Noah Dettwiler: Einzige Schweizer GP-Hoffnung?
Den Schweizer Grand-Prix-Sport plagen große Nachwuchssorgen. Die ruhmreichen Zeiten von Luigi Taveri (dreifacher 125-ccm-Weltmeister 1962, 1962 und 1966) und Stefan Dörflinger (1982 und 1983 50-ccm-Weltmeister, 1984 und 1985 80-ccm-Weltmeister) sind längst vorbei. Den letzten GP-WM-Titel bescherte der Schweiz Tom Lüthi 2005 als 125-ccm-Weltmeister. Mit Lüthis Rücktritt aus der Moto2-WM wird in diesem Jahr kein Schweizer mehr im Starterfeld zu sehen sein.
Während in Spanien und Italien schon eine Schar junger Piloten in den Startlöchern steht, um in die WM aufzusteigen, herrschen im Schweizer Lager düstere Aussichten. Einziger Hoffnungsträger ist Noah Dettwiler, der in der vergangenen Saison im Red Bull Rookies Cup und der Moto3 Junioren-WM unterwegs war. «Ich hatte 2021 viel Pech», kommentierte Dettwiler die vergangene Saison, in der er die letzten beiden Rookies Cup-Rennen in Aragón aufgrund einer Coronainfektion aussetzen musste: «Im Rookies Cup habe ich in jedem Rennen gezeigt, dass ich die Pace habe, um vorne mitzufahren. Am Ende hat mir aber die Konstanz gefehlt. Mein erstes Jahr in der Junioren-WM habe ich dagegen als Lehrjahr gesehen. Ich hatte gute und weniger gute Rennen, aber letztlich konnte ich aus meinen Fehlern lernen und war mit dem Ergebnis zufrieden.» Ein Ausrufezeichen setzte Dettwiler beim Auftaktrennen in Estoril, das er auf dem elften Platz abschloss.
Dettwilers Ziel «ist ganz klar der WM-Einstieg.» Der 16-Jährige ist der Überzeugung, dass noch weitere Talente auf ihre Chance warten: «Es gibt neben mir noch andere, jüngere Nachwuchsfahrer, die auch hart an ihrem Traum arbeiten, in die WM zu kommen.» Doch bis dahin ist es ein weiter Weg, das weiß auch der Ex-Basler, der inzwischen nach Spanien umgesiedelt ist: «Das Talent spielt eine große Rolle. Aber natürlich sind die richtigen Beziehungen ebenso wichtig. Außerdem ist immer sehr viel Geld im Spiel. Damit der Aufstieg gelingt, muss alles zusammenpassen.»
Für 2022 plant Dettwiler seine zweite Saison in der Moto3 Junioren-WM, doch muss die Familie zunächst das nötige Budget auftreiben. «Die Saison kostet uns 200.000 Franken. In der Schweiz ist es nicht einfach, Sponsoren zu finden. Die Corona-Pandemie hat diese noch einmal Situation verschärft», weiß Dettwiler. «Aber wir sind mit unseren Sponsoren am Verhandeln und Schauen, damit wir das Geld zusammenbringen.» Ein WM-Aufstieg wäre aufgrund der neuen Mindestalterregelung frühestens im April 2023 möglich, denn erst dann hat der Nachwuchspilot das 18. Lebensjahr erreicht.