Über Eric Boullier
Der Franzose Eric Boullier begann seine Motorsportkarriere in der Formel 3000 bei DAMS, wo er von 1999 bis 2001 als Renningenieur arbeitete. Der Absolvent des «Institut polytechnique des sciences avancées», wo er Aeronautik und Raumfahrt studierte, wurde 2002 Chefingenieur bei Racing Engineering, von wo er nur ein Jahr später zu DAMS zurückkehrte, um Technischer Direktor zu werden. Ebenfalls Bestandteil seiner Arbeit war der Rennstall A1 Team France.
2008 wechselte Boullier ins Sport-Management zu der Firma Gravity. Dort war er für zahlreiche Piloten wie Adrien Tambay, Christian Vietoris oder Jérôme D’Ambrosio verantwortlich. Dann folge ein erstaunlicher Karrieresprung. Das Renault-Team war nach der Saison 2009 vom Luxemburger Investment-Unternehmen Genii Capital übernommen worden. In der Führungsriege dort sass der Unternehmer Gérard Lopez, der auch bei Gravity Sport mitmischte. Lopez holte Boullier als Teamchef des neuen Lotus-Rennstalls in die Formel 1.
In den Folgejahren schaffte Boullier als Teamchef mit Lotus Renault GP und Lotus F1 einige achtbare Erfolge, unter anderem Platz 4 in der Konstrukteurswertung 2012 und 2013. Highlights waren die GP-Siege von Kimi Räikkönen in Abu Dhabi 2012 und Australien 2013.
Mit Boullier wuchs und entwickelte sich der Rennstall sportlich erfolgreich weiter. Anfang 2014 kehrte er dem finanziell gebeutelten Lotus-Team jedoch den Rücken und heuerte als Renndirektor bei McLaren an. Dort leitete er die Neuausrichtung und das Comeback von McLaren mit Honda ein. Der Beginn war schwieriger als erwartet: Die Honda-Motoren waren 2015 die schlechtesten Antriebseinheiten der Formel 1, McLaren-Honda wurde nur WM-Zweitletzter.
Die Japaner kehrten 2015 in die Königsklasse des Motorsports zurück, die sie Ende 2008 im Zuge der Weltwirtschaftskrise fluchtartig verlassen hatten. Der aktuelle 1,6-Liter-V6-Turbo-Hybrid-Motor der Gegner war da schon ein Jahr im Einsatz.
Honda setzte alles daran, um mit der Konkurrenz in der Formel-1-Startaufstellung gleichzuziehen, doch die Ingenieure mussten bald erkennen, dass es gar nicht so einfach war, die Lücke zu den Antriebseinheiten der Kontrahenten zu schliessen.
Das spiegelte sich auch in den Ergebnissen: 2015 musste sich McLaren mit 27 WM-Punkten und dem zweitletzten Platz in der Team-Wertung begnügen. Nur das finanzschwache Schlusslicht Marussia war noch erfolgloser als der Traditionsrennstall aus Woking.
2016 schaffte es die Mannschaft aus Grossbritannien immerhin auf den sechsten WM-Rang – und schloss das Jahr damit vor Toro Rosso, Neueinsteiger Haas, Rückkehrer Renault, Sauber und Manor ab. Mit 76 WM-Zählern fiel die Punkte-Ausbeute zwar deutlich besser als im ersten Jahr der neuesten Honda-Ära aus. Doch auch mit diesen Ergebnissen lag man weit unter den eigenen Erwartungen.
Und als wäre das nicht schon bitter genug, folgte in der Saison 2017 erneut ein Rückschritt. Nur Sauber war noch schlechter.
Mit dem Elend sollte Schluss sein, denn 2018 gingen die Woking-Renner erstmals mit Renault-Power auf Punktejagd. Aber McLaren kam vom Regen in die Traufe. Die Briten schafften es nicht, zum viertstärksten Team zu werden, da konnte sich Fernando Alonso die Seele aus dem Leib fahren. Es kam, wie es kommen musste.
Der Franzose trat nach vier Jahren bei dem Traditionsrennstall zurück. McLaren-Boss Zak Brown akzeptierte den Rücktritt sofort. «Natürlich stehen wir enorm unter Druck. Unsere Leistungen sind schon zu lange viel zu schwach. Wir haben viel gesprochen. Letztlich will auch Eric nur das Beste für McLaren. Vor diesem Hintergrund ist sein Abschied keine Überraschung», sagte Brown. Denn unter Boullier blieb der Erfolg weitestgehend aus. Bei seinem Einstand in Australien 2014 gab es ein Podium, das war es im Grunde.
«Ich bin sehr stolz darauf, in den vergangenen vier Jahren mit einem solch brillanten Team zusammengearbeitet zu haben, aber ich erkenne, dass jetzt der richtige Zeitpunkt für mich ist, zurückzutreten. Ich möchte allen bei McLaren alles Gute für den Rest der Saison und für die Zukunft wünschen», sagte Boullier. Seither befindet sich der Franzose auf Tauchstation.