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Hochtrabende Pläne: Bestes Motorrad für einen Ungar?

Von Ivo Schützbach
Bis 2023 wird in Ostungarn nahe Debrezin eine neue Rennstrecke gebaut, auf welcher dann auch die MotoGP- und Superbike-WM fahren soll. Was fehlt, ist ein schneller Lokalmatador.

Am 13. November 2019 gab WM-Promoter Dorna Sports bekannt, dass eine Absichtserklärung mit der ungarischen Regierung für den Bau einer neuen Rennstrecke unterzeichnet wurde. Am 4. März 2021 unterschrieb Dorna-Geschäftsführer Carmelo Ezpeleta den Vertrag für zukünftige MotoGP-Rennen.

Ab 2023 soll die Königsklasse auf der neuen Anlage nahe Debrecen (deutsch: Debrezin) in Ostungarn gastieren, bekannt ist der Ort in Motorsportkreisen durch seine Speedwaybahn. Noch ist die ungarische Regierung damit beschäftigt, die letzten Stücke Land zu erwerben, doch in der zweiten Jahreshälfte 2021 soll der Bau der hochmodernen Anlage beginnen.

Ungarn war schon in der Vergangenheit Schauplatz der Motorrad-WM – zuletzt 1992 mit dem Hungaroring – und brachte mit Gabor Talmacsi den 125er-Weltmeister von 2007 hervor. Die Superbike-WM war von 1988 bis 1990 auf dem Hungaroring unterwegs.

Neben MotoGP soll auch die Superbike-WM in dem neuen Motorsport-Komplex fahren. Debrezin hat gut 200.000 Einwohner und ist auch von den Nachbarländern Slowakei, Ukraine und Rumänien leicht zu erreichen.

Es gibt mittelfristige Pläne von der ungarischen Regierung, um bis 2023 oder 2024 einen schnellen Lokalmatador aufzubauen. Als vielversprechendster Ungar in den serienmäßigen SBK-Klassen gilt Peter Sebestyen (27), der seit 2014 insgesamt 42 Rennen in der Supersport- und 31 in der Superbike-WM fuhr. Seine beste Platzierung: Rang 6 im Supersport-Rennen in Aragon 2020.

Hinter den Kulissen wird derzeit daran gearbeitet, Sebestyen auf ein siegfähiges Motorrad zu setzen: Er soll mit Regierungshilfe ein zweites Motorrad im Weltmeister-Team Bardahl Evan Bros Yamaha bekommen! Die Truppe um Fabio Evangelista gewann 2019 und 2020 mit Randy Krummenacher und Andrea Locatelli den Titel, nach zwei Rennen in Aragon führt Steven Odendaal aktuelle die Wertung mit zwei Siegen an.

Im Idealfall soll Sebestyen ab Assen Ende Juli an der Seite von Odendaal fahren. «Ich habe die Anfrage von der ungarischen Regierung und der Dorna», bestätigte Evangelista im persönlichen Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Derzeit prüfe ich, ob das aus unserer Sicht möglich ist – wir müssen erst das richtige Personal dafür finden. Es ist nicht einfach, die vier richtigen Leute auf die Schnelle aufzutreiben. Ohne das richtige Personal kann ich aber nichts unterschreiben, das verbietet mir unser Anspruch. Assen ist früh für uns, weil wir erst am 5. Juni wieder zuhause sind. Und dann müssen wir mehr oder weniger direkt nach Misano. Wir hätten also nur einen guten Monat, um alles vorzubereiten. Ich frage mich deshalb, ob es clever ist, diesen Deal schon für dieses Jahr festzuzurren. Sie möchten Sebestyen schon dieses Jahr bei uns unterbringen, es könnte aber auch 2022 werden.»

«Bevor ich ihnen den Vorvertrag für dieses Jahr schicke, muss ich das richtige Personal finden und mit der Dorna über die Kosten für die Überseerennen reden», ergänzte der erfolgreichste Supersport-Teamchef der letzten zwei Jahre. «In diesem Sport helfen das Motorrad und das Team einem Fahrer sehr. Wahrscheinlich hatte Peter noch nie ein sehr gutes Paket, um zu zeigen, wie schnell er ist. In den Top-5 zu fahren ist nie einfach, nach etwas Eingewöhnungszeit traue ich ihm das aber zu. Ich mag Peter, er ist ein netter Kerl – ich würde ihm gerne helfen. Würde er in unserem Team fahren, würde ihm das helfen, an seinen Aufgaben zu wachsen und seine Ergebnisse zu verbessern.»

In der Supersport-WM ist das Team Evan Bros seit 2019 das Maß der Dinge, Evangelista spielt deshalb seit Herbst 2020 mit dem Gedanken, in die Superbike-WM aufzusteigen. Er evaluierte für 2021 die Möglichkeit, eines der BMW-Satelliten-Teams zu werden, letztlich war das in Zeiten von Corona aber nicht finanzierbar. «Jetzt habe ich 2023 ins Auge gefasst», verriet der Italiener, der das Thema vorerst ohne einen bestimmten Hersteller im Hinterkopf angeht. «Das Projekt mit der ungarischen Regierung könnte mich in die Situation bringen, diesen Schritt möglich zu machen.»

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