Ducati: Yamaha verstößt gegen den Geist der SSP-WM
Yamaha-Ass Lorenzo Baldassarri und Ducati-Aushängeschild Nicolo Bulega
In der Supersport-WM 2022 erleben wir den Beginn einer neuen Ära. Fünf Hersteller sind beteiligt, neben den traditionellen 600-ccm-Motorrädern von Yamaha und Kawasaki sind dank eines neuen technischen Reglements nun auch die Ducati 955 V2, die Triumph Street Triple 765 RS sowie die MV Agusta F3 800 am Start.
Die bisherigen Motorräder werden unter weitgehend identischen Regeln antreten, das Reglement für die hubraumstärkeren Bikes wurde neu geschrieben. Die FIM nennt diese Kategorie übergangsweise «Supersport-Next-Generation». Ab 2023 gelten dann die gleichen Regeln für alle Maschinen.
Yamaha ist nicht glücklich mit der von der Dorna initiierten Öffnung des Supersport-Reglements, das machte Eric De Seynes, Präsident von Yamaha Motor Europa, bei jeder sich bietenden Gelegenheit deutlich. Kein Wunder: Seit 2017 wurden fünf WM-Titel in Folge in der mittleren Kategorie eingefahren.
An Ducati-Sportdirektor Paolo Ciabatti prallt die Kritik des Yamaha-Managers ab und hält der Marke mit den gekreuzten Stimmgabeln im Logo den Spiegel vor.
«Wir wären nicht glücklich, wenn die älteren Motorräder einen Vorteil hätten. Ich möchte niemanden kritisieren, aber wie jeder weiß, ist die Yamaha R6 seit zwei Jahren nicht mehr im Handel. Man kann dieses Motorrad nicht kaufen, um es auf der Straße zu fahren», verweist der Italiener auf die Modellpolitik der Japaner. «Wenn man also ein Motorrad verkauft, das nur für Rennen gedacht ist, kann man es auch nur für Rennen entwickeln. Meiner Meinung nach entspricht das nicht ganz dem Geist der Meisterschaft. Denn wenn es sich um serienbasierten Rennsport handelt und man ein Motorrad hat, das nur für den Rennsport bestimmt ist und nur als Racing-Version verkauft wird … okay, um fair zu sein, gibt viele Teams, die dieses Motorrad einsetzen. Man muss auch die Investitionen dieser Teams schützen.»
Tatsächlich tut es Ducati in der Superbike-Kategorie genau so: Die Panigale V4R wurde für den Einsatz in der Weltmeisterschaft entwickelt. Verkauft wurde sie zwar zulassungsfähig, auf der Straße ist dieses Modell jedoch praktisch nicht zu sehen. Dafür haben die Italiener die V4S mit 1103 ccm im Programm.