Superbike-WM: Toprak erwachte in einem Albtraum

Franco Colapinto Steckbrief

Franco Colapinto

Franco Colapinto

Rennfahrer
  • Vorname: Franco
  • Nachname: Colapinto
  • Webseite: francolapinto.com/
  • Twitter: FranColapinto
  • Nationalität: Argentinien
  • Geburtsdatum: 27.05.2003 in Buenos Aires, Argentinien (21 Jahre, 8 Monate und 25 Tage)

Über Franco Colapinto

Letzte Aktualisierung:
Als Williams nach dem Niederlande-GP den Amerikaner Logan Sargeant ausmusterte, gab es auch kritische Stimmen, trotz der hohen Fehlerquote des Floridianers, der in 37 Rennen nur einmal in die Top-Ten gefahren war. Und der eine Punkt beim Heim-GP in Austin war auch noch geschenkt, weil Sargeant nach der Disqualifikation von Lewis Hamilton und Charles Leclerc hochrückte.

Logan wurde ebenfalls vorgeworfen: Der Abstand von ihm zu Team-Leader Alex Albon sei einfach zu gross. Williams-Teamchef James Vowles machte klar – die Engländer können es sich nicht länger leisten, gewissermassen mit einem Einwagen-Team anzutreten.

Ab Monza sass Williams-Nachwuchsfahrer Franco Colapinto im Wagen. Was schon in Italien auffiel: Der Abstand zwischen Albon und dem früheren F2-Piloten Colapinto ist viel geringer als jener zwischen Albon und Sargeant.

Am Baku-Wochenende dann war Colapinto zeitweise der schnellere Williams-Mann und qualifizierte sich vor dem Thai-Briten fürs Rennen. Nach dem Grand Prix dann Champagner-Sause bei Williams: Albon wurde von Startplatz 9 kommend Siebter, Colapinto errang von Startplatz 8 aus dem achten Platz.

Das waren die ersten Punkte eines argentinischen Formel-1-Piloten seit dem zweiten Platz von Carlos Reutemann 1982 in Kyalami (Südafrika), auch Carlos damals in einem Williams.

Colapinto hatte mit diesen vier Punkten für Platz 8 mehr Punkte für Williams eingefahren als Sargeant und der Kanadier Nicholas Latifi vor ihm bei insgesamt 69 WM-Läufen!

Der 21-Jährige Franco aus Pilar (nordwestlich von Buenos Aires) ist der 26. Formel-1-Fahrer aus seinem Land. Neben Colapinto konnten sieben Fahrer punkten (Oscar Alfredo Gálvez, Carlos Mediteguy, Roberto Mieres, Onofro Marimón, José Froilán González, Carlos Reutemann und der grosse Juan Manuel Fangio).

Mediteguy und Marimón schafften Podestplätze, González, Reutemann und Fangio gewannen Grands Prix, nur Fangio wurde Weltmeister, gleich fünf Mal.

Franco Colapinto blieb im ganzen Trubel ganz bescheiden: «Ich hoffe, ich konnte mit meiner Leistung in Baku beweisen, dass ich meinen Platz in der Formel 1 verdiene. Viele Leute konnten nicht verstehen, wieso mir Teamchef James Vowles das Vertrauen schenkt.»

«Klar bin ich überglücklich, dass ich mich mit Punkten bedanken konnte. An meinem Ziel hat sich nichts geändert: Ich weiss, dass ich hier nur bis zum Saisonschluss ein Cockpit habe, dann kommt Carlos Sainz. Aber ich will meine Zeit nutzen und so viel als möglich lernen.»

Wer ist dieser Franco Colapinto eigentlich? Seine ersten Schritte nach dem Kartsport machte er in Spanien – und wurde dort von keinem Geringeren als Fernando Alonso entdeckt. Der zweimalige Weltmeister nahm den Argentinier unter seine Fittiche und holte ihn in sein FA Racing Team.

Die spanische Formel 4 gewann Colapinto in seiner ersten kompletten Saison, holte aus 21 Rennen elf Siege. Das war 2019, also mit 16 Jahren. Ein Jahr später wurde er jeweils Dritter in der Formel Renault und der Toyota Racing Series – und landete in letzterer vor dem späteren Racing Bulls-Piloten Yuki Tsunoda.

