Die Story des Dauerläufers der équipe vitesse
Zu Beginn der diesjährigen Saison in der Nürburgring Langstrecken-Serie durchbrach der Audi R8 LMS GT3 der équipe vitesse die Schallmauer von 100.000 Kilometern. Der Familienrennstall rund um die junge Teamchefin Jil Herbst feierte dies mit einem speziellen Aufkleber an der Front, den die Stammpiloten Arno Klasen, Michael Heimrich und Lorenzo Rocco di Torrepadula die Saison über die Nürburgring-Nordschleife fuhren.
«Der Audi wurde fast ausschließlich von Gentlemen in Langstreckenrennen gefahren, wodurch er auch deutlich mehr geschont wurde als ein DTM-Fahrzeug. Wir setzen viel Wert auf die regelmäßige Durchsicht der Fahrzeuge und können hier auf eine langjährige Expertise zählen – vielleicht sind wir hier etwas altmodisch: Bei uns wird noch repariert statt nur ausgetauscht», erklärt die 29-jährige Teamchefin.
Herbst erklärt weiter, wie sie von den Reaktionen auf den Meilenstein überrascht wurde: «Die Reaktionen waren der Wahnsinn. Niemals hätten wir mit so viel Zuspruch gerechnet. Weshalb wir uns dazu entschieden haben, den 100.000 KM-Aufkleber auf dem Auto zu lassen. Es gab nicht einen Tag, an dem wir nicht darauf angesprochen wurden und wir freuen uns immer sehr, die Geschichte des Fahrzeuge den Fans zu erzählen.»
Das Alter nicht vor Erfolg schützt, bewies das Team aus Waldlaubersheim in der diesjährigen Saison Nürburgring Langstrecken-Serie, denn mit dem Fahrzeug gewann der Rennstall gleich drei Titel. So gewann die équipe vitesse den Goodyear Wingfoor Award. Zudem gewann der Rennstall die Klassenmeisterschaften in der SP9-Am- und in der SP9-Pro-Am-Kategorie.
Mit demselben Chassis in einem Jahr gleich zwei Klassenmeisterschaften in der Nürburgring Langstrecken-Serie zu gewinnen ist ein Erfolg, der in den letzten Jahren einmalig ist. Doch wie erreichte das Team dies? «Dass wir die SP9-Am-Meisterschaft gewinnen werden, wussten wir schon mit der Teilnehmerliste des letzten Laufs. Ein Start war für uns aber zwingend notwendig, um auch den Goodyear Wingfood Award zu gewinnen, hier brauchten wir nur noch eine Zielankunft. Da wir beim Finale spontan junge Unterstützung von Sascha Steinhardt auf dem Audi hatten, entschieden wir uns für den Start in der Pro-Am, in der laut vorläufiger Teilnehmerliste auch noch mehr Fahrzeuge genannt waren. Der Titelgewinn auch in dieser Klasse ist darauf zurückzuführen, dass sich leider viel zu wenige der anderen GT3-Fahrer einschreiben und dies besonders die Klassenmitbewerber der Pro-Am betrifft. Wir haben uns jedoch schon die letzten Rennen immer wieder mit der Pro-Am verglichen und konnten hier des Öfteren einige Team hinter uns lassen», erläutert die sympathische Teamchefin.
Fix ist, dass der Audi auch im kommenden Jahr wieder in der Nürburgring Langstrecken-Serie starten wird und so weitere Kilometer auf dem faszinierenden Kurs in der Eifel sammeln wird. «Die Titelverteidigung in der Nürburgring Langstrecken-Serie steht für uns schon fest. Das, was die VLN allen voran Nina, aber auch Mike und Christian sowie alle im Hintergrund hier wieder aufgebaut haben, muss unterstützt werden. In welcher Konstellation und wie viele Rennen können wir leider noch nicht final festlegen», so die Teamchefin, welche daneben auch mit einem Start in der italienischen GT-Meisterschaft liebäugelt. «Unser Ziel ist es, auch in der Italian GT an den Start zu gehen.»
Doch was macht die Italian GT für ein deutsches Team so interessant? «Der Motorsport wird immer schwieriger – gerade in Deutschland. Das Geld wird knapper, die Kosten steigen enorm an und die Bestimmungen werden strenger. Von der Italian GT versprechen wir uns Kosten, die wir in Deutschland seit einigen Jahren nicht mehr haben. Zudem haben wir hier die Chance Sprint- & Langstreckenrennen zu kombinieren, oder aber strikt zu trennen. Jede Serie umfasst ein Volumen von vier Rennveranstaltungen, was auch wieder die Kosten für eine gesamte Rennserie geringer hält. Die Streckenauswahl spricht uns sehr an und wir sehen die Serie für Amateure und Nachwuchsfahrer, aber auch Semipros, als perfektes Umfeld. Durch den Wegfall des GTC Race fehlt uns hier ein Einsatzgebiet als Übergang, bevor man einen Einstieg in das ADAC GT Masters in Erwägung zieht.»
Doch wer Jil Herbst kennt, weiß, dass sie seit vielen Jahren von einem Engagement im ADAC GT Masters liebäugelt. «Das ADAC GT Masters ist und war für uns immer schon die Bundesliga des Motorsports. Selbst in einem Jahr mit teilweise nur einstelligen Teilnehmerfeldern, hat man starken Motorsport und spannende Rennen gezeigt. Die Jungs und Mädels vom ADAC gehen hier sehr auf die Vorschläge der Teams ein und kommen mit ihrem neuen Konzept ein bisschen „back to the roots“ und schaffen wieder mehr Attraktivität für Amateure. Leider reden wir hier auch von einem enorm hohen Budget, das definitiv gewährleistet sein muss.» Man kann sich sicher sein, dass die junge Frau weiterhin hart daran arbeiten wird, sich diesen Traum zu erfüllen.