Über Zak Brown
Zachary C., kurz «Zak», Brown sagt über sich selber: «Ich bin ein Racer. Die Leidenschaft für den Motorsport wurde bei mir entfacht, als ich zwölf Jahre alt war. Mein Vater nahm mich zusammen mit meinem Bruder zu Autorennen im Grossraum Los Angeles mit, wir sahen Dragster-Läufe und NASCAR-Rennen, wir fuhren oft nach Riverside. Ich war schon als Junge autobegeistert. In der High School ging ich mit dem Neffen eines Offroad-Racers zur Schule, und der begeisterte mich für Karting. Der Rest ist Geschichte.»
Brown begann 1986 mit Gokart-Rennen. Bis 1990 geawnn er 22 Läufe, dann zog es ihn nach England: «Ich bin ein grosser Historien-Fan, und es war naheliegend, die Wiege des Motorsports zu besuchen.» Ein Sieg in der Formel Ford 1991 in Donington Park liess aufhorchen. Brown wechselte für 1992 in die britische Opel-Lotus-Serie und wurde dort 1993 Gesamtvierter.
Zak Brown begann, auf beiden Seiten des Teichs Rennen zu fahren, in Europa und in Amerika. So tauchte er Mitte der 90er Jahre in der Indy-Lights-Serie auf, aber auch in der deutschen Formel-3-Meisterschaft. Mit der Zeit konzentrierte er sich auf Rennen in seiner Heimat und auf Sportwageneinsätze. 1998 wurde er Gesamtzweiter beim 24h-Rennen von Daytona in der Klasse GT2, 1998 Zweiter in Sebring.
Von 2000 bis 2005 war erst mal Schluss mit Racing – Brown baute seine eigene Sportmarketingfirma «Just Marketing International» auf. Dazu gründete er zusammen mit Richard Dean den Rennstall «United Motorsports».
Am 21. November 2016 gab McLaren bekannt: Zak Brown wird neuer Direktor der McLaren Technology Group.
Zak Brown sagte: «Ich bin überaus stolz, zur McLaren Technology Group zu kommen. Ich habe den allergrössten Respekt und enorme Bewunderung dafür, was diese Firma alles erreicht hat. Und ich freue mich darau, eine wichtige Rolle bei der weiteren Entwicklung der Gruppe zu spielen. Ich habe im Laufe der Jahre oft mit McLaren zu tun gehabt. Die Begabung und die Hingabe der gesamten Belegschaft hat mich immer tief beeindruckt.»
Zak Brown hatte im Rahmen seiner Arbeit für die von ihm gegründete Sportmarketing-Firma Just Marketing McLaren die Sponsoren Johnnie Walker, GSK, Hilton, Lenovo, Chandon und NTT vermittelt.
Im Frühling 2017 ein Coup: McLaren bestätigte, dass zusammen mit dem Rennstall von Michael Andretti ein Dallara-Honda für Fernando Alonso beim Indy 500 eingesetzt wird!
Das Indy-500-Abenteuer von Fernando Alonso war ein Märchen, leider ohne Happy-End: Die Motorsportgemeinde verfolgte die Fortschritte des Spaniers im ungewohnten IndyCar-Umfeld mit enormem Interesse, die Formel 1 sprach über IndyCar, die Amerikaner sprachen von der Formel 1, der McLaren in Papaya-Orange war Stammgast auf Bildschirmen, Online-Portalen und in den Zeitungen und Zeitschriften, bis auf eine Ausnahme gab es hier nur Gewinner. Leider schied Alonso, für 27 der 200 Runden in Führung, kurz vor Schluss des Indy 500 aus.
