Heinz Kinigadner stellte die Weichen für Dakar-Siege
Heinz Kinigadner mit Dakar-Held Nani Roma
Der Tiroler Heinz Kinigadner hat den KTM-Inhaber Stefan Pierer nach dessen Firmenübernahme zur werkseitigen Teilnahme an der Rallye Paris-Dakar überredet. «Das geschah Ende 1993 für die Dakar 1994», blickt Kinigadner schmunzelnd zurück. Es dauerte zwar sieben Jahre bis zum ersten Sieg in der afrikanischen Wüste. Aber inzwischen ist aus der Symbiose Dakar & KTM eine einzigartige Erfolgsgeschichte geworden – mit 18 Gesamtsiegen in Serie.
Stefan Pierer ist froh, dass er sich 26 Jahren von seinem fachkundigen Zillertaler Berater Heinz Kinigadner zum werkseitigen Mitwirken bei der Dakar-Rallye überreden ließ. «Es sind viele Jahre vergangen, seit mich Heinz Kinigadner überzeugt hat, bei der Dakar ein KTM-Werksteam einzusetzen», schildert Stefan Pierer. «Heinz hat ja nach seinen zwei Titelgewinnen in der 250-ccm-Motocross-WM nach seinem Umstieg in den Rallye-Sport den Stil der Dakar verändert. Er war für den Speed verantwortlich! Die Navigation war allerdings nicht seine große Stärke... Das wissen wir alle. Aber Heinz ist im Grunde der Vater der Dakar-Erfolge von KTM. Er hat uns angetrieben, in die Rallye-Szene einzusteigen. Im siebten Jahr haben wir dann 2001 erstmals die Dakar gewonnen. Inzwischen haben wir 17 weitere Male gesiegt, das ist eine herausragende Leistung.»
Pierer weiter: «Die Dakar sorgt bei uns im Werk jedes Jahr gleich in den ersten Januar-Tagen für viel Spannung. Wir saugen alle Informationen aus dem Internet ein, wir bleiben über Satellitentelefon mit dem Team und Heinz in Kontakt. Die Dakar hat uns schon viele besondere Erfolge beschert. Denn 2017 haben wir zum Beispiel mit Sam Sunderland den ersten britischen Sieger hervorgebracht. Wir waren damals schon sehr stolz auf Matthias Walkner, der sich 2016 bei der Dakar so schwer verletzt hat und 2017 auf dem Podest gelandet ist. Somit stand bei der Dakar erstmals ein österreichischer Teilnehmer als Zweiter auf dem Podest.»
2018 siegte Walkner sogar, 2019 beendete er die Dakar als Dritter. Eine Woche nach dem Triumph 2018 und der Rückkehr aus Südamerika fand in Mattighofen im Stammwerk von KTM eine riesige Feier zu Ehren von Sieger Matthias Walkner statt. Beim Schichtwechsel wurden damals alle Bänder angehalten, damit die gesamte Belegschaft dem Dakar-Helden zujubeln konnten.
«Der Dakar-Rallye kommt im Hause KTM eine sehr große Bedeutung zu, denn es ist der erste Motorradsport-Wettbewerb im Kalenderjahr», ergänzt Pierer im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Wenn es dort gut läuft für uns, dann wirkt sich so das für alle bei uns aus wie ein Turbolader. Verkaufsvorstand Hubert Trunkenpolz pusht dann den Absatz mit noch mehr Enthusiasmus, auch in der Rennabteilung steigt die Motivation noch weiter. Unser Motorsport-Direktor Pit Beirer weiß, wie wertvoll die Dakar-Erfolge für unser Unternehmen sind. Unsere Mannschaft leistet bei der Dakar seit vielen Jahren erstklassige Arbeit.»
Heinz Kinigadner, der am 28. Januar seinen 60. Geburtstag feiert, freut sich auf die Rückkehr der Dakar auf den afrikanischen Kontinent und auf die zwölf Tage und die 7500 km in Saudi-Arabien.
