Über Jack Doohan
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Im Sommer 2022 schaltete das Formel-1-Transferkarrussell einen Gang höher: Sebastian Vettel gab seinen Rücktritt bekannt, dann wurde Alpine kalt erwischt, denn Fernando Alonso unterzeichnete als Nachfolger des Heppenheimers bei Aston Martin. Die Franzosen waren baff, und die nächste Überraschung folgte – Alpine hatte voll darauf gesetzt, 2023 mit dem talentierten Oscar Piastri anzutreten, aber der zog zu McLaren!Auf einmal war auch Jack Doohan als GP-Fahrer 2023 bei Alpine ein Thema. Doohan, Doohan, Moment mal, da war doch was – genau! Wir sprechen vom Sohn des Motorrad-Weltmeisters Mick Doohan.
Jack erzählt: «Ich bin wegen Dad natürlich mit Motorrädern aufgewachsen, mein Leben drehte sich um Bikes und Dirt Bikes. Mein Vater war zwar fünffacher Weltmeister, aber es gab da nie Druck seinerseits. Als ich sieben Jahre alt war, fuhr ich mein erstes Kart-Rennen. Ich lebte in Queensland, das Rennen fand aber in New South Wales statt, also jenseits der australischen Bundesgrenze. Ich wurde überrundet. Aber ich habe mich nicht entmutigen lassen, in der Woche danach habe ich zum ersten Mal gewonnen.»
2018 stieg Jack in den Autosport ein, er wurde in der britischen Formel-4-Meisterschaft Fünfter, dazu fuhr er auch in Italien und Deutschland F4-Rennen. 2019 wurde er in der asiatischen Formel 3 Gesamtzweiter, diese Leistung wiederholte er 2019/2020. 2020 folgte dann die erste EM-Saison in der Formel 3.
Doohan schätzte sich damals selber so ein: «Ich fühle mich am wohlsten in Hochgeschwindigkeitskurven, irgendwie scheinen die mir zu liegen. Wenn ich auf meine erste Formel-3-Saison zurückblicke, dann muss ich mir vorwerfen, oft mehr aus dem Wagen holen zu wollen, als es möglich ist. Aber schnelle Pisten liegen mir, weil ich eigentlich einen sanften Fahrstil habe. Langsame Passagen, sagen wir Sektor 3 in Barcelona, sind nicht meine Stärke, da muss ich an mir arbeiten.»
Und das tat er: Der erste Formel-3-Sieg kam 2021, nur der Norweger Dennis Hauger stand ihm im Weg, um am Ende der Saison Meister zu werden. Logische Folge: Jack Doohan 2022 in der Formel 2.
Der Australier schlug sich gut und wurde Gesamtsechster. Es hätte noch viel besser laufen können, ohne Unvorhergesehenes wie ein davonrollendes Rad in Abu Dhabi oder einige ungestüme Gegner. Im November 2022 wurde bestätigt: Jack wird auch 2023 in der Formel 2 antreten.
Dazu ist Doohan als Reservist für den GP-Rennstall von Alpine aufgeboten, er fuhr für die Franzosen bei Pirelli-Tests in Katar, Monza und auf dem Hungaroring, in Mexiko und Abu Dhabi nahm er am ersten freien GP-Training teil, dazu sass er auch beim Nachsaisontest auf dem Yas Marina Circuit im Auto. Weitere Tests folgen 2023.
Mick Doohan hat 54 GP-Siege errungen und fünf WM-Titel, aber Jack Doohan sagt über seinen Rennhelden: «Das war für mich Michael Schumacher. Ich hatte das grosse Glück, dass mein Vater und Michael sich angefreundet hatten. Ab und an hat uns Michael zuhause in Australien besucht, dann hat er jeweils bei uns gewohnt. Und als beide eine Weile lang Wohnsitz in Monte Carlo hatten, waren sie Nachbarn.»
«Als ich drei Jahre alt war, haben meine Schwester und ich von Michael unsere ersten Karts geschenkt bekommen. Es ist fabelhaft, was Schumacher in seiner Karriere alles erreicht hat, seine ganze Mentalität ist eindrucksvoll, deshalb schaute ich so zu ihm auf. Da sind sich Michael und mein Vater sehr ähnlich: Auch Dad eine Weltkarriere aus dem Nichts aufgebaut, nur dank Hingabe und Arbeitseinstellung haben sie es so weit gebracht – das finde ich überaus bewundernswert.»