Zak Brown: «Indy war ohne Zweifel eine tolle Erfahrung. Wir sind trotz des Ausfalls mit einem guten Gefühl abgereist. Ja, ich würde McLaren gerne regelmässig beim Indy 500 sehen. Aber die Entscheidung ist noch nicht gefallen. Wir werden das frühestens in einigen Monaten entscheiden. Wenn es nach mir ginge, dann werden wir zurückkehren. Aber wir haben bei McLaren sehr viel aufgegleist, und wenn wir das so gut umsetzen wollen wie erwünscht, dann ist IndyCar derzeit kein Thema. Nein, McLaren vollzeit in der IndyCar-Serie, das wird frühestens in einigen Jahren passieren. Wenn überhaupt.»
McLaren hat in den 70er Jahren drei Indy-500-Siege errungen (mit Mark Donohue 1972 sowie mit Johnny Rutherford 1974 und 1976), dazu mit Roger McCluskey 1973 und Tom Sneva 1977 zwei IndyCar-Meistertitel (in der damaligen USAC-Serie).
Im Sommer wurde klar: Einen Indy-Einsatz 2018 von Alonso wird es nicht geben, Zak Brown hatte andere Baustellen zu entrümpeln.
Brown schaute der mageren Erfolgsbilanz von McLaren mit Honda nicht lange zu: Im Spätsommer 2017 zog er die Reissleine – Trennung von den Japanern, Dreijahresvertrag mit Renault von 2018 bis Ende 2020. Der Kalifornier wusste: Ohne einen konkurrenzfähigen Motor würde er Superstar Fernando Alonso nicht im Team halten können.
An welchem Punkt ahnte der Kalifornier Brown, dass die Ehe zu Honda zerbröselt? Zak: «Wir wussten im Testwinter 2017, dass wir in Schwierigkeiten stecken.» Denn da merkte McLaren: Honda hatte die schlimmstmögliche Kombination eines Formel-1-Motors gebaut – ein Triebwerk, das weder standfest, noch kraftvoll ist.
Zak Brown: «Im Laufe der Monate wurde immer klarer, dass wir einen Neuanfang brauchen. Wir sind überzeugt, dass Honda alles versucht hat, aber es war für uns an der Zeit weiterzuziehen. Wir haben in aller Öffentlichkeit versucht, zusammen mit Honda besser zu werden, wir haben es nicht geschafft.»
Berechtigte Frage: Wie will McLaren-Direktor Brown jenen Budget-Teil abfedern, der Honda bis Ende 2017 beisteuerte? Zak: «Die McLaren-Teilhaber sind sich bewusst, dass wir hier auf einen stattlichen Verlust zusteuern. Aber sie sind bereit, allfällige Ausfälle auszugleichen. Zudem liegt es an uns, zusätzliche Geldgeber zu finden.»
McLaren wird die gleichen Motoren erhalten, wie sie Renault beim Werksteam einsetzt und wie sie 2018 auch Red Bull Racing erhält. Wie will Renault-Sport-Geschäftsleiter Cyril Abiteboul verhindern, dass sie von Red Bull Racing und McLaren geschlagen werden? Abiteboul: «Das ist sehr einfach. Da wir alle den gleichen Motor haben, müssen wir halt ein besseres Chassis bauen.»
«Wir haben es uns mit der Entscheidung pro McLaren nicht leicht gemacht. Uns ist klar, dass wir einen starken Gegner noch stärker machen. Aber unser Ziel als Teilnehmer in der Formel 1 war immer auch, eine nachhaltige Lösung zu finden. Derzeit sind wir als Werksteam vertreten, es gab zwischendurch auch Phasen, in welchen wir reiner Motorenlieferant waren. Ich erinnere an die Partnerschaft mit Williams, die uns beide zum Weltmeister gemacht hat. Und an die Zusammenarbeit mit Red Bull Racing, die ebenfalls WM-Titel einbrachte.»
Für seinen Star-Fahrer Fernando Alonso ist die Ausgangslage ganz leicht: Er strebt den Sieg in den grössten drei Rennen der Welt an, beim Monaco-GP (2006 und 2007 abgehakt), beim Indy 500 (2017 viel Eindruck gemacht), bei den 24 Stunden von Le Mans. Generell giert der Spanier danach, sich in fremden Rennwelten zu bewähren. Und das macht ihn zu dem, wofür ihn viele halten: zum besten Rennfahrer der Welt.
