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Dakar-Rallye: Warum KTM zum 16. Mal dominierte

Von Günther Wiesinger
Als erstem Briten in der Dakar-Geschichte gelang Sam Sunderland auf der Red Bull-KTM ein Gesamtsieg bei dieser prestigereichen Rallye. KTM freut sich dank Walkner und Farres auch über die Plätze 2 und 3.

Es ist vollbracht. KTM hat bei der in Südamerika ausgetragenen Dakar-Rallye in der Motorrad-Wertung den 16. Gesamtsieg hintereinander geschafft. Es siegte Sam Sunderland (27) vor Matthias Walkner.

Die zwölfte und letzte Etappe brachte am heutigen Samstag die Entscheidung: Die verbliebenen Teilnehmer hatten den Abschnitt von Rio Cuarto über 786 km nach Buenos Aires zu bewältigen. Da sich die Sonderprüfung allerdings nur über 64 km erstreckte, konnte es der führende Engländer Sam Sunderland aus dem Red Bull KTM Factory Team (er lebt in Dubai) relativ entspannt angehen lassen, zu gross war sein Vorsprung am letzten Tag – er lag mehr als 35 Minuten vor dem ehemaligen Motocross-Weltmeister Matthias Walkner aus Österreich, der heute als Gesamtzweiter einen riesigen Erfolg feierte.

Der Salzburger Matthias Walkner (30) musste aber auf der Hut sein, denn er lag vor der Schlussetappe nur mit gut vier Minuten Vorsprung vor dem Drittplatzierten Gerard Farres, der ebenfalls eine KTM steuerte.

Gerard Farres versuchte noch mal alles, um Walkner abzufangen und sicherte sich damit auch den Tagessieg. Trotzdem konnte der schnelle Spanier Walkner nicht mehr ernsthaft gefährden, er wurde Gesamtdritter. Das Klassement der ersten drei blieb also am letzten Tag unverändert. Red Bull KTM-Werksfahrer Sam Sunderland, im Vorjahr bei der Rallye Dakar ausser Gefecht, freute sich schliesslich nicht nur über seine erste Zielankunft bei dieser prestigeträchtigen Rallye, sondern auch gleich über seinen ersten Dakar-Sieg! Dieses Kunststück gelang Sam Sunderland als erstem britischen Dakar-Teilnehmer in der Geschichte!

Jubel in Österreich: Mit Sunderland, Walkner und Farres gelang KTM wieder einmal ein Dakar-Hattrick. Das Honda-Werksteam brachte trotz etlicher Tagessiege auch beim fünften Versuch keinen Fahrer aufs Podest.

SPEEDWEEK.com sprach mit KTM-Sportdirektor Heinz Kinigadner, dem 250-ccm-Motocross-Weltmeister von 1984 und 1985, über den starken Auftritt von KTM und die Fehler von Honda.

Heinz, langsam wird die Dakar-Erfolgsserie von KTM unheimlich. Honda war zwar stärker und schneller als je zuvor. Aber was hat am Schluss den Ausschlag gegeben für den KTM-Triumph?

In diesem Fall gibt es eine ganz klare Antwort – das Team. Die Erfahrung, die wir über viele, viele Jahre gesammelt haben. Bei Honda war es sicher eine Teamentscheidung, zum Tanken neben die Piste rauszufahren.

Dabei hat man letztes Jahr mitgekriegt, wie stark in der Autowertung Mini und Peugeot rumgestritten haben wegen dem Tanken auf der Sonderpüfung. Das ist aber damals direkt auf der Strecke passiert.
Das Honda-Team hat in diesem Jahr trotzdem beschlossen, 1 km von der Verbindungsetappe wegzufahren, um zu tanken. Sie haben es nicht auf der Sonderprüfung gemacht, so wie es für alle Teilnehmer vorgesehen und vorgeschrieben war.

Ganz ehrlich: Für uns war es auch nicht besonders einfach, einen 25-Liter-Kanister vorne auf den Tank draufzubinden und dann damit mit dem Motorradl spazieren zu fahren. Es macht natürlich einen Unterschied, ob ich mit so einem Kanister zusätzlich fahre oder nicht.

Es war für Honda ein Riesenvorteil, neben die Piste zu fahren und dort rasch nachzutanken.

Aber sie hätten halt das Reglement ein bisschen genauer studieren müssen, bevor sie diese Entscheidung getroffen haben.

Im Reglement steht klipp und klar: Man darf nur auf der Sonderprüfung tanken?

