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DTM-Ärger um die ARD: Die Politik hat Vorrang

Von Andreas Reiners
Satte Action auf dem Norisring

Satte Action auf dem Norisring

Dass die ARD die Live-Übertragung des achten Saisonrennens der DTM um 18.30 Uhr abbrach, sorgte für einen Sturm der Entrüstung bei den Fans. Doch warum war der TV-Partner in dem Moment nicht flexibel?

Das achte Saisonrennen am Sonntag auf dem Norisring bewies: Die DTM lebt. Action, zahlreiche Überholmanöver. Fahrer, die mit dem Messer zwischen den Zähnen gegeneinander kämpfen. Tourenwagensport am Limit - der Lauf war beste Werbung für die DTM. Dazu kamen noch der Horrorcrash von Gary Paffett und Mike Rockenfeller und ein packendes Fotofinish. Doch das bekamen die Fans vor dem Fernseher nicht mehr mit. Es sei denn, sie waren auf diverse Online-Angebote umgestiegen.

Denn: TV-Partner ARD brach die Live-Übertragung nach der rund 30-minütigen Unterbrechung infolge des Crashs und kurz nach dem Restart um 18.30 Uhr ab. Die letzten 25 Minuten konnten die Fans nur noch im Livestream verfolgen. Ein veritabler Shitstorm gegen die ARD war die Folge.

Das Hauptargument der wütenden Anhänger: Für König Fußball hätte die ARD spontan Platz gemacht und das Programm umgeworfen, die DTM musste allerdings dem «Bericht aus Berlin – das Sommerinterview» weichen. Für viele Fans komplett unverständlich. Aus ITR-Kreisen ist zu hören, dass man dann auch vor allem für die Anhänger enttäuscht ist. Denn dass die ARD ausgerechnet beim wohl besten Rennen des Jahres die Live-Übertragung vorzeitig abbricht, ist für die DTM durchaus bitter, da die Serie seit Jahren um die Gunst der Zuschauer kämpfen muss.

Auch bei der ARD bedauert man den Umstand, dass die Fans in die Röhre schauten. «Unser programmliches Fenster für die Übertragung von der DTM ging leider nur bis 18.30 Uhr, weil danach das "Sommerinterview“ im Ersten vorgesehen war. Aus diesem Grund konnten wir das DTM-Rennen bedauerlicherweise nicht bis zum Ende live zeigen. Das tut uns natürlich sehr leid», teilte ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky auf Nachfrage von SPEEDWEEK.com mit.

In der Tat war das Fenster sowieso sehr eng gestrickt, die Übertragung begann unmittelbar nach der zweiten Etappe der Tour de France. Schon da war gezittert worden, ob man angesichts der Dauer der Etappe überhaupt rechtzeitig live zum Norisring schalten konnte. Das funktionierte, doch die Sendung war bei einer erwarteten Zieldurchfahrt gegen 18.25 Uhr eng bemessen. Nach der Unterbrechung war klar: Zu eng.

Warum war denn eine spontane Programmänderung nicht möglich? «Für das "Sommerinterview" mit Katrin Göring-Eckardt (Spitzenkandidatin der Grünen, Anm.d.Red.) gab es keinen kurzfristigen Ausweichtermin. Da in der Interviewreihe Vertreterinnen und Vertreter aller im Bundestag vertretenen Parteien zu aktuellen Themen befragt werden sollen und wir die Möglichkeit hatten, das DTM-Rennen im Livestream zu zeigen, fiel die Entscheidung für das "Sommerinterview'», teilte die ARD auf Nachfrage mit. Im Wahljahr 2017 hat die Politik im Zweifelsfall Vorrang.

Die «Quittung» erhielt die ARD in Form der Quoten. Satte 1,47 Millionen Fans saßen beim DTM-Lauf vor dem Fernseher. Das wichtige Sommerinterview verfolgten nur noch 1,23 Millionen Zuschauer.

Der Ärger um den Abbruch war übrigens nur das i-Tüpfelchen auf ein aus DTM/TV-Sicht relativ verkorkstes Wochenende. Denn das Rennen am Samstag war bekanntlich auf 13.25 Uhr vorverlegt worden, nachdem die ARD ab dem späten Nachmittag eine Sondersendung von den Trauerfeierlichkeiten für den verstorbenen Altbundeskanzler Helmut Kohl zeigte. Ursprünglich hätte der siebte Saisonlauf ab 18.55 Uhr gezeigt werden sollen - eine weitere Topquote wäre als «Vorlauf» zur Tagesschau wohl auch da garantiert gewesen. Stattdessen schalteten zur Mittagszeit lediglich 0,74 Millionen Fans ein.

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