Formel-1-Reglement: Schmuck verboten, Brille erlaubt
In loser Reihenfolge gehen wir in Form von «SPEEDWEEKipedia» auf Fragen unserer Leser ein. Dieses Mal will Thea Altorfer aus Bern wissen: «Die Formel-1-Piloten sind doch vor kurzem darauf aufmerksam gemacht worden, im Rennwagen keinen Schmuck zu tragen. Das steht wohl auch so im Reglement. Aber wie ist das eigentlich mit dem Tragen einer Brille?»
Tatsächlich ist es den GP-Assen seit 2004 untersagt, im Rennwagen Schmuck zu tragen. Die entsprechende Vorschrift im Formel-1-Reglement besagt: «Das Tragen von Schmuck, auch in Form von Body-Piercings oder Metallkettchen, ist beim Wettbewerb untersagt und kann vor dem Start überprüft werden.»
Vor dem GP-Wochenende in Melbourne (Australien) hat Formel-1-Rennleiter Niels Wittich nochmals auf diese Regel aufmerksam gemacht, und auch bei der Fahrerbesprechung am Freitag vor dem WM-Lauf ist das zur Sprache gekommen. Wittich soll dabei beteuert haben, es gehe nicht um bestimmte Fahrer, es geht grundsätzlich nur um die Sicherheit. Und es war nicht nur von Schmuck die Rede, sondern auch von der richtigen – feuerfesten – Unterwäsche.
Bis 2004 trat der eine oder andere Pilot schon mal mit dicken Uhren oder mit einer Halskette an. Und Schmuck wird auch heute noch getragen, siehe Ohrringe von Lewis Hamilton. Der Engländer hat in Melbourne klargemacht: «Ich habe nicht die Absicht, sie zu entfernen, denn ich denke, das sind persönliche Dinge. Man sollte so sein dürfen, wie man ist. Es gibt auch Dinge, die ich nicht entfernen kann. Diejenigen an meinem rechten Ohr sind buchstäblich festgeschraubt, also müsste ich sie mir absägen lassen oder so. Deshalb werden sie bleiben.»
Ein Vergehen gegen diese Regel ist von den Fachleuten des Autosport-Weltverbands FIA noch nie geahndet worden. Theoretisch erlaubt das Regelwerk alle möglichen Strafen: Eine Verwarnung, eine Geldbusse, sogar den Abzug von WM-Punkten.
Und was ist nun mit einer Brille? Es gibt hier seitens des Autosport-Weltverbands FIA keine Bedenken, weil das Gesicht des Fahrers, samt Brille, im Helm und hinter dem Visier gut geschützt ist.
Im Reglement gibt es nirgendwo einen Passus, wonach ein Fahrer mit Sehschwäche dazu gezwungen wird, mit Linsen zu fahren. Wir hatten schon in den 1960er Jahren Formel-1-Fahrer mit Brille, den US-Amerikaner Masten Gregory etwa, den Italiener Andrea de Adamich und den Deutschen Rolf Stommelen, um nur drei zu nennen.
Wir hatten die IndyCar-Asse Paul Tracy und Greg Moore mit Brille, in jüngerer Formel-1-Vergangenheit setzten sich das Nasenfahrrad Jacques Villeneuve auf, ebenso Sébastien Bourdais, Nico Hülkenberg und Esteban Gutiérrez.
Die Fahrer lösen die Korrektur leichter Sehschwächen unterschiedlich. Aston Martin-Pilot Nico Hülkenberg hat jahrelang Brille getragen, liess sich aber vor der Saison 2013 an den Augen operieren. Der frühere HaasF1-Fahrer Esteban Gutiérrez trug jahrelang Brille im Helm, stieg dann auf Linsen um, kehrte aber zur Brille zurück, weil die Augen weniger ermüdeten und keine Gefahr bestand, dass Fremdkörper zwischen Augapfel und Linse geraten.