Über Christian Horner
Christian Edward Johnston Horner wurde am 16. November 1973 im Kurort Leamington Spa in der britischen Grafschaft Warwick geboren. 1994 startete er seine Rennsportkarriere in der britischen Formel 3, in der er drei Jahre lang aktiv war, über Rang 16 (1995) aber nicht hinaus kam. 1997 fuhr er in der Formel 3000 (Höhepunkt: Rang 6 in Jerez) und gründete im Alter von nur 24 Jahren das Team Arden International, mit dem er als Teambesitzer noch heute in der GP2 antritt.
Ende 1998 beendete Horner seine aktive Rennsportkarriere und konzentrierte sich ganz auf seine Rolle als Teambesitzer in der Formel 3000. Die Erfolge dürfen sich sehen lassen: Gewinn der Teamwertung 2002, 2003 und 2004, Formel-3000-Fahrertitel für den Schweden Björn Wirdheim 2003 und Tonio Liuzzi 2004.
Seit 2010 tritt Arden auch in der GP3 an, dort unter der Bezeichnung MW Arden, da Mark Webber Mitbesitzer ist. Das Team gewann bislang zwei Titel, 2012 mit dem Neuseeländer Mitch Evans und 2013 mit dem Russen Daniil Kvyat, der später für Horner bei Red Bull Racing Formel 1 gefahren ist.
2005 kaufte Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz das Formel-1-Team Jaguar und engagierte Horner als Teamchef des neuen Red-Bull-Racing-Teams. Horner wurde so mit 31 Jahren zum jüngsten Teamchef der Königsklasse. Mit Sebastian Vettel gewann Red Bull Racing von 2010 bis 2013 vier Mal in Folge sowohl die Fahrer- als auch die Teamweltmeisterschaft. Der Einstieg in die neue Turbo-Ära verlief für RBR schwierig, Partner Renault hatte die Hausaufgaben zu wenig gut gemacht. Dennoch konnte Daniel Ricciardo drei Mal gewinnen. 2015 jedoch ging das englische Team sieglos aus und musste den Platz des härtesten Mercedes-Verfolgers an Ferrari abgeben. 2016 steigerte sich Red Bull Racing wieder – Siege für Max Verstappen in Spanien und für Daniel Ricciardo in Malaysia. RBR schloss die Saison als WM-Zweiter hinter Mercedes-Benz ab.
2017 musste sich Red Bull Racing hinter Mercedes und Ferrari anstellen – dritter WM-Rang. Doch im letzten Saisonviertel war Max Verstappen der stärkste Mann im Feld, er gewann in Malaysia und Mexiko und wurde in Japan Zweiter.
Für seine Verdienste um den britischen Motorsport wurde Christian Horner mit dem OBE (Order of The Britisch Empire) ausgezeichnet.
Christian Horner hat mit seiner ehemaligen Partnerin Beverley Allen eine Tochter, seit dem 15. Mai 2015 ist der Engländer mit Ex-Spice-Girl Geri Halliwell verheiratet. Im Januar 2017 kam ihr gemeinsamer Sohn Montague George auf die Welt.
2018 wurde Red Bull Racing erneut WM-Dritter (hinter Mercedes und Ferrari), mit vier Siegen (Daniel Ricciardo in China und Monaco, Max Verstappen in Österreich und Mexiko).
In aller Ruhe gossen Horner und seine Leute das Fundament für Grosses. 2019 eroberte Max Verstappen mit Honda zum zweiten Mal den Sieg beim Heimrennen von Red Bull in der Steiermark, es folgte eine sensationelle Fahrt bei chaotischen Pistenverhältnissen in Hockenheim, der Niederländer errang in Ungarn seine erste Pole-Position und legte mit einem Sieg in Brasilien nach – dritter Schlussrang hinter den Mercedes-Fahrern Hamilton und Bottas. Red Bull Racing wurde Dritter im Konstrukteurs-Pokal hinter Mercedes und Ferrari.