2021 stellte sich Colapinto breit auf, fuhr für MP Motorsport in der Formula Regional, absolvierte aber auch Rennen in der Asian Le Mans Series und in der European Le Mans Series, war in der LMP2-Klasse sogar bei den 24 Stunden von Le Mans dabei. Er wurde Neunter in seiner ersten Formel-3-Saison (2022). 2023 wurde er vor Saisonende von der Formel 3 in die Formel 2 befördert.

Williams-Teamchef James Vowles war zunächst sehr zufrieden mit den Leistungen seines Schützlings – und verriet, inwiefern Colapintos Stimme zeigt, was für ein starker Pilot er ist. «Er hat absolut hervorragende Arbeit geleistet. Er ist einfach direkt mit beiden Beinen voran hineingesprungen und schwimmt seitdem. Er macht das wirklich gut. Bei seinem zweiten Grand Prix überhaupt zu punkten und nur ein paar Sekunden hinter Alex zu liegen, das ist aussergewöhnlich.»

«Wir wussten, dass Franco schnell ist, deshalb haben wir ihn ins Auto gesetzt, aber wir hatten erwartet, dass er mehr Zeit brauchen würde, um auf Touren zu kommen. In Monza war das in etwa das, was ich mir erhofft hatte, aber auf eine neue Strecke zu gehen, auf der man noch nie zuvor war und im ersten freien Training wirklich das Tempo vorzugeben, und selbst nach einem Unfall direkt wieder das Tempo zu erreichen, ist eine Herausforderung, und er ist sehr, sehr gut darin, den ganzen Druck, der auf seinen Schultern lastet, zu absorbieren und einfach Leistung zu bringen.»

Auf die Frage nach Colapintos stärksten Eigenschaft sagte Vowles: «Wie ruhig er unter Druck bleibt. Es ist immer schwer zu beschreiben, was mit diesen Eliteathleten passiert, wenn sie in die Formel 1 aufsteigen. Es ist eine völlig andere Welt und der Druck steigt exponentiell an. Er nimmt alles mit Gelassenheit. Man kann es über Funk hören, man muss nur auf seine Stimme hören. Er ist einfach unglaublich ruhig und gefasst und will nur mehr Informationen, mehr Informationen. Das ist ein Zeichen, dass er in der Lage ist, mit dem, was passiert, umzugehen.»

Aber der Druck stieg: Es folgten Unfälle in Brasilien und in Las Vegas, und auf einmal stand Williams mit dem Rücken zur Wand.

Colapinto hatte im zweiten Quali-Segment des Abschlusstrainings auf dem Las Vegas Strip Circuit seinen Wagen brutal in die Mauer gesetzt, zunächst hatte er mit dem linken Vorderrad die Pistenbegrenzung berührt, von dort ging es rechts und mit grosser Wucht in die Beton-Elemente, die vom Einschlag (mehr als 50g!) sogar verschoben wurden.

Drei GP-Wochenenden in Folge, sechs Mal ein Crash – bei Williams flossen sehr viele Schweisstropfen und Tränen. Alex Albon und Franco Colapinto hatten sechs Unfälle abgeliefert im Rahmen der Rennwochenenden von Mexiko, Brasilien und Las Vegas, teils aus eigener Schuld, teils wegen Pechs.

Der Schlamassel begann im einzigen freien Training von Mexiko, als der Thai-Brite Albon den Ferrari von Oliver Bearman torpedierte. Rund 48 Stunden später wurde Albon das Opfer einer Kettenreaktion zwischen Gasly, ihm und Tsunoda, als drei Autos versuchten, den Platz von zwei Rennwagen zu beanspruchen – dies alles kurz nach dem Start zum Mexiko-GP.

Sieben Tage später das Abschlusstraining zum São Paulo-GP, das wegen des miesen Wetters am Sonntagmorgen ausgetragen werden musste: Crash von Albon, Crash von Colapinto. Albon konnte wegen der Schäden noch nicht mal am Rennen teilnehmen.

Im Grand Prix dann der nächste Hammer: Übler Unfall von Colapinto, das Rennen musste mit der roten Flagge abgebrochen werden.

Und in Las Vegas setzte Colapinto noch einen drauf: Crash in Q2, wieder eine Nachtschicht bei Williams. Die Folge für den englischen Traditionsrennstall: Williams muss die Fahrzeugspezifikation teilen.

