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Heinz Kinigadner: Wie Walkner zum Rallyefahrer wurde

Von Günther Wiesinger
Heinz Kinigadner mit Sohn Hannes

Heinz Kinigadner mit Sohn Hannes

Heinz Kinigadner brauchte viel Überredungskunst, um Cross-Weltmeister Matthias Walkner das Rallyefahren schmackhaft zu machen.

Der Österreicher Matthias Walkner liegt zwei Etappen vor Schluss der Dakar-Rallye 32 Minuten vor Kevin Benavides (RA/Honda) und 39:17 Minuten vor Toby Price (AUS/KTM).

Und KTM-Berater Heinz Kinigadner freut sich über den Erfolg seines Schützlings, weil er den heute 31 Jahre alten Walkner nach dem Gewinn der MX3-Motocross-Weltmeisterschaft 2012 überredet hat, sich künftig dem Rallye-Sport zu widmen.

«Kini» hat die erste Woche der Rallye 2018 live in Südamerika mit verfolgt und beobachtet, wie schwer sich der Salzburger bis zur 10. Etappe tat, um mit den Stars mitzuhalten.

«Der Hiasi hat anfangs bei dieser Rallye echt ein bisschen an sich gezweifelt und zu jammern angefangen. Er sagte, das Tempo sei ihm eine Spur zu hoch. Er hat auch am Dienstag diese Woche auf jedem Abschnitt eine Minute verloren. Wir dachten uns, jetzt macht ihn der Toby Price sicher nieder, der Kevin Benavides auch, wenn die weiter so Gas geben. Aber das Taktieren und das geschickte Navigieren hat sich ausbezahlt», schildert Kinigadner.

Matthias Walkner fährt in der Offroad-Bekleidung, die Hannes Kinigadner designt, das ist vielleicht eine Geste der Dankbarkeit von Walkner, denn Papa Heinz Kinigadner, 250-ccm-Motocross-Weltmeister 1984 und 1985 auf KTM, hat den Landsmann zum Rallyefahren überredet.

«Hiasi ist 2012 MX3-Weltmeister geworden, er hat sich damals alles selbst finanzieren müssen, das ist ja eine Art Cross-Weltmeisterschaft für Amateure gewesen, an der sich die Werke nicht engagiert haben. Er hat als Weltmeister nichts verdient und ist mir leeren Händen dagestanden. Dann wurde diese Kategorie aus sogar noch dem WM-Kalender gestrichen. Er hat mich gefragt, was er tun soll. Er meinte, er könnte Enduro-Fahren. Ich habe entgegnet: 'Da hast du noch weniger Aussichten, dir etwas aufzubauen als beim Motocross-Fahren in der MX3.' Ich habe Hiasi empfohlen: ‚Probier’ Rallye.’»

« Wir haben ihn und Lettenbichler nach Tunesien mitgenommen. Nach dem ersten Tag sind die beiden im Hotel am Abend zu uns gekommen und haben gefragt, ob wir einen kompletten Vogel haben. Sie sagten, im Rallyesport gehe es nur ums Geradeausfahren, das sei uninteressant und technisch überhaupt keine Herausforderung. Lettenbichler und Walkner haben gesagt, sie möchten das nicht weiterverfolgen.»

«Aber wir haben Hiasi Walkner dann überredet, er soll zur Hellas-Rallye nach Griechenland mitfahren», erinnert sich Heinz Kinigadner. «Das ist eine optimale Einsteiger-Rallye, bei der die Kosten überschaubar sind und die Navigation sehr wichtig ist. Hiasi hat diese Rallye auf Anhieb gewonnen. Wir haben uns gedacht: Wenn er das Navigieren halbwegs beherrscht und imstande ist, beim Fahren auf das Roadbook runterzuschauen, dann sollte er eine Rallye-Laufbahn einschlagen.»

KTM-Berater Heinz Kinigadner («Als Berater darf man überall seinen Senf dazugeben, trägt aber keine Verantwortung») musste aber noch KTM-Firmenchef Stefan Pierer und KTM-Motorsport-Direktor Pit Beirer überzeugen. Und so wie der Tiroler den KTM-Chef einst überredet hatte, ein Werksteam zur Dakar zu schicken, was bisher in 16 Gesamtsiegen gipfelte, so machte er ihm auch einen Werksvertrag mit Walkner schmackhaft.

Kinigadner: «Wir haben zu Stefan Pierer und zu Pit gesagt: Wie wäre es mit einem österreichischen Rallye-Werksfahrer? Und ohne jegliche weitere Vorbereitungen ist dann entschieden worden: ‚Let’s go, Dakar!’»

Heinz Kinigadner selbst hat immerhin die Pharaonen-Rallye, die Atlas-Rallye und Paris-Peking (13.500 Kilometer in 15 Tagen) gewonnen. Aber bei der Dakar hat er nie das Ziel gesehen, obwohl er 1995 auf KTM die ersten sechs Etappen gewonnen hat.

Kinigadner ist überzeugt, dass Walkner (2017 Zweiter bei der Dakar) an den letzten zwei Dakar-Tagen nichts mehr anbrennen lässt. «Sam Sunderland hat 2017 auch eine halbe Stunde Vorsprung herausgefahren. Von diesem Tag weg ist er keinen Kilometer mehr vorausgefahren, er hat immer die andern vorausfahren und navigieren lassen und hat aufgepasst, dass er keinen Fehler macht und vorsichtig ist. Das wird der Hiasi auch tun, wenn er nicht zu lange in der Sonne gelegen ist… Das ist ganz klar.»

Rallye Dakar 2018 - Gesamtstand nach 12 von 14 Etappen
Pos Fahrer (Motorrad) Zeit/Diff
1 M. Walkner (KTM) 36:33:37
2 K. Benavides (Honda) 00:32:00
3 T. Price (KTM) 00:39:17
4 G. Farres Guell (KTM) 00:49:17
5 A. Meo (KTM) 00:59:05
6 R. Brabec (Honda) 01:18:10
7 J. Aubert (GasGas) 01:49:34
8 P. Quintanilla (Husqvarna) 01:53:19
9 Ji. Cornejo Florimo (Honda) 02:05:57
10 O. Mena (Hero) 02:13:07
11 D. Oliveras Carreras (KTM) 02:26:13
12 D. Nosiglia Jager (KTM) 02:30:19
13 L. Sanz (KTM) 02:34:30
14 J. Pedrero Garcia (Sherco Tvs) 02:37:03
15 A. Monleon (KTM) 02:49:35
16 J. Barragan Nevado (GasGas) 02:54:08
17 A. Short (Husqvarna) 03:06:31
18 R. Faggotter (Yamaha) 03:21:14
19 Dm. Duplessis (Honda) 04:09:38
20 J. Cerutti (Husqvarna) 05:06:42
21 M. Sola Terradellas (KTM) 05:07:07
22 M. Samuels (Honda) 05:45:28
23 M. Gerini (Husqvarna) 06:02:40
24 M. Giemza (KTM) 06:13:57
25 S. Esposito (KTM) 07:04:41
26 C. Espana Munoz (GasGas) 09:43:59

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