Über Flavio Briatore
Flavio Briatore absolvierte eine Ausbildung als Landvermesser und arbeitete in vielen Gelegenheitsjobs – u.a. als Skilehrer. Er besass kurze Zeit ein Restaurant mit dem Namen Tribüla. Nachdem er einige Zeit als Versicherungsagent arbeitete, begann er seine Karriere als Unternehmer, zusammen mit einem Finanz- und Bauunternehmer aus Cuneo, Attilio Dutto. Dutto starb bei einer Autobombenexplosion am 21. März 1979, Zusammenhänge mit der Mafia wurden vermutet, aber nie nachgewiesen.
Als Aktienhändler an der Mailänder Börse lernte Briatore Luciano Benetton, Inhaber des Modelabels «United Collors of Benetton», kennen. 1977 ging Briatore in die USA, um dort das Firmenimperium für Benetton auszubauen. In zehn Jahren wurden ca. 650 Filialen eröffnet.
Als Belohnung für seine Leistung übertrug Luciano 1989 die Verantwortung für den Formel-1-Rennstall Benetton an Briatore. Auch hier beweist Flavio ein goldenes Händchen, er nimmt Jungstar Michael Schumacher unter Vertrag. Unter ihm als Teamchef errang Schumacher 1994 (Benetton-Ford) und 1995 (Benetton-Renault) seine ersten zwei WM-Titel, 1995 gewann das Team selbst den ersten WM-Titel.
1997 wird Briatore von dem Rennstall gefeuert, drei Jahre später kehrt er in den Motorsport zurück, wird Teamchef bei Renault. Er ist Entdecker und zugleich Manager des Piloten Fernando Alonso aus Spanien, der 2005 und 2006 Formel-1-Weltmeister wurde. Nach der sogenannten Crashgate-Affäire bekam Briatore 2009 von der FIA lebenslanges Berufsverbot in der Formel 1, was von einem französischem Gericht im Frühjahr 2010 aufgehoben wurde.
Neben seinem Rennsport-Engagement in der Formel 1 betreibt Briatore zusammen mit Angelo Galasso die exklusive Modemarke Billionaire Couture. Zudem besitzt er eine exklusive Diskothek, den «Billionaires Club» (dt. Club der Milliardäre), auf Sardinien.
Neben schnellen Autos spielen auch Frauen eine wichtige Rolle in Briatores Leben. Er war schon mit den Top-Models Naomi Campbell und Heidi Klum liiert. Mit Klum hat er die gemeinsame Tochter Leni. Am 14. Juni 2008 heiratete Briatore in Rom die 30 Jahre jüngere Italienerin Elisabetta Gregoraci.
Im Oktober 2021 brachte Flavio Briatore die sozialen Netzwerke zum Glühen: Der Erfolgsmanager stellte damals einen kurzen Film auf Instagram, der ihn mit Formel-1-CEO Stefano Domenicali zeigte. Domenicali: «Bleibt dran, im nächsten Jahr haben wir in der Formel 1 viel Spass.» Und Briatore schrieb dazu: «Ein neues Kapitel beginnt in der Formel 1. Wir bringen euch die ganze Aufregung, die ganze Unterhaltung, den ganzen Spass und die volle Energie dieses fantastischen Sports.»
Später bestätigte die Formel 1: «Flavio Briatore – seit vielen Jahren ein Botschafter der Formel 1 – wird uns unterstützen, indem er unsere Beziehungen zu bestehenden und potenziellen Partnern und Promotern festigt. Er wird zum Wachstun der Königsklasse beitragen, mit Hilfe in geschäftlichen Belangen und bei der Entwicklung von Unterhaltungskonzepten.»
Doch die Arbeit für die Formel 1 war quasi nur ein Aufwärmtraining für den cleveren Italiener. Im Juni 2024 hatte Renault-Konzernchef Luca de Meo die Faxen dicke mit seinem F1-Rennstall Alpine und engagierte Flavio Briatore als Sonderberater – um den Saustall auszumisten.
Briatore fackelte nicht lange. Der Vertrag mit Esteban Ocon wurde nicht verlängert (er zog zu Haas), jener mit Pierre Gasly sehr wohl.
In Belgien sickerte durch: Die Tage von Teamchef Bruno Famin waren gezählt. Sein Nachfolger – der Brite Oliver Oakes, Gründer und Teamchef von Hitech GP.
Dann der nächste Knaller: Renault stellt die Entwicklung von Formel-1-Motoren ein und wird ab 2026 Kunde von Mercedes!
Briatore: «Mit unserem Motor gewinnen wir nicht. So einfach ist das. Wenn wir gewinnen wollen, müssen wir die Bereiche, in denen wir nicht wettbewerbsfähig sind, aufgeben. Das ist in Zukunft ein Problem weniger, über das wir uns den Kopf zerbrechen müssen. Lasst uns auf das Auto konzentrieren.»
«McLaren ist 2024 mit einem Mercedes-Motor Weltmeister geworden. Wie oft haben Sie gelesen oder gehört, dass McLaren-Mercedes Weltmeister geworden ist? Ich nie. Haas ist Haas und nicht Haas-Ferrari.»
«Wenn du gewinnen willst, müssen 80 bis 90 Prozent deiner Komponenten top sein. Du brauchst keine Handicaps. Und das Getriebe? Es kann dir keine Rennen gewinnen, höchstens welche verlieren.»
Nach schwierigem Saisonbeginn 2024 (Alpine hatte zu Beginn der Saison das langsamste Auto) sicherte Pierre Gasly den Franzosen beim Finale in Abu Dhabi den sechsten Schlussrang.
Das freute auch Sonderberater Flavio Briatore, der vorrechnete: Der Unterschied zwischen dem sechsten und dem neunten Platz in der Team-Tabelle ist aus finanzieller Sicht beachtlich, der Sechste der Konstrukteurswertung bekommt 29,2 Millionen Dollar mehr als der Neuntplatzierte.
Die Mannschaft aus Enstone wurde über Monate umstrukturiert und verkleinert, wie der frühere Renault-Teamchef erklärte: «Wir hatten in diesem Jahr eine Art Frühjahrsputz.» Wir sind zum System zurückgekehrt, bei dem die Leute im Rennteam arbeiten, und nicht in den Büros. Wir haben alles wieder dahin gebracht, wo es sein muss.»
«Alpine UK agiert nun wieder ganz unabhängig, genau so, wie es in den Renault-Tagen war. Die Ingenieure da sind nun wieder ausschliesslich Formel-1-Ingenieure. Der Fokus liegt nun wieder ganz auf dem Team. Wer gehen musste, ist nun weg. Als ich zu Alpine kam, waren 1150 Leute für das Team beschäftigt, nun sind es 850.»
Briatore hält den Druck aufrecht: Gasly bleibt für 2025, aber der junge Australier Jack Doohan (der in Abu Dhabi 2024 mässig debütierte) fährt mit einem Damoklesschwert über sich – Briatore hat den Argentinier Franco Colapinto verpflichtet, der 2024 bei Williams den überforderten Logan Sargeant ersetzt hatte und mit seinem Speed überzeugte.