Ja. Du darfst die Piste nicht verlassen. Rennleiter Marc Coma hat uns gesagt: Was Honda gemacht hat, ist ein schweres Vergehen, das sei ähnlich, als würde man das Motorradl aus dem Parc Fermé rausschieben.

Es steht ganz klar im Reglement: Für so ein Vergehen gibt es zwischen 3 und 10 Stunden Strafzeit oder Ausschluss. Deswegen waren wir ursprünglich mit der einstündigen Strafzeit nicht einverstanden. Aber unser Einspruch ist abgelehnt worden. Wir haben es dann dabei belassen.

Aber wir müssen uns für die Zukunft etwas überlegen. Denn Dakar-Promoter ASO beschäftigt ja keine FIM-Funktionäre, sondern Funktionäre des französischen Verbands FFM.

Und wir sehen nicht ein, dass wir bei solchen Vorfällen wie mit Honda immer als gegnerisches Team einen Einspruch machen müssen, wenn eine Rennleitung existiert, deren alleinige Aufgabe es wäre, die Einhaltung der Vorschriften zu kontrollieren.

Aber man muss dann immer als Werk Protest machen, dann wird dir immer der Schwarze Peter zugeschoben. Man muss dann immer als Team oder als KTM-Werk einschreiten. Das ist nicht ganz okay.

Sind die FFM-Leute willfährige Helfershelfer der ASO? Und die ASO will ein Werk wie Honda nicht vergraulen und verlieren?

(Er seufzt.) Ja, wahrscheinlich wird die ASO lieber mit der FFM als mit der FIM zusammenarbeiten, das ist klar. Wie da die ganzen Verbindungen laufen, das möchten wir jetzt mal genau rausfinden. Wir möchten wissen, wer dann die letzte Instanz ist.

Auch Honda hat ja einen weiteren Protest eingeleitet. Sie wollten die Stunde Strafzeit nicht akzeptieren und haben dagegen angekämpft. Aber es ging dann drunter und drüber. Man hört, dass sie den Protest zu spät eingereicht haben und mit einem falschen Datum, und, und, und.

Gott sei Dank ist die Rallye trotzdem jetzt so erfolgreich für uns verlaufen.

Nach einem KTM-Hattrick sah es ja eine Weile lang wirklich nicht aus.

Ja, ich persönlich bin besonders stolz, denn Sam Sunderland habe ich gemeinsam mit Georges Jobé vor sechs, sieben Jahren in Dubai dazu aufgefordert, er solle das Rallyefahren anfangen. Er hat dann seine Ausbildung bei Honda gemacht. Während der Honda-Zeit war ich immer eng mit ihm in Kontakt, ich habe ihn jeden Winter in Dubai besucht. Auch der inzwischen leider verstorbene Georges Jobé hat da viel Überzeugungsarbeit geleistet.

Ähnlich war es mit «Hiasi» Walkner, den ich vor knapp drei Jahren im Februar 2013 erstmals nach Tunesien mitgenommen habe. Ich sagte ihm, er solle das Rallye-Fahren probieren. Im ersten Moment hat er gesagt: «Ihr habt ja alle einen Knaller.» Er meinte, das sei kein technisch anspruchsvolles Motorradfahren, man müsse einfach blind Vollgas geben auf den Pisten.

Er hat dann zwei Monate später mit dem Kini-KTM-Team die Hellas-Rallye mitgemacht und gewonnen. Von da weg war es klar: Wir wollen Walkner pushen und zur Dakar-Rallye schicken.
Sein zweiter Platz in der Gesamtwertung ist für uns natürlich wunderschön.

Sam Sunderland konnte im Vorjahr verletzungsbedingt nicht antreten?

Ja, man darf ihm diesen Erfolg wirklich gönnen. Er ist von England nach Dubai übersiedelt und hat in der dubaianischen Meisterschaft einen Hungerlohn verdient; er ist ein bisschen Motocross gefahren.
Jetzt hat er einen Werksvertrag im Red Bull KTM-Team, den wir erst vor kurzem verlängert haben. Er macht jetzt eine gescheite Kohle.
Für den Matthias Walkner gilt das Gleiche. Er hat die MX3-Motocross-WM gewonnen und davon gerade gut leben können. Jetzt hat er einen schönen Werksvertrag, wo er gutes Geld verdient und sich um nichts mehr zu kümmern braucht. Durch diesen Erfolg bei der Dakar 2017 haben die beiden noch eine schöne Zukunft vor sich.

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