Im Rahmen des Mexiko-GP 2017 ist bestätigt worden, dass Alonso im kommenden Jahr bei den 24 Stunden von Daytona in Florida antritt. Im United-Autosports-Team von McLaren-Direktor Zak Brown. Der 45jährige Kalifornier sagt: «Wir hatten einige vage Gespräche darüber, denn wir sprechen die ganze Zeit über andere Rennserien. Ich sass mit Fernando und seinem Manager Luis zusammen, und auf einmal sagt Alonso: „Ich will in Daytona fahren.“»
«So langsam habe ich mich nach der ganzen Indy-Geschichte an solche Vorschläge gewöhnt. Ich drehte mich also zu Luis hinüber und fragte: „Das meint er ernst, nicht wahr?“ Und Luis antwortet: „Und ob.“ Also musste ich bei Fernando nicht nachhaken.»
Zak Brown beginnt zu lachen: «Wir haben ein Monster erschaffen – ein Rennmonster!» Aber auch Monster werden müde: Im Sommer teilte Fernando Alonso seinem Chef mit: Er wird 2019 nicht mehr Formel 1 fahren. Da nützten auch die ganzen personellen Rochaden nichts: Teamchef Eric Boullier reichte die Kündigung ein, der Brasilianer Gil De Ferran wurde Sportdirektor, von Toro Rosso wurde Technikchef James Key weggelockt, im Winter dockte Ex-Porsche-Langstreckenchef Andreas Seidl in Woking an.
Alonso bleibt dem Team verbunden und fährt 2019 mit einem von McLaren eingesetzten McLaren-Chevy das Indy 500. In den GP-Rennern sitzen aber Carlos Sainz und Lando Norris.
Fernando Alonso hat sich die Hintertür offenstehen lassen. Er sagt: «Ich will im Sommer 2019 in mich hineinhorchen. Vielleicht spüre ich ja eine Leere und merke, dass ich die Formel 1 vermisse.» Möglicherweise funktioniert das aber auch umgekehrt. Im Fahrerlager des Yas Marina Circuit von Abu Dhabi sagte McLaren-Chef Zak Brown: «Wenn ich einen Fahrer bräuchte, dann wäre die Nummer von Alonso die erste, welche ich wähle. Michael Schumacher ist zurückgekommen, Alain Prost ist zurückgekommen. Ich würde nichts ausschliessen, auch nicht, dass Fernando 2019 mal für uns testet. Alonso fährt in absoluter Hochform.»
«Fernando hat mir gesagt, dass er sich vorstellen kann, eines Tages eine Management-Rolle zu übernehmen. Er liebt einfach die Atmosphäre an einer Rennstrecke. Wenn er nicht in der Formel 1 ist oder bei einem Langstreckenrennen, dann triffst du ihn auf der Kartbahn. Er kann es einfach nicht lassen.»
«Und keiner sollte vergessen, dass er noch immer ein McLaren-Fahrer ist. Wir fahren ja 2019 gemeinsam beim Indy 500. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, wie Fernando unserem Team helfen kann.»
«Ich bedaure es sehr, dass Fernando ohne Chance auf einen Podestplatz gegangen ist. Vor allem deshalb, weil wir sehen, auf welch hohem Niveau er fuhr. Ich finde es sehr schade, dass er in seiner Karriere nur zwei WM-Titel gewinnen konnte. Hätte er die richtigen Autos gehabt, dann wäre er auf der Stufe von Schumacher und Hamilton mit fünf oder sechs Titeln.»
Aber auch diese Liebe erkaltete: Ein Vertrag zwischen McLaren und Alonso lief Ende 2019 aus und wurde nicht verlängert.
Zak Brown will in den kommenden Jahren ganz auf Carlos Sainz und Lando Norris setzen. McLaren hat 2019 grosse Fortschritte gemacht. «Best of the Rest» ist durch die Dauer-Dominanz der Topteams Mercedes, Ferrari und Red Bull Racing inzwischen schon zu einem inoffiziellen Titel geworden.
