Lukas Tulovic: Mit spanischem Doppel in Richtung WM
Lukas Tulovic hat in den nächsten Wochen viel zu tun. Nach dem Top-Platz in der Moto2-EM im Vorjahr, geht es für den 17-Jährigen mit dem Auslandseinsatz in Spanien auch im Jahr 2018 weiter. Mitten in den Saisonvorbereitungen muss Tulovic noch die Abitur-Prüfungen absolvieren. Anschließend geht es mit Vollgas weiter in seinem persönlichen Konzept, das in den nächsten ein bis zwei Jahren den Einstieg in die Moto2-Weltmeisterschaft zum Ziel hat.
SPEEDWEEK.com: Du hast in diesem Jahr schon einige Testtage in Spanien verbracht. Wie sehr vermisst man die Sonne bei derzeit bis zu minus 20 Grad in unseren Gefilden?
Lukas Tulovic: Wenn man Zuhause sitzt bei diesen Temperaturen und darüber nachdenkt, dass man vor einer Woche noch bei 20°C plus und Sonnenschein in Spanien saß, ist das schon deprimierend. Wenn der Sommer wieder hier in Deutschland ist, ist es kein Problem, aber im Winter sind die Unterschiede gravierend, deshalb vermisse ich Zuhause aktuell schon die spanische Sonne.
Du hast Ende letzten Jahrs einen Vertag im Team Wimu CNS unterschrieben. Kannst du uns ein paar Worte sagen, wer hinter diesem Team steckt?
Das Team CNS ist ein spanisches Team und in Barcelona stationiert. Wimu, der Hauptsponsor baut kleine Systeme für den Profisport, die wie das Datarecording am Motorad fungieren. Ich bin sehr gespannt, es selbst mal auszuprobieren. Sie hatten schon viele Top-Fahrer wie Xavi Vierge, AlanTecher oder Augusto Fernández und sind sehr professionel und erfahren. Das Beste für mich ist, dass sie in zwei Meisterschaften unterwegs sind, was mir sehr viel Fahrzeit bringt.
Im Vorjahr warst du in der Moto2 EM mit dem Forward Junior Team unter den Top Ten. Warum ging diese Zusammenarbeit nicht weiter? Immerhin sind die Drähte in den GP Sport bestens?
Das Team hat im vergangenen Jahr einen sehr guten Job gemacht und mich in meiner Entwicklung sehr gut unterstützt. Wir sind uns aber Ende der Saison nicht einig geworden für eine weiteres Jahr und als wir das Angebot vom Team Wimu CNS hatten, haben wir uns zusammengesetzt, die Pros und Contras aufgeschrieben und uns für diese Richtung entschieden. Die Verbindung in die Weltmeisterschaft war da bei Forward, das stimmt. Ich war schließlich auch am Sachsenring, in Spielberg und Misano auch vorort bei der WM und bin sogar den Test für Lorenzo Baldassari in Österreich gefahren.
In welchen Klassen fährst du in dieser Saison ganz genau? Du wirst ja unter anderem mit einer Yamaha R6 an den Start gehen.
Ich werde in zwei verschiedenen Klassen an den Start gehen, richtig. Zum einen wie in der vergangenen Saison in der Moto2-Europameisterschaft mit einer Tech3 Maschine und dazu noch in der Spanischen Meisterschaft mit einer ganz neuen Yamaha R6 in der Stock 600 Klasse. Das Fahrerfeld dort ist sehr stark und das Niveau hoch. Es wird sicher eine große Herausforderung, in beiden Klassen um den Titel zu kämpfen, aber wir sind extrem gut vorbereitet und motiviert wie noch nie.
Wie schafft man es als Deutscher, für die Teilnahme an den Rennen in Spanien Sponsoren aufzutreiben? Auch die spanischen Medien sind doch eher an Spaniern interessiert oder?
Das ist leider eine sehr schwere Aufgabe. Ich bin sehr sehr dankbar, dass ich hier Unterstützung von meinem Manager Peter Bales habe, denn ohne ihn wäre ich nicht in der Lage, hier weiter zu machen. Am besten ist es natürlich, Sponsoren zu finden, die international vertreten sind, denn die Rennen werden auch in mehreren Ländern weltweit im TV ausgestrahlt. Klar interessieren die Spanier sich mehr für spanische Fahrer, aber ich bin doch überrascht, wie oft ich mittlerweile an den Strecken angesprochen und um ein Bild oder Autogramm gefragt werde. Das gibt einem ein sehr gutes Gefühl und motiviert sehr.
Was versprichst du dir für deine Laufbahn, in dem du in Spanien startest? Und nicht in Italien, England oder Deutschland, die auch keine schlechten Meisterschaften haben.
Die Moto2 EM ist einfach die beste Plattform, um den Schritt in die Moto2 WM zu schaffen. Aus dem vergangenen Jahr sind drei Fahrer in die WM aufgestiegen, was auch mein Ziel ist. Deshalb haben wir uns dazu entschieden, nach Spanien zu gehen. Die Perspektive ist einfach am besten.
Zwischendurch musst du ja auch noch in die Schule. Wie läuft’s da?
Richtig. Aktuell bin ich in meinem Abschlussjahr auf dem HSG in Eberbach und kurz vor den Abi-Klausuren. Das heißt, wenn die Saison losgeht, geht es auch in der Schule so richtig rund. Das ist schon sehr stressig. Vor allem, wenn man Sport machen muss, um fit zu bleiben, lernen, Rennen fahren und noch Organisatorisches für die Rennen zu tun hat. Aber ich habe mich dafür entschieden und ziehe es jetzt auch durch. Die Schule läuft ganz gut. Ich bin nicht der Beste, aber schlecht bin ich auch nicht. Manche Fächer liegen einem eben mehr als andere. Mathe, Physik, Sport, Psychologie sind die besten und Biologie, Geschichte und Erdkunde die schlechteren. Auf alle Fälle bin ich froh, wenn ich die Schule abgeschlossen habe und mich voll auf mein Training und den Rennsport konzentrieren kann. Das wird mir sehr viel Druck nehmen.
Wie schaut ansonsten dein Terminkalender für die Saison 2018 aus?
Mein Terminkalender? Circa 80 Tage auf der Rennstrecke. Ich habe diese Saison 13 Rennwochenenden mit 19 Rennen und dazu kommen noch Tests, Trainings und sonstige Rennstrecken-Tage. Das ist schon eine ganze Menge. Ich denke, damit bin ich den Jungs aus der MotoGP sicher nicht viel hinterher. Aber auch nur so kommt man weiter. Arbeiten, arbeiten, arbeiten.
Wird in deinem Team auch über den WM-Einsatz als Wildcard-Fahrer nachgedacht?
Wir denken darüber nach, klar. Aber dazu kann ich leider noch nicht viel sagen. An dem GP Wochenende vom Sachsenring habe ich leider ein anderes Rennen in Aragon. Aber mal schauen. Das ist natürlich auch immer eine Frage der finanziellen Mittel.
Wie sehen Deine nächsten Pläne in Sachen Motorsport aus?
Der Plan für die nächsten ein, bis zwei Jahre ist ganz klar der Aufstieg in die Moto2 WM. Nicht mehr und nicht weniger. Das ist sicher kein einfacher Schritt, aber wir sind bereit, alles dafür zu geben.