Zum Singapur-GP hatte das Team eine verbesserte Vorderradaufhängung mitgebracht und die dazugehörigen Bremsmodifikationen. Aber das Team verfügt nicht über genügend Exemplare der überarbeiteten Aufhängung, um beide Fahrer mit einem renntauglichen Satz zu versorgen.

Daher die Entscheidung: Albon bleibt bei der in Singapur auf die Bahn gebrachten Aufhängung, während Colapinto auf die vorherige Version zurückgreift, um sicherzustellen, dass beide Fahrer im Falle eines weiteren Unfalls genug Ersatzteile haben. Die ältere Version am Wagen von Colapinto ist ungefähr 2,5 Kilogramm schwerer.

Franco: «Mein Auto wies in Katar nicht die jüngste Spezifikation auf. So will man nicht ins Wochenende möchte, aber so ist es nun einmal, und ich muss das Beste daraus machen.»

Am 9. Januar dann die Knaller-Meldung: Franco Colapinto wechselt zu Alpine!

Der Südamerikaner übernimmt dort die Rolle des Test- und Reservefahrers für die kommende Formel-1-Weltmeisterschaft 2025.

Alpine dazu: «Als Teil seiner Rolle beim BWT Alpine Formula One Team wird Franco das ganze Jahr über bei einer Reihe von Grands Prix anwesend sein und sich die Fahraufgaben mit Paul Aron und Ryo Hirakawa im Rahmen des TPC-Programms (Testing of Previous Cars) teilen sowie zu den Bemühungen des Teams am Driver-in-Loop-Simulator in seinem Hauptquartier in Enstone beitragen.»

In Wahrheit aber ist Colapinto vor allem Druckmittel auf den jungen Australier Jack Doohan, sollten dessen Ergebnisse 2025 gemessen an Pierre Gasly nicht reichen.

Franco Colapinto: «Ich freue mich sehr über die Möglichkeit, zum Alpine-Team zu kommen. Zuallererst möchte ich mich bei Williams für all ihre Unterstützung bedanken, von dem Moment an, als ich in die Academy kam, bis zum letzten Rennen in Abu Dhabi. Sie haben meinen Traum, in der Formel 1 zu fahren, Wirklichkeit werden lassen, und dafür werde ich immer dankbar sein. Jetzt ist es Zeit für ein neues Kapitel, und diese Herausforderung mit dem BWT Alpine Formula One Team anzunehmen ist wirklich eine Ehre.»

«Ein grosses Dankeschön an Luca de Meo, Flavio Briatore und Oliver Oakes, die an mich geglaubt haben und mich mit offenen Armen im Team aufgenommen haben. Ich kann es kaum erwarten, loszulegen und zu sehen, wohin uns diese Reise führt. Ein grosses Dankeschön geht auch an alle meine Sponsoren und Partner, die mir bei den Herausforderungen der Saison 2024 zur Seite standen. Ihre Unterstützung hat alles möglich gemacht, und an meine unglaublichen Fans in Argentinien: 'Muchas gracias!' Eure Leidenschaft und euer Zuspruch bedeuten mir sehr viel. Lasst uns 2025 und darüber hinaus nach noch grösseren Dingen streben.»

Flavio Briatore, leitender Berater von Alpine: «Wir freuen uns sehr, dass wir mit Williams Racing eine Vereinbarung über die Verpflichtung von Franco Colapinto getroffen haben. Franco gehört zweifellos zu den besten jungen Talenten im Motorsport. Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass sein Erscheinen in der Formel-1-Startaufstellung im vergangenen Jahr viele, mich eingeschlossen, überrascht hat, und seine Leistungen waren für einen Rookie-Fahrer sehr beeindruckend. Wir haben unsere Zukunft im Blick und seine Verpflichtung bedeutet, dass wir auf einen großen Pool junger Fahrer zurückgreifen und mit ihnen arbeiten können, um das Team für zukünftige Erfolge zu entwickeln.»

Briatore will Doohan Beine machen mit der Peitsche Colapinto und beobachten, wie sich der Australier macht gegen Gasly. Oder, ebenfalls möglich, es ist schon beschlossene Sache, dass es zu einem Fahrerwechsel kommen wird. Franco Colapinto wird 2025 am Start von Grands Prix stehen – früher oder später.

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