Lena Kemmer: Schneller als so manch männlicher Gegner
Lena Kemmer mit ihren Eltern
Nach dem achten Platz in der Gesamtwertung des Austrian Junior Cups 2021 hatte sich Lena Kemmer für diese Saison hohe Ziele gesetzt. Die ehrgeizige Steirerin wollte in ihrem zweiten Jahr in der Nachwuchsserie, die von KTM gemeinsam mit der österreichischen Motorsportföderation AMF und dem Projekt Spielberg initiiert wurde und deutschsprachigen Fahrern und Fahrerinnen den Einstieg in den Rennsport erleichtern soll, unter die Top-5 kommen und ihr erstes Podium erreichen.
«Schon in den ersten Rennen konnte ich mich besser beweisen», blickt die junge Amazone, die sich über die Wintermonate in Spanien unter den wachsamen Augen ihres Vaters, der früher selbst ein erfolgreicher Motorradrennfahrer war, intensiv auf die Saison vorbereitet hatte, zurück. «Einer der Schlüsselmomente war definitiv Rijeka, wo ich ein ganzes Rennen über mit der Spitzengruppe mithalten konnte und wir zu sechst mit weniger als einer halben Sekunde Abstand die Ziellinie überquerten haben.»
Mit dem getankten Selbstvertrauen ging es für Kemmer zum nächsten Rennwochenende. Auf dem Red Bull Ring sollte es ihr gelingen, das erste Saisonziel zu erreichen. Nachdem sie im ersten Rennen als Vierte die angestrebte Top-3-Platzierung noch verpasst hatte, sah sie im zweiten Lauf als Dritte die Zielflagge und durfte danach unter dem frenetischen Jubel ihrer Familie und Freunde zum ersten Mal auf das Podium steigen.
Beim Saisonfinale, das anlässlich der deutschen Meisterschaft auf dem Red Bull Ring über die Bühne ging, verfehlte die KTM-Pilotin mit dem zweiten Platz denkbar knapp eine Sensation. Nach elf Runden auf der 4,348 Kilometer langen MotoGP-Strecke verpasste Kemmer den Sieg um lediglich zwei Hundertstelsekunden. Mit Rang 5 im abschließenden Rennen konnte auch das zweite Saisonziel abgehakt werden. Hinter zwei Deutschen und einem Schweizer beendete sie die Meisterschaft an der vierten Stelle und damit vor ihren männlichen Konkurrenten aus Österreich.
Wegen ihrer starken Leistung erhielt Kemmer eine der begehrten Einladungen zur Sichtung für den Red Bull Rookies Cup 2023. «Damit hätte ich nie im Leben gerechnet», fühlte sie sich zurecht geehrt. «Diese einmalige Gelegenheit und Erfahrung zu bekommen war eine große Ehre für mich. Tatsächlich habe ich es sogar bis ins Finale der Sichtung geschafft und konnte mich unter über hundert Fahrern aus aller Welt beweisen.»
Auch wenn es für sie bei der Auswahl der Red Bull Rookies für 2023 nicht berücksichtigt wurde, darf Kemmer, die bei AVL List, einem renommierten österreichischen Unternehmen für die Entwicklung von Antriebssystemen und Prüftechnik, eine Lehre zur Kfz-Technikerin macht, stolz auf das bisher Erreichte sein. Die abschließende Entscheidung wie es im nächsten Jahr für sie weitergeht, ist bisher noch nicht gefallen. «Die Planungen für nächstes Jahr laufen auf Hochtouren. So viel kann ich jetzt schon verraten: Ich werde auf meiner KTM RC390 starten.»