In der Corona-verkürzten Saison 2020 hätte Verstappen um ein Haar dem Finnen Bottas WM-Schlussrang 2 abspenstig gemacht, Max fuhr in 17 Rennen elf Mal aufs Podest und triumphierte beim Jubiläums-GP der Formel 1 in Silverstone (70 Jahre Königsklasse) und auch beim WM-Finale von Abu Dhabi. Da Ferrari beim Motor nachregulieren musste und Boden verlor, rückte RBR in der Markenwertung auf Rang 2 hinter Mercedes hoch.
Dann der Coup 2021 – Max Verstappen eroberte beim dramatischen WM-Finale von Abu Dhabi gegen Lewis Hamilton seinen ersten WM-Titel. Die ganze Saison ging das hin und her zwischen dem Niederländer und dem Briten, am Ende hatte Verstappen das Glück des Tüchtigen.
Der Red Bull Racing-Star nutzte die späte Safety-Car-Phase, die Nicholas Latifi mit einem Crash ausgelöst hatte, um sich frische Reifen für einen letzten Angriff zu holen. Das war entscheidend, wie Christian Horner betont. Der Teamchef des Rennstalls aus Milton Keynes schwärmt rückblickend: «Die Emotionen waren unglaublich, es war eine derart intensive Saison.»
«Im Vergleich zu anderen Titelgewinnen gehört dieser sicher zu den besten, der diesjährige Triumph ist wahrscheinlich genauso wichtig wie der erste Titel, den wir gefeiert haben. Denn jeder Rennsieg war so hart umkämpft, und dass wir es in der letzten Runde des letzten Rennens geschafft haben, den Sieg zu holen, ist einfach eine phänomenale Leistung von Max und dem ganzen Team.»
«Wir haben die richtigen Entscheidungen getroffen und gingen ein Risiko ein, als wir am Ende noch einen Stopp eingelegt haben, um Max mit den weichen Reifen auszurüsten. Wir hatten ja auch nichts mehr zu verlieren. Und wir waren überrascht, dass Mercedes nicht das Gleiche getan hat, schliesslich waren Lewis’ Reifen schon sehr alt. Wir hatten die perfekte Ausgangslage für den Re-Start und es klappte alles. Max musste am Ende das Überholmanöver schaffen, und genau das hat er getan. Dass wir in der Hitze des Gefechts diese Wahl getroffen haben, war entscheidend, und es hat super funktioniert.»
«Mein Highlight war, Max die Ziellinie kreuzen und den Titel gewinnen zu sehen. Dieses Gefühl ist einfach unbeschreiblich, denn während des Rennens schien uns alles durch die Finger zu gleiten. Es sah aus, als würden alle Mühen, die harte Arbeit und die Siege nicht fruchten, doch letztlich hatten wir endlich auch einmal etwas Glück. Und am Ende haben wir es dann geschafft.»
«Die Art, wie Max das ganze Jahr hindurch fuhr, wie er in den schwierigen Momenten nicht den Glauben verlor und weiter Gas gab, das hat das ganze Team motiviert. Jedes Mal, wenn er ins Auto steigt, gibt er alles, und das zieht alle um ihn herum mit. Speziell in der zweiten Saisonhälfte, als wir nicht das schnellste Paket hatten, hat er unser Team im Rennen um den WM-Titel gehalten», schwärmte der Brite.
«In fast jedem Rennen wurde Max Erster oder Zweiter, abgesehen von Ungarn, und da war sein Auto wegen des Startunfalls stark beschädigt. Die Zahlen sprechen für sich, er war in jeder Hinsicht einfach aussergewöhnlich und hat kaum Fehler gemacht. Man vergisst gerne, wie gross der Druck mit dem Fortschreiten der Saison wird. Und wie er als junger Mann damit umging, war schlicht inspirierend.»