Den hat sich der Traditionsrennstall 2019 geschnappt, wurde WM-Vierter. Und: Carlos Sainz schaffte es beim zweitletzten Rennen in Brasilien als Dritter sogar aufs Podest – wenn auch erst nach der Strafversetzung von Lewis Hamilton.
Doch nach harten Jahren gab es endlich wieder mal Grund zum Jubeln, immerhin war es der erste Podestplatz nach fünf Jahren Wartezeit. So kann es 2020 gerne weitergehen. Auch wenn CEO Zak Brown nicht glaubt, dass sich an den Kräfteverhältnissen viel ändern wird.
«Die Regeln sind sehr ähnlich, daher glaube ich nicht, dass sich die Startaufstellung stark von der von 2019 unterscheidet», sagte er der Marca.
Möglicherweise entscheidende Unterschiede zu 2019: Technikchef James Key ist für den neuen MCL35 zuständig, und Andreas Seidl geht in seine erste volle Saison als Teamchef.
«Es kann hier und da einige Überraschungen geben», sagte Brown. «Wir sind noch ein junges Team. James Key war letztes Jahr nicht an der Entwicklung des Autos beteiligt, aber er ist es jetzt. Wir werden sehen, wie es ist.»
Seine Vorgabe: «Wir müssen besser auf die Rennen vorbereitet sein und gut in die Saison starten. Wir fühlen uns gut mit dem Auto, das wir für 2020 gebaut haben. Wir werden gute und schlechte Wochenenden haben, aber ich hoffe, wir kommen weiter voran.»
Ab 2019 arbeitete Zak Brown am schrittweisen Aufbau von McLaren. Das Team verbesserte sich auf den vierten Schlussrang, das beste Ergebnis seit sieben Jahren, 2020 konnte im Konstrukteurs-Pokal sogar der dritte Platz eingefahren werden, weil Ferrari am Motor nachbessern musste und zurückfiel.
2021 war McLaren «Best of the Rest» hinter Mercedes, Red Bull Racing und Ferrari, 2022 verlor der Traditionsrennstall einen Platz an Alpine und wurde Gesamtfünfter.
Ganz wesentlich für die soliden Leistungen von McLaren: Der englische Traditionsrennstall angelte sich Anfang 2019 Andreas Seidl. Als der US-Amerikaner Zak Brown bei McLaren vom Direktor zum McLaren-CEO befördert wurde, hatte er immer gesagt: Früher oder später werde es einen Geschäftsleiter für das Formel-1-Team geben. Den hat der Kalifornier nun mit Andreas Seidl gefunden. Der Passauer war höchst erfolgreicher Teamchef des Porsche-Langstreckenprogramms – drei WM-Titel 2015, 2016 und 2017, in der gleichen Phase auch drei Le-Mans-Sieg in Folge.
McLaren-CEO Zak Brown damals: «Wir sind sehr glücklich, dass wir Andreas für uns gewinnen konnten. Erstens ist das ein wichtiger Schritt dabei, uns personell zu verstärken. Zweitens braucht das Formel-1-Programm eine erfahrene Hand, um Freiräume für künftige Rennaktivitäten von McLaren zu schaffen. Wir halten Andreas für eine überaus fähige Führungspersönlichkeit, seine Erfolgsbilanz sagt alles.»
Andreas Seidl meinte: «Es ist ein enormes Privileg, für McLaren arbeiten zu können, es ist auch eine Herausforderung, für die ich mich bereit fühle. Ich fand die Aufgabe unwiderstehlich, an der McLaren-Geschichte mitschreiben zu dürfen. McLaren hat die Erfahrung und die Weitsicht, um an die Spitze zurückzukehren, das ist meine Mission.»