«Wir fahren erstmals mit drei Marken», fasst der Tiroler zusammen. «Im Red Bull KTM-Werksteam haben wir mit Sam Sunderland, Toby Price und Hiasi Walkner alle Sieger der letzten vier Jahre vereint. Das ist unser Nummer-1-Aufgebot. Alle drei Fahrer haben die absolut gleiche Siegchance. Sam Sunderland, der in Dubai aufgewachsen ist, hat sicher super große Chancen, weil er im Sand zuhause ist. Als vierten KTM-Werksfahrer haben Luciano Benavides, der immer besser wird. Dazu haben wir im Husqvarna-Werksteam mit Quintanilla und Andrew Short zwei weitere Sieganwärter. Short, der ehemalige Supercross-Heroe, hat den letzten Rallye-WM-Lauf gewonnen. Er ist ein Motocross-Fahrer, der beim Fahren denkt. Das erlebt man nicht so oft... Deshalb ist er für das Rallye-Fahren prädestiniert. Und auf unseren neuen Marke GasGas haben wir Laia Sanz als Aushängeschild; wir trauen ihr einen Top-Ten-Platz und den Gewinn der Damen-Wertung zu.»
«Für mich ist es eine große Ehre, Teil dieses Teams und der KTM-Familie sein zu dürfen», sagt Sunderland. «Bei so einer langen Marathon-Rallye gehen alle Beteiligten am Zahnfleisch, du bist ständig übermüdet, am Schluss spielt die Leidenschaft eine große Rolle, diese brauchst du, um diese Aufgabe bewältigen zu können.»
Matthias Walkner: Im Tal der Gesetzlosen
Bei den ersten zwei Dakar-Auftritten 2015 und 2016 war Matthias Walkner, der Salzburger MX3-Weltmeister von 2012, nicht ins Ziel gekommen. Eine Lebensmittelvergiftung und ein Oberschenkelbruch warfen ihn aus dem Bewerb.
«Nach dem Crash von 2016 musste ich ein halbes Jahr mit der Reha verbringen, erst im Juli 2017 konnte ich wieder Motorradfahren», erinnert sich Walkner. «Im ersten Halbjahr hatte ich viele Höhen und Tiefen erlebt. Das vorrangige Ziel für die Dakar 2017 war, endlich erstmals ins Ziel zu kommen. Dass ich dann Zweiter geworden und auf dem Podest gestanden bin, war eine großartige Entschädigung für das, was 2016 vorgefallen ist. Sam und ich hatten 2017 eine ähnliche Ausgangslage. Wir waren beide vor diesem Jahr bei der Dakar nie ins Ziel gekommen...»
Übrigens: Walkner findet daheim in Kuchl bei Salzburg vor der Haustür eine perfekte Landschaft zum Enduro-Fahren vor. Er schwärmt von seiner spektakulären Offroad-Route im «Tal der Gesetzlosen», wo ihm Förster, Jäger und Polizei alle Freiheiten lassen.
Nach der Dakar 2019 musste Walkner am Sprunggelenk operiert werden und lange pausieren, auf die ersten zwei Rallye-WM-Läufe 2019 musste er verzichten.
Vor seinem Dakar-Sieg 2017 sah die Vorbereitung ähnlich aus. Ein gutes Omen für den Österreicher?
Alle 18 Dakar-Sieger von KTM
2001: Fabrizio Meoni
2002: Fabrizio Meoni
2003: Richard Sainct
2004: Nani Roma
2005: Cyril Despres
2006: Marc Coma
2007: Cyril Despres
2008: abgesagt
2009: Marc Coma
2010: Cyril Despres
2011: Marc Coma
2012: Cyril Despres
2013: Cyril Despres
2014: Marc Coma
2015: Marc Coma
2016: Toby Price
2017: Sam Sunderland
2018: Matthias Walkner
2019: Toby Price