Roczen (HRC/P11): Optimismus für den Präsidenten
Der Präsident von American Honda, Noriya Kaihara, war am letzten Wochenende zum 6. Lauf der US Supercrossmeisterschaften nach Anaheim gekommen, um sich selbst ein Bild vom Zustand seines HRC-Werksteams zu machen. Was der Präsident erleben musste, kann in Hinblick auf japanische Unternehmenskultur nur als wenig zufriedenstellend gewertet werden. Der beste Honda-Fahrer des Abends kam nämlich nicht aus den Reihen des millionenschweren HRC-Werksteams! Bester Honda-Pilot des Abends wurde Vince Friese im 250er Finale. Friese ist mit 31 Jahren einer der ältesten Fahrer im Feld und startet für das privat geführte Team Motoconcepts, also aus der Perspektive des Präsidenten für lau.
Immerhin: Hunter Lawrence war im 250er Finale bis zu seinem Crash auf Podiumskurs und stürzte am Ende der Whoops. Bei seinem heftigen Einschlag hat sich der Australier zum Glück nicht schwerer verletzt.
Die beiden 450er Piloten versanken in Anaheim in Frust und Chaos: Chase Sexton und Ken Roczen haderten mit der Strecke und besonders mit dem Waschbrett. Ricky Carmichael kommentierte Roczens Auftritt in Anaheim mit den Worten: «Mann, ich weiß auch nicht, was im Moment mit Roczen los ist. Er springt über die Whoops und findet einfach keinen Flow.»
Sexton blieb den ganzen Abend über blass. Roczen startete gut ins Finale, wurde aber in der ersten Kurve von Malcolm Stewart von der Strecke gedrängt und verhedderte sich danach in der Streckenbegrenzung. Der Deutsche musste das Rennen von der letzten Position aus aufnehmen und dem Feld hinterherfahren. Aber das war nicht einmal das größte Problem. Schon Ausgangs der ersten Runde lag Roczen wieder auf Rang 16 und konnte in jeder Runde einen weiteren Konkurrenten überholen. Doch danach wurde es schwierig. 8 Runden lang kämpfte er mit Dean Wilson (Husqvarna) um Platz 11. Danach war die Luft endgültig raus und Roczen musste sich mit dem Platz außerhalb der Top-10 zufriedengeben.
In 6 Rennen verfehlte der Deutsche bis jetzt schon dreimal die Top-10! Entsprechend niedergeschlagen zeigte er sich nach dem Rennen: «Es war ein einziges Desaster», grübelte er. «Ich habe mich den ganzen Tag über schon unwohl gefühlt. Die Strecke war diesmal noch härter als sonst, was die Sache nicht leichter gemacht hat. Im Moment passt einfach nichts mehr zusammen. Trotzdem werde ich weiter an mir arbeiten und versuchen, mich jedes Wochenende zu verbessern. Wir müssen jetzt endlich ein brauchbares Setup finden, das für mich funktioniert. Es reicht momentan definitiv nicht aus, um konkurrenzfähig zu sein. Es ist eine bittere Pille, aber wir geben trotzdem nicht auf.»
In der Tabelle fiel Roczen von P7 auf Rang 8 zurück. Sein Rückstand zur Spitze beträgt inzwischen 42 Punkte. Vielleicht führte die Anwesenheit des Honda-Präsidenten dazu, dass sich im Team etwas bewegt.
Ergebnis Anaheim 3, 450 ccm:
1. Jason Anderson (USA), Kawasaki
2. Eli Tomac (USA), Yamaha
3. Justin Barcia (USA), GASGAS
4. Malcolm Stewart (USA), Husqvarna
5. Marvin Musquin (FRA), KTM
6. Dylan Ferrandis (FRA), Yamaha
7. Chase Sexton (USA), Honda
8. Cooper Webb (USA), KTM
9. Aaron Plessinger (USA), KTM
10. Justin Brayton (USA), Honda
11. Ken Roczen (GER), Honda
12. Dean Wilson (GBR), Husqvarna
13. Max Anstie (GBR), KTM
Meisterschaftsstand nach Runde 6 von 17:
1. Eli Tomac (USA), Yamaha, 134
2. Jason Anderson (USA), Kawasaki, 122, (-12)
3. Chase Sexton (USA), Honda, 116, (-18)
4. Malcolm Stewart (USA), Husqvarna, 112, (-22)
5. Justin Barcia (USA), GASGAS, 110 (-24)
6. Cooper Webb (USA), KTM, 103, (-31)
7. Marvin Musquin (FRA), KTM, 98, (-36)
8. Ken Roczen (GER), Honda, 92, (-42)
9. Dylan Ferrandis (FRA), Yamaha, 92, (-42)
10. Aaron Plessinger (USA), KTM, 81, (-53)