McLaren-CEO Zak Brown im November 2019: «Wir hatten bei McLaren zu viele Chefs in der Küche. Da passierte in der Firma sehr viel und auch zwischen den Teilhabern. Es gab gleichzeitig einen Mangel an Führung, aber inzwischen ist die ganze Struktur viel klarer, und einer hat das Sagen, und das ist Andreas. Er macht einen exzellenten Job.»
«Gewiss, Andreas baute nicht das 2019er Auto, das wurde ja schon aufgegleist, bevor er zu uns gekommen ist. Aber er dank seiner klaren Art und seinen Führungsqualitäten wurde unser Team entschlackt, die Leute wissen nun viel genauer, was ihre Aufgaben sind. Seidl hat dabei Technikchef James Key und den leitenden Ingenieur Andrea Stella eng eingebunden.»
«Andreas hat aus dem Rennstall die Politik entfernt. Denn wenn keine klare Führung da ist, dann kann alles sehr schnell sehr politisch werden. So langsam fallen die Puzzle-Teilchen ans richtige Ort. Wir mussten endlich aus dieser Negativ-Spirale ausbrechen.»
Unfassbare 3213 Tage lang musste McLaren seit Brasilien 2012 auf einen neuen Formel-1-Sieg warten, dann war es endlich so weit: Der Australier Daniel Ricciardo gewann in Monza 2021 sensationell vor seinem Stallgefährten Lando Norris.
Zak Brown: «Das war die beste Erfahrung meiner Karriere im Motorsport. Und keiner konnte behaupten, dass uns der Erfolg in den Schoss gefallen war – beste Rennrunde, fast in jeder Runde geführt, schnelle Reifenwechsel. Das war für das ganze Team ein unfassbarer Motivationsschub.»
Dennoch hielt Brown den Ball flach vor der Saison 2022, mit dem Schritt der Königsklasse in die neue Flügelauto-Epoche. «Natürlich war es schön, dass wir 2021 wieder gewinnen konnten. Aber wir müssen gleichzeitig auch darauf achten, dass wir keine unrealistischen Erwartungen schüren.»
Der frühere Rennfahrer sagte: «Also werden wir unsere Ziele nicht so definieren, dass wir zwei Grand Prix gewinnen wollen. Wir bleiben dabei – die Rückkehr an die Spitze der Formel 1 ist ein langwieriger, schwieriger Weg, und wir wollen die Lücke zu den Besten verringern. Doch ich bin davon überzeugt, dass wir noch ein paar Jahre Aufholarbeit vor uns haben. Das sind keine Prozesse, die sich beschleunigen lassen.»
Ein neuer Windkanal und ein neuer Simulator werden erst 2023 bereit sein, und Zak Brown meinte: «Wir sind in der einzigartigen Lage, dass alle einen von Grund auf neuen Renner bauen mussten. Das war für unsere Leute eine prickelnde Aufgabe. Aber ich glaube nicht, dass es uns dieser Schritt zu einem neuen Reglement erlauben wird, schon 2022 eine Titelchance zu haben.»
Aber es kam anders: Ausgerechnet der erfahrene Ricciardo kam mit dem neuen Auto gar nicht zurecht, McLaren löste im Sommer den bis Ende 2023 geltenden Vertrag auf.
Zak Brown blickt zurück: «Es war ein sehr hartes Jahr, auch persönlich, vor allem mit Daniel, mit dem die Zusammenarbeit unglaublich war. Er hat uns in Monza einen Sieg beschert, und wir hatten gemeinsam sehr viel Spass. Aber wir haben auch sehr viel Frust erlebt.»
«Ich glaube, das Schwierigste daran war die Tatsache, dass viele Leute, die nicht nahe dran sind, darüber geurteilt haben. Natürlich hat jeder seine Meinung, und das ist auch okay so, das gehört zum Sport dazu – da brauchst du eine dicke Haut. Die Fans auf den Tribünen und auch die Medien haben ihre Ansichten und ich glaube, du darfst in dieser Situation nicht vergessen, was wirklich los war und wie transparent und letztlich auch übereinstimmend das Ganze ablief.»
