Sind die Mercedes-Gegner schlechte Verlierer?
Toto Wolff
Wir treffen einen sichtlich entspannten Rennsportchef Toto Wolff (41) in der Boxengasse. Er hat sich die Trophäe – in Form der Monte-Carlo-Strassenwindungen – locker um den Nacken gelehnt. Es ist der exklusivste Halsschmuck, der an diesem Nachmittag im Fürstentum getragen werden kann, ungeachtet aller echten und falschen Diamanten der Schönen und Reichen.
Sieg in Monaco, was geht da im Rennchef vor?
Toto Wolff: «Wir sind natürlich ausser uns vor Freude. Nico und seine Truppe haben das nach Hause gefahren. Das war eine dominante Darbietung.»
Das ist keine Übertreibung: Nico Rosberg ist in allen Trainings am Ende der Schnellste gewesen, er hat vom Start bis ins Ziel geführt. Sein zweiter Sieg (nach Shanghai 2012) ist umso süsser, weil er exakt 30 Jahre nach Papa Kekes Triumph in Monaco zustande gekommen ist. Keke und Nico haben so ganz nebenbei Rennhistorie geschrieben: Sie sind die erste Vater-Sohn-Siegerkombination beim Monaco-GP!
Wolff weiter: «Ich wüsste wirklich nichts, was Nico falsch gemacht haben könnte. Da kann man nur, wie Niki Lauda es vorgemacht hat, den Hut ziehen.»
Toto Wolff war zuversichtlich
Viele Insider waren vor dem Rennen überzeugt: Monaco wird wegen des glatten Belags nicht so auf die Reifen gehen wie etwa Barcelona, aber dennoch glaubten viele, die Silberpfeile würden sich da vorne nicht halten können.
Aber Toto Wolff sagt: «Wir waren schon zuversichtlich. Monaco ist eine Strecke, die uns grundsätzlich entgegen kommt. Da wirken nicht so hohe Kurvenkräfte auf die Reifen, was uns normalerweise ein wenig auf den Kopf fällt und die Reifen frisst. Aber so richtig an den Sieg geglaubt habe ich erst zehn Sekunden vor Schluss!»
Natürlich müssen wir vom Protest sprechen, den Ferrari und Red Bull Racing eingelegt haben – wegen des Pirelli-Tests von Mercedes in Barcelona.
Der Autoverband FIA muss dazu bald Stellung nehmen.
Jetzt schon bezieht Toto Wolff Stellung. Auf die Bemerkung von Red-Bull-Racing-Teamchef Christian Horner, dass der Test dem Ergebnis von Mercedes in Monaco offenbar nicht abträglich gewesen sei, meint der Wiener: «Da kommt mir als erstes der Ausdruck schlechter Verlierer in den Sinn. Nein, ernsthaft – der ganze Test hat mit dem Wohlwollen der FIA stattgefunden. Daher gehe ich nicht davon aus, dass wir trotz der Proteste von Ferrari und Red Bull Racing ein Problem haben.»
Pirelli-Rennchef Paul Hembery beteuert: «Mercedes konnte allein deshalb in Monaco keinen unfairen Vorteil haben, weil wir fast ausschliesslich an Reifen für 2014 gearbeitet haben und alle Walzen unmarkiert gewesen sind.»