Mike Wiedemann (KTM) erlebte den Weltuntergang
Zum zweiten Mal nimmt Mike Wiedemann an der härtesten Rallye der Welt teil. Der 24-Jährige gab bei der Dakar 2022 im Team BAS KTM sein Debüt und erreichte als 48. das Ziel, was allein für einen Rookie alles andere als selbstverständlich ist. In diesem Jahr fährt er die Kategorie ‹Original by Motul› und muss alle erforderlichen Arbeiten an seiner KTM selbst vornehmen, nachdem er zuvor bis zu 877 Kilometer auf seinem Motorrad gesessen ist.
Die dritte Etappe am Dienstag war für Wiedemann die vorläufig größte Herausforderung.
«Ohne zu übertreiben, das war einer der härtesten Tage in meinem Leben», stöhnte der Balinger. «Der Anfang lief richtig gut, ich hatte eine mega Pace und konnte richtig am Kabel ziehen. Nach 50 Kilometer ist die Achse der Schwinge gebrochen und der Bolzen hat unten rechts herausgeschaut. Die restlichen 500 Kilometer habe ich dann mit dem rechten Fuß den Bolzen immer wieder reingedrückt und musste natürlich auch Tempo herausnehmen. 100 Kilometer vor dem Ziel habe ich dann noch mit dem Hinterrad einen Stein getroffen. Dabei hat es mir die Bremsscheibe komplett verbogen und ich musste den Rest der Etappe ohne Hinterradbremse fahren.»
Als einer von nur 42 Teilnehmern absolvierte Mike die volle Distanz. Denn just als er den Checkpoint bei 370 km durchfahren hatte, wurde der Renntag wegen schlechtem Wetter abgebrochen.
«70 Kilometer vor Schluss kam plötzlich eine schwarze Wand auf mich zu, Blitz, Donner und ein Monsun, wie ich es noch nie erlebt habe. Innerhalb zwei Minuten war alles überflutet – zum Teil bis zur Sitzbank! Ich wusste nicht, wie ich jemals ins Ziel komme», schilderte der Privatier. «Mein Roadbook funktionierte auch nicht mehr, weil alles voll war mit Wasser. Ich hatte keine Hinterradbremse, musste mit dem Fuß den Bolzen reindrücken und konnte absolut nichts mehr sehen, so stark hat es geregnet. Im Ziel angekommen sagte man mir, dass ich der Letzte sei, denn hinter mir wurde die Stage bei KM 370 abgebrochen! Da ist mir fast der Kragen geplatzt. Ich weiß nicht, wie viele da noch ins Ziel gekommen wären.»
Als Lohn seiner Strapazen gewann Wiedemann auf Etappe 3 die Original-Kategorie. In der Gesamtwertung belegt er den ausgezeichneten 40. Platz.