Neuville und Hyundai feiern ersten Monte-Sieg
Thierry Neuville siegte im Hyundai i20 WRC 12,6 Sekunden vor dem Vorjahressieger Séabstien Ogier, der im Toyota Yaris WRC um 1,7 Sekunden seinen Teamkollegen Elfyn Evans auf den dritten Rang verdrängte.
Das war für den Hersteller-Weltmeister Hyundai und für den Vizechampion Thierry Neuville in den französischen Alpen und an der Côte d’Azur ein Auftakt nach Maß. Neuville und Hyundai durften in der Welt der Millionäre ihren ersten Sieg feiern. Insgeheim war es auch ein deutscher Sieg, denn die Heimatsprache des Ostbelgiers Neuville ist Deutsch und das WM-Team des südkoreanischen Automobilherstellers Hyundai ist im unterfränkischen Alzenau nahe Frankfurt ansässig.
Für Hyundai war der 15. Gesamtsieg die Startbasis für eine erfolgreiche Titelverteidigung, für den fünffachen Vizechampion Neuville der Grundstein für seine Jagd auf seinen ersten WM-Titel. Neuville startete mit der Maximalzahl von 30 Punkten, 22 Zähler vor Ogier und 17 Punkte vor Evans in die neue Saison. Bei den Herstellern holte Huyndai mit 35 Punkten vor Toyota mit 33 und vor M-Sport Ford mit 16 Zählern die erste Tabellenspitze
Neuville jubelte: «Wir hatten in den letzten Tagen ein unglaubliches Gefühl und konnten gute Zeiten setzen. Wir haben diesen Sieg eine Weile gejagt, aber nun haben wir unsere Leistung an diesem Wochenende gezeigt und es ist eine großartige Möglichkeit, die Saison zu starten.» Neuville darf mit seinem 13. Triumph 10.000 € an die Kinderhilfsorganisation Rêves spenden.
Die Vorentscheidung
Die Vorentscheidung für seinen ersten Auftaktsieg legte Neuville bei der ersten Überquerung des legendären Col de Turini und der Tatsache, dass er ab der elften Prüfung alle Bestzeiten, insgesamt neun, markierte. Damit traf eine alte Annahme zu, die besagt, wer auf dem Col de Turini der Schnellste ist, gewinnt die Rallye Monte Carlo, und Neuville war dort zweimal der Schnellste.
Der Triumph von Hyundai und Neuville wird etwas durch den Highspeed-Unfall des Weltmeisters Ott Tänak auf der vierten Prüfung am Freitagvormittag getrübt. Bei seiner Jungfernfahrt im Hyundai i20 WRC kam Tänak bei hoher Geschwindigkeit von der feuchten Piste ab, flog mit mehreren Rollen den Abhang hinunter. Während der Hyundai total zerstört wurde, kamen Tänak und sein Beifahrer Martin Järveoja mehr oder weniger mit dem Schrecken und einer Nacht im Krankenhaus in Gap davon.
Während Neuville den ersten Tag in der Donnerstagnacht souverän gewann, standen der Freitag, der Samstag und zum Teil auch der Sonntagmorgen im Fokus des erbitterten Duells der beiden Toyota-Neulinge Sébastien Ogier und Elfyn Evans. Nach der elften Prüfungen lagen beide zeitgleich vorne. Die Führung wechselte mehrmals zwischen den beiden. Ab der drittletzten Entscheidung übernahm Neuville das Kommando. Insgesamt inklusive mit Neuville gab es diesmal beim Saisonauftakt acht Führungswechsel, so viele wie selten zuvor.
Überraschung: Elfyn Evans
Bei Elfyn Evans, der bei M-Sport schon fast zum Inventar gehörte, muss der Wechsel zu Toyota Emotionen und Leistung frei gesetzt haben. Zur Überraschung lag er im Yaris WRC mehrmals in Führung. Letztlich aber musste er sich dem mit Vollgas nach vorne drängenden Neuville und kurz vor dem Ziel auch Ogier beugen. Toyota muss weiter auf den möglichen ersten Yaris-Sieg in Monaco warten.
Sébastien Ogier wollte sich in seiner letzten WM-Saison mit dem siebten Sieg beim WM-Saisonauftakt von Monte Carlo und der Rallye nahe seiner Heimatstadt Gap verabschieden. Daraus wurde nichts. Am Ende gab es einen Rollentausch zum Vorjahr, Ogier wurde diesmal um 12,6 Sekunden Zweiter hinter Neuville.
