FIM-Eklat in Lievin: E-Bikes im SuperEnduro verboten
FIM-Eklat in Lievin: E-Bikes im SuperEnduro verboten
An diesem Samstag startet die SuperEnduro-Weltmeisterschaft im französischen Lievin in ihre Saison 2023/2024 und hätte dies mit einer Premiere tun sollen. Aber Pustekuchen. Mal wieder spielte der Motorrad-Weltverband FIM eine unrühmliche Rolle und wusste das Debüt eines Elektro-Bikes in der Indoor-Noppen-Serie kurzfristig zu verhindern. Hinter vorgehaltener Hand machte bei Radio Fahrerlager die Runde, dass offenbar ein Mitbewerber hinter den Kulissen seinen Einfluss hat spielen lassen.
Der sechsfache Weltmeister Taddy Blazusiak befindet sich im Herbst seiner Rennfahrer-Karriere und hätte mit der Premiere eines Elektro-Bikes im Rahmen der SuperEnduro-WM für viel Aufsehen erregt und zudem dem Motorsport insgesamt einen grünen Anstrich verpasst.
Nachdem er sich mit seinem letzten Arbeitgeber GASGAS (Pierer Mobility Group) nicht auf eine Vertragsverlängerung einigen konnte und vorzeitig aus dem Vertrag gelassen wurde, dockte der Pole beim schwedisch-spanischen Elektro-Bike-Hersteller Stark an und wollte in der Top-Klasse ‹Prestige› erstmals ein E-Bike hinters Startgatter stellen.
Alles war dafür vorbereitet: Die Genehmigung und Einstufung seitens der Enduro-Abteilung der FIM lag per E-Mail vor. Doch am Donnerstag vor der Veranstaltung wurden dem Team ‹Stark Future Racing› neue Regularien mitgeteilt, die besagten, dass E-Bikes keine Startzulassung erhalten. Dazu sagte Blazusiak nach seiner Ankunft in Lievin gegenüber SPEEDWEEK.com: «Ich weiß nicht, was da gelaufen ist. Ich bin Rennfahrer und hier, um Rennen zu fahren. Meinem Team war es erlaubt, zu fahren und das Bike war von der FIM zugelassen. Diese Woche gab es plötzlich neue Regularien. Diese wurden dem Team Donnerstagnacht mitgeteilt und sie besagten, dass das Bike nicht zugelassen sind. Das ist natürlich eine unzumutbare Situation.»
Und weiter: «Ich bin hierhergekommen, das Team ist hierhergekommen und nun ist es uns nicht erlaubt, zu fahren. Das ist ein absoluter Reinfall für mein Team, für mich, für die Sponsoren, für den Sport insgesamt, für die Fans, einfach für jeden.»
Wie Blazusiak ausführte, ist diese nicht nachvollziehbare Entscheidung für die Entwicklung des Sports, die Erschließung neuer Zielgruppen und so weiter nicht sonderlich förderlich. Auch, dass der engagierten Industrie derart vor den Kopf gestoßen wird, dürfte für die Zukunft elektrischer Motorräder im Motorsport ein Rückschlag sein.
Nachdem Taddy Blazusiak, mit der Erlaubnis des ebenso erst hocherfreuten und angesichts der jüngsten Entwicklung nun konsternierten WM-Promoters ABC Communication, ein paar Runden auf dem bereits fertigen Kurs für die Erstellung eines Werbe-Films drehen durfte, packte er zusammen und trat die Heimreise an. Ungeachtet dessen wird er ab Montag weiter testen.
Bei vorangegangenen Tests hat der inzwischen 40-Jährige sehr wohl Vergleichsfahrten des Stromers mit einem herkömmlichen Verbrenner-Bike angestellt – und kam dabei auf annähernd gleiche Zeiten. Gleichwohl, dass das E-Bike eine wahnwitzige Beschleunigung, dafür ein deutlich höheres Eigengewicht hat. Dazu meinte er: «Ich bin Racer und mag jede Art von Motorrad, egal ob Zweitakt, Viertakt oder Elektro-Motorrad. Den Fahrstil musste ich beim E-Bike aber ein ganzes Stück umstellen.»
Natürlich hatte auch der Stark-Race-Director Sebastien Tortelli, der die Entwicklung der Stark-E-Bikes seit zwei Jahren, anfangs sogar als Testfahrer, begleitete, eine Meinung zur kurzfristigen Ausladung, die er gegenüber SPEEDWEEK.com so formulierte: «Uns gegenüber wurden Sicherheitsbedenken als Grund für Nichtzulassung zum Rennen genannt, doch wir besitzen alle möglichen Zertifikate. Das ist für uns ein nicht zu akzeptierender Reinfall und für den Sport ein absoluter Rückschritt.»
In zwei Wochen steht Taddy Blazusiaks Heimrennen in Krakau an, wozu der zweifache Motocross-Weltmeister (1996 125 ccm und 1998 250 ccm) zu berichten wusste: «Taddy hat den FIM-Präsident Jorge Viegas kontaktiert, der derzeit beim MotoGP-Finale in Valencia weilt. Er hat zugesagt, eine Entscheidung zum weiteren Vorgehen maximal pushen zu wollen. Aber ich glaube, die FIM ist eine zu große Organisation, das wird nicht so schnell gehen. Sie haben die Macht, die richtigen Regularien zu wählen. Aber um ehrlich zu sein, weiß ich nicht, was passieren wird. Immerhin haben sie es geschafft, nur 24 Stunden vor dem Rennen etwas in die falsche Richtung zu entscheiden. Wir werden uns zumindest weiter gut vorbereiten und werden abwarten was passiert.»