Toto Wolff: So viel kosten die neuen F1-Motoren
Mercedes-Motorsportdirektor Toto Wolff: «Honda ist eine Top-Marke»
Toto Wolff, durch den Wechsel von McLaren zu Honda bricht Mercedes ein Top-Kundenteam weg: Wie schwer wiegt der Abgang?
Es ist natürlich keine ideale Situation, wenn ein Kunde weggeht, gerade wenn es einer wie McLaren ist, der so lange Mercedes-Motoren gefahren ist und mit uns grosse Erfolge gefeiert hat. Das ist natürlich unerfreulich, aber das ist eine Entscheidung, die das Team so getroffen hat, und wir freuen uns grundsätzlich, dass ein zusätzlicher Mitbewerber in die Formel 1 kommt. Honda ist eine Top-Marke und wie sagt man doch so schön: Konkurrenz belebt das Geschäft.
Erwarten Sie, dass weitere Mercedes-Teams zu Honda wechseln?
Nein, ich glaube, es gibt sowieso nur eine beschränkte Möglichkeit, Kundenteams zu beliefern. Bei uns ist das irgendwo zwischen drei und vier Teams, und wir sind davon überzeugt, dass wir auch in den nächsten Jahren mindestens mit drei Teams in der Formel 1 starten werden.
Wie gross ist die Gefahr, dass bei McLaren Mercedes-Wissen in die Entwicklung des Honda-Triebwerks einfliesst?
Ich glaube, wir pflegen eine sehr professionelle Geschäftsbeziehung zu McLaren, und da gibt es gewisse Regularien... Sagen wir es so: Das Ganze ist von einer grossen Professionalität beherrscht, da gibt es keinen IP-Abfluss, weil das auch nicht wirklich möglich ist.
Wirkt sich die Rückkehr von Honda auf den Preis der Mercedes-Triebwerke aus? Werden sie günstiger?
Nein. Ich glaube, die Preise hängen davon ab, wie viele Jahre man entwickelt und wie hoch die Entwicklungsbudgets und Einsatzkosten sind. Ich schätze mal, da bewegen sich alle Hersteller in einer ähnlichen Grössenordnung, die Zahl der Mitbewerber hat da überhaupt keinen Einfluss.
Die neuen Triebwerke sollen sehr teuer sein: Es ist von 15 bis 20 Millionen Euro pro Saison die Rede. Kommt das in etwa hin?
Das kommt von der Grössenordnung hin, ja.
Wie lässt sich die Einführung der neuen Motoren mit dem vielgerühmten Sparkurs der F1 vereinbaren?
Die Entscheidung, diese Motoren einzuführen, wurde vor etwa zwei Jahren gefällt. Zuerst wollte man einen kleinen Vierzylinder und dann hat man sich auf einen Sechszylinder geeinigt. Der neue Motor ist sicher eine technologische Innovation und beeindruckt mich sehr. So werden wir im nächsten Jahr mit 100 Liter Sprit starten, in diesem Jahr sind es noch 150 Liter. Und ich finde, die Formel 1 muss weiterhin eine technologische Vorreiterrolle einnehmen. Dass diese Entscheidung jetzt gerade nicht in das wirtschaftliche Umfeld passt, ist natürlich nicht ideal. Damit müssen wir nun klarkommen.
Der Einsatz der neuen Motoren birgt auch Risiken. Wie gross ist die Gefahr, dass drei Wintertests nicht ausreichen, um die neuen Triebwerke auf der Strecke zu testen?
Da besteht keine Gefahr, heute werden die Triebwerke auf dem Prüfstand genau geprüft. Und das ist alles so professionell strukturiert, dass alle Situationen schon durchgespielt wurden, wenn der Motor erstmals auf der Strecke getestet wird. Ich gehe davon aus, dass es keine grossen Probleme geben wird.
Würde ein zusätzlicher Test Sinn machen?
Die Anzahl der Testtage wird immer noch diskutiert, das ist noch offen, aber es bewegt sich alles im gleichen Rahmen wie jetzt dieses Jahr.
Was halten Sie generell von einer Lockerung des Testverbots?
Gerade in einem Jahr, in dem ein neuer Motor kommt, muss man auch sehen, dass er Kilometer draufkriegt, damit man Erfahrungswerte sammeln kann. Dabei geht es also nicht so sehr um die Standfestigkeit, sondern um die Erfahrungswerte. Trotzdem muss man mit den Testtagen vorsichtig umgehen. Denn Tests kosten sehr viel Geld, und die Formel 1 versucht im Moment, effizient zu sein und zu sparen. Deshalb muss man jede Entscheidung in diesem Bereich genau analysieren.