MotoGP: Ein bittersüßer Moment für VR46

Status quo: MotoGP-Sieger und Verlierer nach Event 7

Von Thomas Kuttruf
Wenn auch in umgekehrter Reihenfolge, streiten sich wie 2023 Jorge Martin und Pecco Bagnaia um die WM. Dahinter ein neues Bild, geprägt von «MM93» und Pedro Acosta. Dominierende Marke bleibt Ducati, Honda angezählt.

Gerade einmal ist das erste Drittel der großen MotoGP-Welttournee über die Bühne gegangen. Viel zu früh ist es, um bereits die großen Champagner-Flaschen einzukühlen oder die Gravuren für die Weltmeister der Jubiläumssaison 2024 in Auftrag zu geben. Dennoch lassen sich bereits etliche spannende Aussagen zu den Kräfteverhältnissen in der Weltmeisterschaft festhalten.

Ganz an der Spitze herrscht erneut ein Zweikampf zwischen Weltmeister Francesco Bagnaia und dem ebenfalls auf einer Ducati GP24 angasenden Jorge Martin. Allerdings mit umgedrehten Vorzeichen. Vor einem Jahr führte Pecco Bagnaia die WM mit 16 Punkten Vorsprung an. Hinter Martin lauerte mit Marco Bezzecchi Ducati Nr.3, dahinter Johann Zarco, ebenfalls auf einem Prototyp aus Bologna.

Auch heuer führen vier Ducati-Piloten die Rangliste an. Konstant zeigen sich dabei nur Bagnaia und Martin. Der «Martinator» übernahm die Führung beim zweiten GP des Jahres und verwaltet seitdem den Vorsprung. Dabei profitierte Martin klar vom Doppelabflug der Ducati-Markenkollegen Bagnaia und Márquez in Portimao. Auch Martin ging zu Boden. Ausgerechnet in Jerez warf er den Heimsieg weg, während der Weltmeister hier brillierte. Der Zweikampf mit «MM93» als Highlight des ersten Saisonabschnitts.

Beide Piloten zeigten extrem starke Läufe, als auch zahnlose Events. In den USA kam Bagnaia nicht in Tritt, in Mugello fehlte dem Pramac-Fahrer der letzte Speed. Wie bereits im Vorjahr, entwickelt sich auch die laufende Kampagne in Richtung Dreikampf. War es 2023 Marco Bezzecchi, heißt der große Rivale nun Marc Márquez. Zwar fehlt noch ein Sieg, aber durch konstante Spitzenergebnisse hat sich der Noch-Privatfahrer an die beiden Führenden herangerobbt. Mit 35 Zählern Rückstand auf Jorge Martin zählt der erfolgreichste Pilot des Felds ebenfalls als Mitfavorit.

Eine völlig andere Rolle als in der Vergangenheit spielt heuer Enea Bastianini. Frei von Verletzungen zirkelte «La Bestia» in den ersten sieben Rennen immerhin dreimal aufs Podest. Besonders die erfolgreiche Attacke gegen den Tabellenführer für Platz 2 in Mugello wird das Selbstvertrauen des Ducati-Fahrers weiter gestärkt haben. Und: Bastianini hat einen Zweijahres-Deal als KTM-Werksfahrer in der Tasche.

Wie ein Komet schlug Rookie Pedro Acosta in die MotoGP ein. Als WM-Fünfter mit Sichtkontakt zur Spitze ist der Spanier bisher die beeindruckendste und für viele auch unterhaltsamste Komponente. Da es auch keinen Grund gibt, warum Acosta seine Unbeschwertheit ablegen sollte, hat nicht nur Tech3-Teamchef Hervé Poncharal einen baldigen Sieg auf der Uhr.

Besser unterwegs als zum gleichen Zeitpunkt 2023 ist auch Maverick Vinales. Besonders der US-GP, als der Aprilia-Pilot in einer eigenen Liga fuhr und dem Spanier eine maximale Punkteausbeute bescherte, zeigte aber vor allem die Kompetenz der RS-GP. Die teilweisen großen Schwankungen bei den Resultaten haben das Vertrauen zwischen Fahrer und Team offensichtlich geschwächt. Ob «Top Gun» Vinales dieses Jahr weitere Volltreffer mit seiner jetzt geklärten Zukunft landet, ist nur schwer vorherzusehen. 2023 beendete er die Saison als Siebter, aktuell hält er Position 6.

Den größten Crash im Hinblick auf das WM-Klassement muss Johann Zarco verkraften. Nach dem siebten GP des Jahres 2023 für Pramac-Racing WM-Vierter, ging es auf der Honda im freien Fall auf Position 19. Highlights gab es für den erfahrenen Franzosen mit seinem Arbeitgeber noch keine. Zarco hat akzeptiert, dass er zumindest 2024 eher als Test- denn als Rennfahrer unterwegs ist. Ein ähnlich hartes Schicksal ereilte den zweiten Neuzugang bei Honda. Luca Marini purzelte im gleichen Zeitraum vom achten Platz der Tabelle auf den letzten Platz bei den Stammfahrern.

Kurios, die Situation bei KTM-Werksfahrer Brad Binder. Obwohl der Südafrikaner 2024 einen sensationellen Start ins Jahr schaffte und beim Auftakt zweimal Zweiter wurde,  verschlechterte sich seine Bilanz nach dem ersten Drittel. Als aktuell Siebter ist Binder aber alles andere als aussichtslos. Was man nicht von Jack Miller behaupten kann. Der Australier stand 2023 nach GP Nr. 7 auf Rang 7 – heute liegt der zweite Red Bull-KTM-Pilot frustriert auf WM-Platz 16.

Ebenfalls im Rückwärtsgang unterwegs: Marco Bezzecchi und Fabio Quartararo. Der VR46-Racer aus Italien konnte vor einem Jahr noch von der WM-Krone träumen, als aktuell Neunter wird «Bez» nun keine Rolle bei der Titelvergabe spielen. Quartararo war im Juni 2023 zwar bereits in der harten Yamaha-Welt angekommen, als WM-Achter klammerte sich der Weltmeister von 2021 aber noch an einen Hoffnungs-Strohhalm. Als derzeit 13. der Wertung hat «El Diablo» 2024 längst abgehakt. Sein Blick geht nach vorne in der Hoffnung, dass der umtriebige Max Bartolini als neuer Cheftechniker seine geliebte M1 wieder zurück an die Spitze entwickelt.

So sehr die Fahrer-Tabelle auch durchgemixt ist, so stabil zeigt sich das Kräfteverhältnis unter den Herstellern. Zwei Notizen gibt es dennoch. Der Performance-Unterschied zwischen KTM und Aprilia hat sich verringert. KTM hat in der Konstrukteurs-WM nur wenige Zähler Vorsprung auf den Hersteller aus Noale. KTM RC16 und Aprilia RS-GP liegen nahezu gleichauf.

Honda dagegen, vor einem Jahr noch vor Yamaha, hat mittlerweile die dunkelrote Laterne inne. Apropos Rot. Die Dominanz der Ducati Desmosedici ist weiterhin so erdrückend, dass zumindest in dieser Kategorie schon heute eine eindeutige Prognose auf den Ausgang der Hersteller-WM möglich ist.

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