Sprungkontrolle: Honda hilft beim Flug durch die Luft
Wenn ein Novize mit einem Geländemotorrad zum ersten Mal abhebt, wird er in vielen Fällen einfrieren: Er ist auf dem fliegenden Motorrad zum Passagier erstarrt, kann sich nicht bewegen und nichts unternehmen, bis er wieder Boden unter den Rädern hat. Meistens landet bei solchen Hüpfern, während denen sich der Luftfahrt-Neuling meterhoch in der Luft wähnt, wieder sicher auf festem Grund.
Trotzdem arbeitet Honda an einem System, um solche Flüge sicherer zu machen, und hat auch bereits ein Patent eingereicht. Es braucht für dieses System die längst bekannten und bewährten Komponenten Ride by Wire, ABS, Traktionskontrolle und Gyrosensor und dazu eine an der Motorradfront montierte Kamera.
Die Kamera filmt Rampen und Steigungen, die zentrale Elektronik des Systems errechnet daraus den Steigungswinkel und berücksichtigt für einen Eingriff Lage und Geschwindigkeit des Motorrads.
Der Eingriff erfolgt anhand hinterlegter Daten über die Motorsteuerung (Ride by Wire schliesst oder öffnet Gasgriff) und ABS (Bremseingriff). In der Patentschrift definiert Honda drei anwählbare Eingriffstufen. Modus A wirkt als Abhebeverhinderung, indem die Geschwindigkeit soweit reduziert wird, dass beide Räder am Boden bleiben.
Modus B erlaubt moderate Sprünge mit Landung auf beiden Rädern. Das System greift zuerst vor dem Sprung als Flughöhen-Beschränkung ein, indem es abhängig von Winkel und Länge des Absprungs die Geschwindigkeit zurücknimmt. In der Luft beeinflusst das System die Lage des Motorrads, indem das Hinterrad beschleunigt wird (Front des Motorrads steigt) oder abgebremst wird (Front des Motorrads sinkt ab), um eine Landung auf beiden Rädern zu erreichen. Weiter gibt es einen Modus C, der weitere Sprünge mit Landung zuerst auf dem Hinterrad erlaubt.
In der Patentzeichnung ist ein Motorrad zu sehen, bei dem es sich um die Honda CRF450 Rally handeln könnte, den Werksrenner für die Wüstenrallyes. Das System kann für Neulinge und allenfalls mittlere Fahrer gedacht sein, oder eben als Sicherheits-Feature für übermüdete oder Roadbook lesende Rallyefahrer. Ebenso ist der Einsatz in Reise-Enduros möglich.
Versiertere Fahrer frieren bei Sprüngen nicht ein, sondern greifen in der Luft aktiv ein. Gas geben (Notfalls bis in den Drehzahlbegrenzer) lässt die Front steigen. Um die Front abzusenken wird nicht nur das Gas geschlossen, sondern die Kupplung gezogen und das Hinterrad mit der Bremse zum Stillstand gebracht. Das sind nur die Basics, die Anleitung für den Backflip drucken wir ein andermal ab.