Als Schlüsselmomente bezeichnete Horner nicht nur die zehn Saisonsiege des 24-jährigen Niederländers: «Es gab einige grosse Momente in diesem Jahr. Da waren natürlich die Siege, die sehr wichtig waren. Aber es gab auch Rennen wie jenes in Aserbaidschan, die wir verdauen mussten, als Max wegen eines Reifenplatzers aufgeben musste. Es war wichtig, nach diesem Tiefschlag zurückzuschlagen, und genau das hat Max gemacht. Auch Silverstone war sicherlich ein entscheidendes Ereignis. Wie er das weggesteckt hat, war bewundernswert. Für mich hat er speziell im letzten Teil der Saison eine starke Leistung gezeigt, in Austin waren wir nicht die Favoriten und er hat einen Sieg abgeliefert, der aussergewöhnlich war.»
Aussergewöhnlich wurde es auch 2022: Nach dem Schritt zu den neuen Flügelautos hiess der Hauptgegner von Red Bull Racing nicht mehr Mercedes, sondern Ferrari. Und Max Verstappen zeigte eine dominante Saison – mit 15 Laufsiegen. In Japan stand die erfolgreiche Titelverteidigung fest, in Austin hatte Red Bull Racing den fünften Sieg im Konstrukteurs-Pokal im Trocken (nach 2010 bis 2013).
Horner blickt zurück: «Das letzte Jahr hat jedem Teammitglied alles abverlangt. Diese Saison erlebten wir ein Jahr mit Höhen und Tiefen und wir erlebten auch Schwierigkeiten, die wir hinnehmen mussten. Wir mussten den Verlust unseres Besitzers Dietrich Mateschitz verkraften. Die Formel 1 war seine Leidenschaft. Er hat so vielen Fahrern eine Chance gegeben, er hat uns eine Chance gegeben. Wir widmen ihm diesen Erfolg.»
«Wir haben auch schmerzvolle Zeiten erlebt. Bei der Regeländerung 2014 waren wir verloren. Aber wir haben nie aufgegeben und das Ziel im Auge behalten. Jeder hat sich auf die Herausforderung konzentriert, wieder nach vorne zu kommen und im vergangenen Jahr haben wir das auch geschafft. In diesem Jahr sind wir noch einen Schritt weiter gegangen. Dass wir nach acht langen Jahren den Konstrukteurs-Titel zurückerobern konnten, ist ein Beweis für unsere Hingabe und unseren starken Willen.»
Horner über den zweifachen Champion Verstappen: «Ich glaube nicht, dass ihm ein Fahrer mit identischem Material das Wasser reichen kann. Ich bin auch nicht sicher, ob es ein anderer Pilot schaffen wird, eine solche Saison zu wiederholen.»
«Die Formel-1-Saison 2021 kam mir vor wie ein Schwergewichtskampf zwischen zwei Titanen. Nachdem sich dann letztlich Max durchgesetzt hat, fiel ein grosser Teil des Erwartungsdrucks von ihm ab, das hatte ich vorher schon nach dem ersten Titel von Sebastian Vettel erlebt.»
«Heute fährt Max in der Form seines Lebens, absolut überragend. Und auch das ganze Team hat 2022 auf extrem hohem Niveau gearbeitet. Wir haben den Fahrer-WM-Titel erfolgreich verteidigt und erstmals seit 2013 den Konstrukteurs-Pokal gewonnen. Wir haben bei 17 Rennen die Nase vorn gehabt, fünf Doppelsiege eingefahren und alle unseren eigenen Bestmarken übertroffen. Alle dürfen sehr stolz sein auf ihre Arbeit.»
Horner weiss aber auch jenen Piloten zu würdigen, der Max Verstappen am gefährlichsten wurde – Ferrari-Fahrer Charles Leclerc. Horner weiter: «Charles ist in diesem Jahr sehr gut gefahren, aber er hatte zeitweise viel Pech. Er hat sich als aussergewöhnlicher Racer gezeigt, immer fair im Zweikampf. Ich erwarte, dass er uns 2023 mit Ferrari das Leben richtig schwermacht. Und auch mit Mercedes wird wieder zu rechnen sein. Alles beginnt von vorne.»