Heinz Kinigadner: «Jeder will der neue Coma werden»
Bei der Dakar-Rallye 2016: Heinz Kinigadner mit KTM-Teammanager Alex Doringer
Heinz Kinigadner (55) befand sich auf dem Weg zur Rallye Dakar gerade auf der Zwischenlandung in Buenos Aires. «Scheisse», war sein erster Gedanke, als er Samstagfrüh im Flugzeug per SMS über den Sturz und die Verletzung seines Salzburger Schützlings Matthias Walkner (29) informiert wurde.
Eigentlich flog der 250-ccm-Motocross-Weltmeister von 1984 und 1985 nach Südamerika, um dem Red Bull KTM-Werksfahrer und Rallye-Weltmeister bei dessen Kampf um einen Podestplatz beizustehen.
Doch Walkner schied am Samstag nach 17 km nach einem spektakulären Sturz aus, sein Oberschenkelbruch wurde inzwischen in La Paz operiert.
Am heutigen Montag ging die Dakar-Rallye in die entscheidende letzte Woche. Honda-Pilot Paul Goncalves lag 3:12 min vor der australischen KTM-Hoffnung Toby Price und 9:24 min vor dessen Markenkollegen Stefan Svitko aus der Slowakei.
«Ich bleibe noch die ganze Woche bei der Dakar-Rallye. Wir werden alles unternehmen, um die Honda noch niederzubügeln», erklärte Kinigadner.
Aber KTM hat starke Konkurrenz, denn der Rücktritt von Marc Coma, des Dakar-Triumphators von 2006, 2009, 2011, 2014 und 2015, hat bei den Mattighofern eine deutliche Lücke hinterlassen. Es gab diesmal keinen klaren Favoriten im KTM-Team mehr.
Heinz, das KTM-Team kämpft unter veränderten Voraussetzungen um dem 15. Dakar-Gesamtsieg hintereinander. Mit Coma fehlt der verlässlichste Siegfahrer der letzten Jahre. Ist es also schwieriger als je zuvor?
Ja, die sichere Bank Coma, die geht uns ab. Aber die Rallye ist insofern interessant, weil jeder Spitzenfahrer der nächste Dakar-Sieger und Coma-Nachfolger sein will. Jeder will seinen Platz einnehmen. Deshalb gab es diesmal keinen klaren Favoriten.
Wir haben jetzt recht unterschiedliche Fahrertypen vorne.
Bei Honda ist Goncalves noch übrig, bei uns zum Beispiel Price. Der Australier ist sicherlich der schnellere Motorradfahrer, auch der kräftigere und stärkere.
Dafür hat Goncalves navigationsmässig viel mehr Erfahrung als Price.
In dieser zweiten Woche sollte die Rallye vom Navigieren her richtig losgehen.
Der erste Teil inklusive siebter Etappe war so gestaltet, dass nicht navigiert werden musste. Dadurch waren bei den Autos auch Loeb und Sainz so weit vorne und deshalb lagen auch die Abstände sehr knapp beisammen.
Die Fahrer haben von Kreuzungen erzählt, bei denen die falschen Abzweigungen mit Bändern abgesperrt, man konnte also bis heute gar nicht falsch fahren.
Da Peru als Teilnehmerland relativ kurzfristig abgesagt hat, hatten die Veranstalter nicht narrisch viel Zeit, um eine wirklich anspruchsvolle Ersatzstrecke für die ersten Tage ausfindig zu machen. Die Route war nicht so perfekt, sie wirkte ein bisschen provisorisch.