Klassen 80 und 125 ccm. «Das ist nicht, was ein Sportler will, auch wenn es in der obersten Liga ist. Seit Philipp auf der Kawasaki sitzt, kann er wieder lachen.»

«Moto2 ist eine extrem schwierige Klasse, dort braucht du mehr als ein Jahr», hielt Peter Öttl im Gespräch mit SPEEDWEEK.com fest. «Philipp hatte nur die eine Saison und die war durch zwei Monate Verletzung unterbrochen. Und die KTM war für einen Einsteiger in der Klasse sehr schwierig. Die, die zusammen mit Philipp dieses Motorrad gefahren sind, sind jetzt in der Moto2 mit einem anderen Motorrad auch in einer wesentlich besseren Position. Jetzt sitzt Philipp auf einem Motorrad, das ihm zusagt, wo er so fahren kann, wie er sich das vorstellt. Auf dem er Änderungen und das Limit spürt – das hat schon bei seinem ersten Test in Valencia letzten November mit seinem Trainingsmotorrad angefangen. Da hat man gesehen, dass er wieder am Limit fährt. Zuvor war das für ihn schwierig tastbar. Das Limit in der Moto2 zu finden, mit den harten Reifen, ist nicht leicht und bedarf viel Überwindung. Und Überwindung bedarf Zeit – die er nicht hatte. Wir sehen Moto2 aber nicht als verlorenes Jahr, sondern als ein Jahr, in dem er viel gelernt und das einen besseren Rennfahrer aus ihm gemacht hat.»

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