Carmichael über Deegan: «Man muss ihn nicht mögen»
Haiden Deegan
Mit erst 17 Jahren ist Haiden Deegan der mit Abstand jüngste Top-Fahrer im Supercross-Feld der US-Ostküste. Dort holte der Yamaha-Werksfahrer in seinen ersten beiden Rennen jeweils P4. In der Gesamtwertung bringt das den Sohn von Ex-Crosser und Freestyle-Ikone Brian Deegan (48) sogar auf Rang 3.
An den Deegans scheiden sich generell die Geister. Haidens Gegner aus den Nachwuchsklassen lassen oft kein gutes Haar am extrovertierten Jungspund, der die Nachwuchsrennen landesweit dominiert hat, jedoch hauptsächlich durch Videos seiner Kunststücke wie Backflip und Co. schon als Knirps in der Szene weltweit Berühmtheit erlangt hat – so entstand dann sein Künstlername «Danger Boy».
US-Ikone Ricky Carmichael (43), der bei den US-Supercross-Rennen als Co-Kommentator tätig ist, erklärte seine Sicht der Dinge: «Haiden hat darüber nachgedacht, was er falsch gemacht hat nach Anaheim 1, als er dort erstmals auf der Piste war. Diese Lernkurve war wirklich steil hin zu seinem ersten Ostküsten-Rennen in Houston. Okay, er war auch dort teilweise in Gefahr und hatte seine haarigen Momente, aber er hat attackiert und es war kalkuliertes Risiko. Er kam im ersten Rennen ja auch von hinten.»
Carmichael weiter: «Ich war wirklich beeindruckt. Er hat sich gesteigert, als es notwendig war. Man muss ihn nicht mögen, aber wenn Kids so mit Druck umgehen können, dann muss man ihnen Respekt zollen. Er war fähig, über das Finale hinweg seinen Speed zu halten. In seinem Alter könnte man erwarten, dass er nachlässt, aber auch das ist nicht eingetreten. Das sind die gefährlichen Momente als Rookie – man wird müde und auch die Piste wird schlechter.»
Die Experten haben Deegans Fahrstil bereits genau zerpflückt. Augenscheinlich ist hier sein unheimlicher Kurvenspeed, speziell in den Linkskehren. Dort prescht Deegan mit unheimlicher Geschwindigkeit aus den Steilwänden heraus. Carmichael gesteht: «Das ist die junge Generation, ich habe diese spezielle Kurve auch gesehen. Das ist die Zukunft unseres Sports, es war unglaublich, was er da gezeigt hat.»
Fakt ist: Deegan geht gemäß der Beobachter enorm aggressiv und früh ans Gas und kann diesem Druck aus Schräglage und Speed dann auch bis zum Kurvenausgang standhalten. Seinen Kopf dreht er dabei früh um fast 90 Grad in die Fahrtrichtung, da er sonst die Koordination gar nicht gestemmt bekommt. Der Vorteil ist, dass Deegan dann mit viel Überschuss in die Rhythmus-Sektionen kommt und von dort in der Anfahrt zur nächsten Kurve Gegner attackieren kann.