Die Familien Doohan und Schumacher sind eng verwoben: Michael Schumacher taufte seinen Sohn aufgrund seiner Freundschaft zum Motorrad-Star – Mick.
Jack Doohan verbrachte die GP-Saison 2024 als Reservist sowie Testfahrer bei Alpine. Er war an so gut wie allen Rennwochenenden vor Ort. Dann, Anfang Dezember der Hammer: Esteban Ocon ein Rennen vor Ende der Saison bei Alpine raus! In Abu Dhabi setzten die Blauen an seiner Stelle der Australier Jack Doohan ins Auto. Doohan war zu diesem Zeitpunkt bereits als Stammfahrer für 2025 bestätigt, kam nun aber früher zu seinem Debüt als erwartet.
Aber die Königsklasse ist gnadenlos: Nach nur einem GP-Einsatz im Dienst von Alpine muss Jack Doohan um sein Cockpit zittern.
Denn am 9. Januar 2025 hat Alpine das Engagement von Franco Colapinto bestätigt, aber diese Geschichte begann eigentlich vor dem WM-Finale 2024: Überraschend erklärte der französische Rennstall, F1-Speerspitze des Renault-Konzerns, dass Stammfahrer Esteban Ocon auf dem Yas Marina Circuit nicht mehr antreten werde, stattdessen komme Nachwuchsfahrer Jack Doohan zum Einsatz.
Überraschend kam das auch für GP-Sieger Ocon: Er hatte fürs Finale von Arabien bereits einen Abschieds-Helm herstellen lassen und fest damit gerechnet, auf dem Yas Marina Circuit zu fahren.
Die Begründung von Alpine: Auf diese Weise könne Ocon am Dienstag nach dem WM-Finale (10. Dezember) den Nachsaisontest mit Haas fahren. Was natürlich Fragen aufwirft, denn nichts hätte dagegengesprochen, dass Ocon am Sonntag für sein bisheriges Team fährt und am Dienstag für sein neues. So wie das Nico Hülkenberg mit Haas und Sauber machte oder Carlos Sainz mit Ferrari und Williams.
Nein, der Wahrheit näher kam wohl, dass Alpine-Sonderberater Flavio Briatore und Teamchef Oakes in Abu Dhabi sehen wollten, wie sich der junge Doohan gegen GP-Sieger Gasly macht.
Doohan qualifizierte sich als 17. für den Grand Prix und kam auf Rang 15 ins Ziel.
Pierre Gasly errang Startplatz 5 und wurde beim Finale Siebter. Damit sicherte er Alpine den sechsten Schlussrang im Konstrukteurs-Pokal.
Zeitabstand: Sechs Zehntelsekunden im ersten Quali-Segment des Abschlusstrainings, im Rennen verlor Doohan auf die Top-Ten eine Runde.
Schon im letzten Teil der WM 2024 war davon die Rede, dass Alpine mit einem Engagement von Franco Colapinto liebäugelt. Der Argentinier hatte im Sommer bei Williams den überforderten Logan Sargeant ersetzt und überzeugte durch Speed (Achter in Baku, Zehnter in Texas), erzeugte jedoch auch einigen Schrott. Für 2025 hat Williams Sainz und Alex Albon unter Vertrag, Colapinto blieb aussen vor.
Die Frage «Colapinto zu Alpine?» köchelte vor sich hin, denn Äusserungen von Alpine-Sonderberater Flavio Briatore vor Weihnachten konnten durchaus als Hinweis verstanden werden, dass das Thema noch nicht abgehakt war, ungeachtet des Abkommens mit Doohan. Auch nicht zu verachten: Colapinto bringt reichlich Sponsor-Partner aus Argentinien mit.
Briatore in der Tageszeitung «Le Parisien»: «Sicher ist nur der Tod. Wir beginnen die Saison mit Pierre und Jack, das garantiere ich. Danach gucken wir in der Saison mal. Meine Aufgabe besteht darin, dem Rennstall zu ermöglichen, gute Ergebnisse einzufahren. Wenn ein Fahrer keine Fortschritte macht oder keine Resultate bringt, dann wird er ausgewechselt.»
Am 9. Januar 2025 wurde bestätigt: Alpine hat sich mit Williams geeinigt und den schnellen Colapinto engagiert.
Das drängt den Verdacht auf: Briatore will Doohan Beine machen mit der Peitsche Colapinto und beobachten, wie sich der Australier macht gegen Gasly. Oder, ebenfalls möglich, es ist schon beschlossene Sache, dass es zu einem Fahrerwechsel kommen wird.
Jack Doohan wird sich sputen müssen.