Hunter Lawrence: «Ich wollte alles hinschmeißen»
HRC Werksfahrer Hunter Lawrence hat in diesem Jahr die US-Ostküstenmeisterschaften dominiert und wurde am letzten Samstag in Nashville vorzeitig zum Champion gekrönt. In der Pressekonferenz nach dem Rennen sagte der Australier: «Als Kind hätte ich nicht einmal gewagt, nur davon zu träumen, da ich es für gänzlich unmöglich hielt. Motocross ist in Australien nicht so populär wie in den USA. Eine sportliche Karriere schien gänzlich unmöglich zu sein. Als 2020 nach den vielen Verletzungen alles schief lief, wollte ich ernsthaft alles hinschmeißen. Ich wollte einem normalen Job nachgehen und Jett in seiner Karriere unterstützen. Diese Meisterschaft jetzt zu gewinnen, war definitiv eine Erlösung nach all den Rückschlägen der Vergangenheit. Ich hoffe, dass noch weitere Meisterschaften hinzukommen.»
Die Lawrence-Familie gab ihr vertrautes Leben in Australien komplett auf, damit ihre beiden Söhne eine internationale Motocross-Karriere machen konnten. Der ältere Bruder Hunter startete 2016 in der EMX Europameisterschaft und wechselte schon 2017 in die MX2-WM. Er beendete die Saison mit einem Laufsieg für das Suzuki-Werksteam unter der Leitung von Stefan Everts. Sein jüngerer Bruder Jett gewann 2018 den ADAC Youngster Cup und im selben Jahr bereits Läufe der EMX250. Ende 2017 quittierte aber Suzuki plötzlich das Werks-Engagement. Damit standen auch Hunter und Jett vor dem Nichts. Hunter kam 2018 im Team von Livia Lancelot unter, während Jett in der EMX250 die einzige im Feld verbliebene Suzuki pilotierte. Mit Unterstützung von Giacomo Gariboldi und HRC wurde der Wechsel in die USA vorbereitet. 2019 brach die Lawrence-Familie aus Europa in die USA auf und begann dort zunächst im Outdoor-Motocross-Bereich Fuß zu fassen. Der Einstieg in den Supercross-Sport erfolgte 2020, doch besonders Hunter wurde immer wieder von Verletzungen zurückgeworfen.
«Ich war der Crashtest-Dummy, der durchkam und lernte», erinnert sich Hunter, «so eine Art Versuchskaninchen. Wir mussten besonders während der Zeit in Europa ziemlich viele Opfer bringen, aber es gab immer wieder Leute, die zu uns gehalten und uns unterstützt haben.»
Eine besonders bittere Erfahrung war das Ende des Suzuki-Werksteams. Trotzdem erinnert sich Hunter gern an das Jahr 2017: «Die Zeit mit Jeremy [Seewer], Harry [Everts], Stefan und dem kleinen Liam war toll. Liam fuhr damals noch die 65er und inzwischen ist er in der MX2 und hat in Arco gerade sein erstes Podium eingefahren. Das ist verrückt. Das eine Suzuki-Jahr war großartig. Ich habe es geliebt, mit diesen Leuten zu arbeiten. Ich vermisse auch diese kalten Wintertage bei Null Grad draußen. Es regnet und wir trainieren auf einer zerfurchten Sandpiste. Das war schon cool. Wir haben Harry letztes Jahr beim MXoN in RedBud getroffen und es war auch für ihn schön zu sehen, wo Jett und ich jetzt stehen.»
Hunter und Jett sind für HRC Amerika die großen Hoffnungsträger. Sie fühlen sich in dem Team wohl und quittieren dies mit Meisterschaftsgewinnen. Am kommenden Wochenende in Denver wird mit größter Wahrscheinlichkeit auch Jett in der Westküstenmeisterschaft den Sack zumachen. Für die Lawrence-Familie ist es eine perfekte Supercross-Saison.
Tabellenstand 250 East nach Event 9 von 10:
1. Hunter Lawrence (AUS), Honda, 224 (Vorzeitig Champion)
2. Haiden Deegan (USA), Yamaha, 168, (-56)
3. Max Anstie (GB), Honda, 166, (-58)
4. Jordon Smith (USA), Yamaha, 141, (-83)
5. Chris Blose (USA), Kawasaki, 132, (-92)
6. Jeremy Martin (USA), Yamaha, 128, (-96)
Die Karriere von Hunter Lawrence auf einen Blick:
Geboren am 1. August 1999 in Landsborough, Queensland (Australien)
2016: P9, EMX250, Kawasaki
2017: P9, MX2 WM, Suzuki
2018: P9, MX2 WM, Honda
2019: P10, US Nationals 250, Honda
2020: P24, 250West Supercross, P13 250 US Nationals 250, Honda
2021: P2, 250West Supercross, P3 250 US Nationals 250, Honda
2022: P2, 250West Supercross, P3 US Nationals 250, Honda
2023: Champion, 250East Supercross, Honda