Über Frank Williams
Francis Owen Garbett Williams wurde als Sohn eines Offiziers der Royal Air Force und einer Lehrerin im englischen South Shields geboren. Als die Ehe seiner Eltern zerbrach, kümmerten sich in erster Linie seine Tante und sein Onkel in Jarrow um ihn, den größten Teil seiner Kindheit und Jugend verbrachte er jedoch im Internat St. Joseph's College in Dumfries in Schottland. Seine Liebe zum Motorsport wurde geboren, als er in den 1950er Jahren bei einem Freund in einem Jaguar XK150 mitfuhr.
Nach einem kurzen Ausflug als Rennfahrer, ein Hobby, das er durch Arbeit als fliegender Händler finanzierte, gründete Frank Williams 1966 seinen ersten Rennstall «Frank Williams Racing Cars», für den in den nächsten Jahren unter anderen Piers Courage und Tony Trimmer in der Formel 2 und der Formel 3 antraten. Eine Zusammenarbeit mit dem italienischen Sportwagenhersteller De Tomas endete tragisch – der von Dallara gebaute Renner von Piers Courage ging in Zandvoort 1970 in Flammen auf, der Erbe der Bierdynastie hatte keine Überlebenschance. 1972 baute Williams das erste eigene Formel-1-Auto, den Politoys FX3, Henri Pescarolo zerstörte den bei einem Unfall aber schon im ersten Rennen.
Williams finanzielle Lage war zu dem Zeitpunkt so angespannt, dass er Telefonate von einer öffentlichen Telefonzelle aus führen musste, nachdem sein Telefon wegen unbezahlter Rechnungen gesperrt worden war. Jahrelang war es kein ungewöhnliches Bild, dass Williams um Geld oder Benzin bettelte, um von Rennen irgendwie wieder nach Hause zu kommen. Der unbeugsame Engländer sah sich immer nach Sponsoren um und klopfte auch bei Marlboro und Iso Rivolta, einer italienischen Automarke, an. Beide versprachen Unterstützung, hielten ihre Zusagen auf langfristige Abkommen aber nicht, und Williams tat sich 1976 mit dem Öl-Magnaten Walter Wolf zusammen.
Ein Jahr später verließ Williams gemeinsam mit seinem Angestellten Patrick Head das Team, die beiden Freunde gründeten gemeinsam Williams Grand Prix Engineering. 1979 feierte das Team mit Clay Regazzoni beim Grand Prix von Großbritannien in Silverstone seinen ersten Sieg, 1980 holte Alan Jones den Fahrertitel, und das Team wurde zum ersten Mal Konstrukters-Weltmeister. Zwischen 1981 und 1997 sammelte Williams sechs weitere Fahrer- und acht weitere Konstrukteurstitel.
Am 6. März 1986 veränderte sich Frank Williams' Leben von einer Minute auf die andere. Er war auf dem Weg von der Rennstrecke Paul Ricard zum Flughafen in Nizza, als er die Kontrolle über seinen Ford Sierra verlor, sich überschlug und zwischen Sitz und Dach eingeklemmt wurde. Dabei brach er sich zwischen dem 4. und 5. Rückenwirbel das Rückgrat und ist seitdem auf den Rollstuhl angewiesen.
1987 wurde Frank Williams von der Queen mit dem CBE (Commander of the Most Excellent Order of the British Empire) ausgezeichnet, 1999 wurde er zum Ritter geschlagen. Außerdem wurde er von Frankreich für seine Arbeit mit Renault-Motoren mit dem Titel des Chevalier der Ehrenlegion ausgezeichnet. Die bisher letzte Ehrung bekam Frank Williams in Form seiner eigenen Straße in Didcot. Am 15. Oktober 2012 enthüllte er das Schild der «Sir Frank Williams Avenue» persönlich.
Am 1. Mai 1994 schlug für Frank Williams und sein Team die schwärzeste Stunde, als Ayrton Senna in Imola in seinem Auto tödlich verunglückte. Im Anschluss wurde Williams von der italienischen Staatsanwaltschaft wegen Totschlags angeklagt, wurde nach einem jahrelangen Verfahren aber freigesprochen. Alle Williams-Renner tragen seitdem einen Aufkleber mit dem Senna-S auf den Frontflügeln.
Frank Williams ist bis heute offizieller Teamchef von Williams F1, am 2. März 2012 gab das Team aber bekannt, dass er sich aus dem Tagesgeschäft zurückziehen und seine Tochter Claire als stellvertretende Teamchefin die Leitung übernehmen werde.
Frank Williams war seit 1974 mit Virginia Berry verheiratet. Sie schenkte ihm zwei Söhne, Jonathan und Jaime, und eine Tochter, Claire. Virginia (Ginny) Williams erlag am 7. März 2013 im Alter von 66 Jahren dem Krebs.
Im September 2016 zog sich Sir Frank eine Lungenentzündung zu, nachdem er sich einem Eingriff am Rücken unterzogen hatte. Aufgrund seines generellen Zustandes erholte er sich langsamer als ein normaler Patient. Erst Anfang November konnte seine Tochter Claire Williams verkünden, dass es dem Rennstallgründer wieder besser geht.
Die Zeit geht auch an Frank Williams nicht spurlos vorbei, 2017 wurde er 75 Jahre alt. Viele Details über sein Hollywood-reifes Leben sind nicht mehr abrufbar, sein brillanter Verstand verblasst. Aber Frank Williams hat sich von seinem Schicksal nie unterkriegen lassen. Wie sein früherer Pilot Clay Regazzoni hat er gezeigt: Man kann auch im Rollstuhl aufrecht durchs Leben gehen.
2018 musste Williams erleben, was beim dritterfolgreichsten Rennstall unmöglich zu sein schien: Die Engländer hatten das schlechteste Auto im Feld gebaut und wurden WM-Zehnter und damit -Letzter. Zudem verabschiedete sich Hauptsponsor Martini.
2019 kam der Rennstall vom Regen in die Traufe: Erneut letzter Platz, nur ein WM-Punkt (Rang 10 von Robert Kubica in Hockenheim). Technikchef Paddy Lowe musste daraufhin gehen.