Heinz Kinigadner (KTM): «Honda-Auftritt beschämend»
Das Team HRC leiste sich bei der Rallye Dakar strategische Fehler, bemerkte KTM-Sportmanager Heinz Kinigadner, 250-ccm-Motocross-Weltmeister, einmal zur Mitte der zweiten Veranstaltungswoche.
Nach dem 15. Gesamtsieg von KTM (Toby Price siegte 39:41 Minuten vor seinem Markenkollegen Stefan Svitko) äusserte sich der Tiroler erstmals konkreter über die Vorkommnisse der letzten Tage. «Wenn man bedenkt, dass die Dakar-Teilnahme ein offizieller HRC-Auftritt war, muss ich sagen, das war beschämend. Über einen Verlierer soll man nicht lästern, aber ganz lassen kann ich das nicht», hielt Kinigadner fest. «Denn vor dem Start und an den ersten drei Rallye-Tagen war HRC-Vizepräsident Nakamoto hier in Südamerika. Er hat im Zelt geschlafen und so bewiesen, dass er zur Truppe dazu gehört. Gegenüber den Journalisten hat er in Interviews versichert, dass die Dakar für HRC nach der MotoGP-WM den zweitwichtigsten Auftritt darstellt. Das macht uns jetzt noch einmal stolzer. Denn Nakamoto hat auf SPEEDWEEK.com einmal die Aussage gemacht, dass es KTM in keiner Serie zu Podestplätzen bringen würde, wenn Honda richtig Gas geben würde. Das war 2013 und damals in erster Linie auf die Moto3-WM gemünzt. Aber für die Dakar hatte HRC ein Drei-Jahres-Programm angekündigt. Dieser Zeitraum würde für den ersten Gesamtsieg reichen, waren sie überzeugt, dann wollten sie wieder aussteigen. Jetzt haben sie das vierte Dakar-Jahr hinter sich – ohne Sieg.»
Heinz Kinigadner bezeichnet den HRC-Auftritt als «Durcheinander». Da sei nicht ersichtlich, wer der wahre Dakar-Teammanager sei, da gäbe es einerseits Bianchi und anderseits Fischer. «Die haben intern überhaupt keine Harmonie. So werden sie in den nächsten Jahren weiterwursteln», meint Kini. «Wie heisst es so schön: Der Fisch stinkt immer am Kopf. Es wird also auch etwas mit der höchsten Management-Ebene von HRC zu tun haben... Im Umkehrschluss ist es bei uns ganz anders, denn Pit Beirer hat die ganze Mannschaft super aufgestellt. Und oben drüber gibt uns Firmenchef Stefan Pierer alle Freiheiten; dieses Betriebsklima überträgt sich bis zu den Lkw-Chauffeuren. Dadurch kommt auch so ein Resultat raus.»
Nakamoto erklärte beim Silverstone-GP 2013 gegenüber SPEEDWEEK.com, KTM zerstöre den Motorsport. Der Japaner regte sich damals auf, weil er meinte, KTM habe dem Australier Jack Miller 250.000 Euro für einen Moto3-Werksvertrag angeboten. Teambesitzer Aki Ajo hingegen sprach von einer Basisgage von 50.000 Euro.
Kinigadner weiter: «Wenn man schaut, was HRC seinen Fahrern bei der Dakar als Schmerzensgeld bezahlt, so dass die Honda-Fahrer alle besser dotierte Verträge haben als unsere Athleten, dann weiss ich nicht, bei wem das Zerstören anfängt. Das ist Schmerzensgeld, das sie drauflegen müssen für das, was sie hier aufführen.»
«Wir bei KTM haben diese Phase auch einmal durchgemacht», erinnert sich Kinigadner mitleidsvoll. «Als wir vor mehr als 20 Jahren neu angefangen haben, haben wir auch gedacht, dass wir Stars wie Jeremy McGrath die dreifache Gage zahlen müssen, damit sie zu KTM kommen. Danach haben wir uns besonnen. Besonders unter dem Regime von Pit Beirer ist es so weit gekommen, dass wir gesagt haben, wir investieren alles ins Material. Und Stefan Pierer hat uns da sowieso nichts in den Weg gelegt. Seither schauen wir, dass wir in möglichst allen Serien das beste Gerät und beste Team haben. Dann bekommen wir die Fahrer zu vernünftigen Gagen und müssen nicht überhöhte Verträge zahlen, damit sie überhaupt einmal einen Blick auf unser Motorrad werfen.»
Rallye Dakar 2016 - Endstand
Pos | Name | Motorrad | Zeit |
1 | Toby Price | KTM | 48:09.15 Std |
2 | Stefan Svitko | KTM | + 39.41 min |
3 | Pablo Quintanilla | Husqvarna | + 48.48 |
4 | Kevin Benavides | Honda | + 54.47 |
5 | Helder Rodrigues | Yamaha | + 55.44 |
6 | Adrien Van Beveren | Yamaha | + 1:46.29 Std |
7 | Antoine Meo | KTM | + 1:56.47 |
8 | Gerrad Farres Guell | KTM | + 2:01.00 |
9 | Ricky Brabec | Honda | + 2:11.27 |
10 | Armand Monleon | Honda | + 3:27.49 |