Oger meinte: «Ich denke, wir können mit dem Saisonstart zufrieden sein. Wir haben das Podium mit einem neuen Team erreicht. Das Auto hat Potenzial, darüber freue ich mich.»
Evans zeigte sich wegen des verlorenen Sieges enttäuscht: «Wir waren bis letzte Nacht glücklich, ich kann nicht sagen, dass ich heute glücklich gewesen bin. Es hat nie richtig Klick gemacht. Es gibt noch einiges zu tun, aber insgesamt ein positives Wochenende.»
Sébastien Loeb erinnerte in seinem zweiten Hyundai-Jahr etwas an Don Quichotte, den Ritter von der traurigen Gestalt. Neunmal wurde er als einsamer Rekord Weltmeister, 79 Gesamtsiege sind eine weitere Rekordmarke, sieben Mal gewann er den WM-Auftakt. In diesem Jahr aber konnte er dem Tempo an der Spitze nicht folgen und wurde auch anfällig für Fehler, wie auf der 14. und 15. Prüfung, als er Esapekka Lappi (Ford Fiesta WRC) und auch Kalle Rovanperä (Toyota Yaris WRC) auf die Plätze vor ihm passieren lassen und den sechsten Endrang (+ 5:04.7) einnehmen musste. Es war der letzte Rang der nicht ausgefallenen Werksfahrer. 2019 war er beim Hyundai-Debüt fast ohne Test Vierter.
«Es lief nicht gut für uns. Ich hatte eine schlechte Reifenwahl getroffen, deshalb war ich vorsichtig, um ins Ziel zu kommen», begründete Loeb sein Ergebnis.
Der mit 19 Jahren jüngste Werksfahrer Kalle Rovanperä darf mit dem fünften Platz (+ 4:17,2) auf einen verheißungsvollen Einstand in der WM-Kategorie der World Rally Cars zurückblicken. «Ich freue mich riesig. Es war ein gutes Wochenende. Danke an das Team», meinte der Sohn des einstigen Peugeot-Werkspiloten Harri Rovanperä.
In den etwas undurchsichtigen Kategorien der R5-Fahrzeuge gewann der Gesamtneunte Eric Camilli im Citroën C3 R5 1:21,8 Minuten vor seinem Markenkollegen Nicolas die Privatfahrerwertung der WRC3, den Sieg in der WRC2, der Kategorie für werksunterstütze Teams, siegte Mads Östberg, ebenfalls im Citroën C3 R5 3:31,4 Minuten vor Adien Fourmaux im Ford Fiesta R5 MKII.
Rallye Monte Carlo - Endstand nach 6 Prüfungen:
Platz | Team/Auto | Zeit/Diff. |
1. | Neuville/Gilsoul (B), Hyundai | 3:10:57,6 |
2. | Ogier/Ingrassia (F), Toyota | + 12,6 |
3. | Evans/Martin (GB), Toyota | + 14,3 |
4. | Lappi/Ferm (FIN), Citroën | + 3:09,0 |
5. | Rovanperä/Halttunen (FIN), Toyota | + 4:17,2 |
6. | Loeb/Elena (F/MC), Hyundai | + 5:05,7 |
7. | Katsuta/Barritt (J/GB), Toyota | + 13:27,9 |
8. | Suninen/Lehtinen (FIN), Ford | + 13:30,4 |
9. | Camilli/Buresi (F), Citroën R5 | + 13:42,2 |
10. | Östberg/Eriksen (N), Citroën R5 | + 14:21,8 |
WM-Fahrerwertung – Stand nach 1 von 13 Läufen:
Platz | Fahrer, Nation, Auto | Punkte |
1. | Neuville/Gilsoul (B), Hyundai | 30 |
2. | Ogier/Ingrassia (F), Toyota | 22 |
3. | Evans/Martin (GB), Toyota | 17 |
4. | Lappi/Ferm (FIN), Ford | 13 |
5. | Rovanperä/Halttunen (FIN), Toyota | 10 |
6. | Loeb/Elena (F/MC), Hyundai | 8 |
7. | Katsuta/Barritt (J/GB), Toyota | 6 |
8. | Suninen/Lehtinen (FIN), Ford | 4 |
9. | Camilli/Buresi (F), Citroën R5 | 2 |
10. | Östberg/Eriksen (N), Citroën R5 | 1 |
WM-Herstellerwertung – Stand nach 1 von 13 Läufen:
Platz | Hersteller, Auto | Punkte |
1. | Hyundai Shell Mobis WRT/i20 WRC | 35 |
2. | Toyota Gazoo Racing WRT/Yaris WRC | 33 |
3. | M-Sport Ford WRT | 20 |