«Natürlich war es für keinen der Beteiligten einfach, aber es lief auch nicht so, wie es viele Leute dargestellt haben. Und das ist frustrierend, denn dir werden Dinge vorgeworfen, die so nicht passiert sind, wie alle Beteiligten wissen. Aber die Formel 1 ist ein Spitzensport, der von den Meinungen der Leute auch lebt. Auch wenn wir heutzutage viele Leute sehen, die bei ihren Kommentaren die Grenzen des Angemessenen überschreiten. So ist die Welt, in der wir leben, und solange die Leute, die uns nahe sind, wissen, was passiert ist, kommen wir auch damit klar.»
«Das alles war hart, denn wir lieben Daniel, ein grossartiger Typ. Doch manchmal funktioniert es trotzdem nicht, und das ist in gewisser Hinsicht ein Rätsel, denn er hat definitiv viel Talent, was er mit seinem Sieg in Monza im vergangenen Jahr auch bewiesen hat. Er gewann das Rennen nicht, weil alle anderen ausgefallen sind. Die Erinnerung an Monza ist bis heute meine beste in den 30 Jahren, in denen ich im Motorsport bin. Und dafür bin ich Daniel dankbar. Ich hoffe sehr, dass wir ihn wieder in der Formel-1-Startaufstellung sehen werden und die Tür steht offen, um in Zukunft in irgendeiner Form in einem McLaren wieder Gas zu geben. Ich würde liebend gerne wieder Rennen mit ihm bestreiten.»
Viele McLaren-Fans glaubten – mit Seidl wird McLaren eines Tages wieder regelmässig um Siege und Titel mitreden. Aber dann, im Dezember 2022, der Paukenschlag: Der Vertrag von Seidl und McLaren, ausgelegt bis auf Ende 2025, wurde vorzeitig aufgelöst!
McLaren-CEO Zak Brown: «Andreas war mir gegenüber sehr offen. Er hat mir gesagt, dass er gerne neuer Geschäftsleiter von Sauber werden will, in dieser Übergangsphase, bevor 2026 Audi kommt. Also haben wir ihn ziehen lassen.»
Nachfolger ist der langjährige Ingenieur Andrea Stella, und der wird die Geschicke von Lando Norris leiten und vom vielverprechendsten jungen Piloten seit Jahren – Oscar Piastri, Nachfolger seines australischen Landsmannes Ricciardo.
Der Formel-1-Einstieg von Piastri ist angesichts seines Leistungsausweises keine grosse Überraschung. In drei Jahren hatte er zunächst den Formula Renault Eurocup für sich entschieden, dann in der Formel 3 in seinem Rookie-Jahr den Gesamtsieg geholt und 2021 das Kunststück in der Formel 2 wiederholt und sich in seiner ersten Saison zum Meister gekürt.
Kein Wunder, dass Piastri gleich bei mehreren Teams auf der Wunschliste stand. Der Werksrennstall von Alpine hatte den 21-Jährigen als Nachwuchsfahrer unter Vertrag, verpasste es aber, ihn mit einem Abkommen auch für die nächsten Jahre an sich zu binden. McLaren nutzte die Chance und warb den Ausnahmekönner ab.
Die Alpine-Verantwortlichen liessen nichts unversucht, um Piastri vom Abgang abzuhalten, aber das FIA-Schlichtungsgremium für Vertragsstreitigkeiten, das die Franzosen bemühten, bestätigte schliesslich, dass der McLaren-Vertrag von Piastri rechtskräftig war.
McLaren-CEO Zak Brown erwartet Grosses vom jungen Aufsteiger: «Oscar wird ein sensationeller Rennfahrer sein. Er hat viele Meisterschaften im ersten Jahr gewonnen, und das ist immer ein Zeichen dafür, dass ein Fahrer speziell gut ist. Er hat eine grossartige Einstellung zum Sport. Und nun haben wir auch das Gefühl, dass wir mit Lando, der schon viel Erfahrung hat, eine gute Mischung aus Erfahrung und Jugend auf die Bahn bringen.»