Über Nicholas Chester
Nicholas «Nick» Chester wurde am 22. Februar 1968 im englischen Ripon geboren und studierte in Cambridge Ingenieurswesen. 1991 schloss er sein Studium mit einem Bachelor-Titel ab. Anschließend arbeitete er beim Simtek-Team von Nick Wirth in der Forschung und half 1992 und 1993 dabei, Simulationssoftware zu entwickeln. Zudem war er 1994 für die Leistungsanalyse des Chassis verantwortlich.
Von 1995 bis 2000 stand Chester als Renningenieur auf der Lohnliste von Arrows Grand Prix, erhielt dann aber ein Angebot von Benetton F1. Auch nach der Übernahme durch Renault bliebt Chester beim Team aus Enstone und wurde 2005 zum Leiter der Abteilung für die Entwicklung des Chassis befördert, 2010 zum Chef der gesamten Entwickungsabteilung.
Im Mai 2014 wurde Chester dann Nachfolger von James Allison als Technischer Direktor des Formel-1-Teams von Lotus.
Als Renault Ende 2015 Lotus zurückkaufte, wurde für Chester ein neuer Posten gesucht, denn die Franzosen hatten Bob Bell als Technikchef verpflichtet. Chester erklärte sich einverstanden, die Chassisabteilung zu übernehmen, so wie er das früher schon getan hatte.
Die Saison 2016 wurde so schwierig wie erwartet: Zu lange war wegen des drohenden Lotus-Kollapses die Arbeit liegengeblieben, zudem war das Chassis eigentlich für einen Mercedes-Motor entworfen worden, ihm einen Renault-V6 zu verpassen, war Flickwerk.
Nick Chester regte früh an, die Saison abzuhaken und die Weiterentwicklung einzustellen. Dafür wurden mehr Ressourcen in die Forschung für das 2017er Auto investiert. Was Renault wirklich kann, haben wir aber erneut nicht gesehen. Der Wagen von Nico Hülkenberg war in den ersten Rennen noch nicht mit allen Evo-Teilen ausgerüstet, ab Bahrain fuhr der starke Hülkenberg in fünf Rennen vier Mal in die Punkte. In der zweiten Saisonhälfte hatte Renault aerodynamisch zugelegt, schwächelte aber beim Motor. Letzlich sprang dank Hülkenberg der sechste WM-Schlussrang heraus.
Chester über Hülkenberg: «Nico macht einen grossartigen Job. Er gibt ein sehr genaues Feedback und weiss, was er von seinem Auto will. Er ist von Anfang an schnell und leistet einfach eine super Arbeit. Wir haben mit dem Wagen im Sommer markante Fortschritte erzielt.»
Nun musste der nächste Schritt kommen: Für 2018 visierte Renault Podestplatzierungen und den vierten WM-Schlussrang an. Tatsächlich wurden die Franzosen «best of the rest» hinter Mercedes, Ferrari und Red Bull Racing.
Aus der Fortsetzung eines Aufwärtstrends wurde nichts: Renault dümpelte vor sich hin, mit Ach und Krach wurden die Franzosen WM-Fünfter, überholt ausgerechnet vom eigenen Kunden McLaren. Das kostete Nick Chester den Posten – Anfang Dezember 2019 musste er gehen.