Chase Sexton (Honda): Lagen seine Stürze am Bike?
Mit seinem Sieg in Atlanta hat sich HRC-Werksfahrer Chase Sexton wieder in die Riege der Titelkandidaten eingereiht. «Ich habe heute eine riesige mentale Barriere überwunden, um das ganze Rennen sturzfrei zu überstehen und bis zum Ende solide zu fahren. Dieser Sieg war dringend nötig», erklärte HRC-Werksfahrer Chase Sexton in der Pressekonferenz nach dem Rennen.
Vor dem 13. Lauf der US Supercross-Meisterschaften hatte er 25 Punkte Rückstand zu Tabellenführer Eli Tomac (Yamaha) – beinahe so viel wie ein Laufsieg. In den USA erhält der Sieger 27 Punkte. Tomac und Webb schwächelten in Atlanta und Chase tat das einzig Richtige, indem er von Anfang an auf Sieg fuhr, sich zu Beginn des Finales entschlossen gegen Ken Roczen (Suzuki) durchsetzte und mit seinem 3. Saisonerfolg den Rückstand zur Spitze von 25 auf 17 Punkte verkürzte. Angesichts der 4 verbleibenden Rennen sind 17 Punkte Rückstand immer noch eine Menge. Durchschnittlich müsste der Honda-Star von nun an 5 Punkte pro Rennen gegenüber Tomac gutmachen, um wieder vorn zu sein, aber das ist graue Theorie.
In der Praxis war in Atlanta etwas ganz anderes auffällig: Er geriet bis zum Ende des Rennens nie in akute Probleme oder in Sturzgefahr. Zur Erinnerung: Sexton stürzte dieses Jahr in San Diego und warf in Tampa und in Oakland den möglichen Sieg nach Sturz in Führung liegend weg. Danach crashte er in Arlington und im Finale von Indianapolis. In Seattle flog Sexton erneut in Führung liegend ab und konnte auf P5 nur noch Schadensbegrenzung betreiben.
Lagen die vielen Stürze nun am Motorrad oder doch eher am Fahrer? «Wir haben in den letzten Wochen sehr viel getestet», gab Sexton zu. «Ich hatte Probleme mit der Vordergabel. Letzte Woche haben wir ein besseres Setup gefunden, das hier funktioniert hat», erklärte der HRC-Werksfahrer. «Wieviel von den Stürzen mit dem Motorrad zu tun hatten und was mentalen Ursachen hatte, ist schwer zu beurteilen. Es war sicher eine Mischung aus beiden. Wenn du so viele Stürze am Ende des Rennens hattest wie ich, dann macht dir das zu schaffen. In den letzten beiden Rennen wurde es einfacher für mich, Vertrauen in das Motorrad zu behalten, wenn die Strecke immer zerfahrener und ruppiger wird. In den Whoops hat das Fahrwerk jetzt auch viel besser funktioniert.»
Diese Story erinnert stark an das letzte Honda-Jahr von Ken Roczen, der immer wieder über sein Fahrwerk und mangelndes Vertrauen klagte. Ganz anders sieht es für HRC in der 250er-Klasse aus. Sowohl in der Ost- als auch in der Westküstenmeisterschaft fahren die beiden Lawrence-Brüder in ihrer eigenen Klasse an der Spitze. Die Gründe hatte Ken Roczens Vater Heiko Klepka schon Anfang dieses Jahres gegenüber SPEEDWEEK.com erkannt: Vater Darren Lawrence hat dort das Zepter fest in der Hand und verfolgt eine klare Strategie. Väter von Fahrern sind aber in professionell organisierten Werksteams - freundlich formuliert - nicht immer gern gesehen. Die vom Vater Darren aufgebauten Lawrence-Brüder sind aber durch ihre Leistungen zu einer Macht aufgestiegen, an der selbst HRC nicht mehr vorbeikommt.
Die Zukunft von Chase Sexton ist jedenfalls noch offen. Er hat wohl eine Option für KTM. Ob er sie ziehen wird, hängt ganz sicher vom weiteren Verlauf der Saison ab. Im Moment herrscht bei HRC gute Stimmung. Ob diese erhalten bleibt, wird sich am kommenden Wochenende in East Rutherford zeigen, wo der 14. Lauf der US Supercross-Meisterschaften ausgetragen wird.
Ergebnis SX Atlanta, 450 ccm:
1. Chase Sexton (USA), Honda
2. Justin Barcia (USA), GASGAS
3. Ken Roczen (D), Suzuki
4. Cooper Webb (USA), KTM
5. Eli Tomac (USA), Yamaha
6. Aaron Plessinger (USA), KTM
Meisterschaftsstand nach Lauf 13 von 17:
1. Eli Tomac (USA), Yamaha, 292
2. Cooper Webb (USA), KTM, 286, (-6)
3. Chase Sexton (USA), Honda, 275, (-17)
4. Justin Barcia (USA), GASGAS, 239, (-53)
5. Ken Roczen (D), Suzuki, 238, (-54)
6. Jason Anderson (USA), Kawasaki, 214, (-78)