24h Le Mans: Fällt die 200-Sekunden-Schallmauer?
Schneller war keiner: Rodriquez 1971 im Langheck 917 in Le Mans
Eine Pole Position für ein 24h-Rennen ist im Regelfall von untergeordneter Bedeutung. Auch in Le Mans taugt die Trainingsbestzeit allenfalls dazu, Fans und Journalisten bis zum Rennstart Gesprächsstoff und Schlagzeilen zu geben. Spannend und interessant ist es dennoch, denn in Le Mans gibt es noch ein richtiges Qualifying und nicht das undurchsichtige und verwirrende Qualifying, mit dem die Sportwagen-WM in diesem Jahr die Startaufstellung ausknobelt. In Le Mans gilt ganz puristisch: Mann und Maschine gegen die Uhr, ohne künstlichen Schabernack.
Nach dem Vortest in Le Mans stellt sich die Frage: Fällt im Zeittraining die magische von Marke von 200 Sekunden – oder 3:20 Min. für die 13,629 km? Die Testbestzeit von Audi-Pilot Loic Duval im Audi R18 e-tron quattro war schon ein Wort. Nicht das die Zeit von 3:22,5 Min., genau 1,2 Sekunden schneller als die Pole-Zeit von André Lotterer aus dem vergangenen Jahr, so unerwartet wäre. Doch der Zeitpunkt, am Endes des Testtags, macht stutzig. Die Strecke war am vergangenen Sonntag nur für knapp zwei Stunden trocken, und damit auch noch ziemlich grün, sprich – es lag nahezu kein Gummi auf der Strecke. Unter diesen Umstand war die Zeit, die Duval rausgehauen hat, schon sehr beachtlich.
Dass in Le Mans unter 200 Sekunden gefahren wird, kommt mittlerweile höchst selten vor. Seitdem 1990 die Hunaudieres-Gerade nach einem Zank zwischen ACO und FIA mit zwei Schikanen kastriert wurde, blieben in den vergangenen 22 Jahren nur Sébastien Bourdais (2010, Peugeot 908 Hdi FAP, 3:19,711 Min.) und Stéphane Sarrazin (2008, Peugeot 908 Hdi FAP, 3:18,513 Min.) unter 200 Sekunden.
Damit liegen die beiden Franzosen aber noch hinter Pedro Rodriguez, der in Le Mans einen Rekord vielleicht für die Ewigkeit gesetzt hat. Der Mexikaner fuhr 1971 im Porsche 917 Langheck von John Wyer eine 3:13,9, allerdings in einer Streckenvariante, die nicht mehr unbedingt mit der heutigen zu vergleichen ist. Am ersten kann man noch den Rundenschnitt vergleichen: Der vier Wochen nach seiner Fabelzeit in Le Mans auf dem Norisring im Ferrari tödlich verunglückte Mexikaner fuhr einen Rundenschnitt von 250 km/h. Das entspräche bei der derzeitigen Streckenlänge einer Rundenzeit von 3:16,1 Min.
So schnell wird auch in diesem Jahr nicht gehen, aber nachdem Duval schon beim Testtag einen 3:22 hinlegte, stehen die Chancen nicht schlecht, das am Mittwoch im Nachtqualifying trotz rund 200 PS als noch im Jahr 2010 die Marke von 200 Sekunden fällt.