DTM-Gewichte weg: Wer hat jetzt die besten Karten?
Ist Audi jetzt Favorit?
Mattias Ekström hält den Ball flach. Klar: Für den Schweden ist der Wegfall der umstrittenen Performance-Gewichte «die beste Nachricht der Saison». Aber: Von einem Vorteil für Audi will der Schwede nichts hören. Auch wenn vor allem die Ingolstädter und Mercedes beim kommenden Rennwochenende in Spielberg abspecken dürfen. Die beiden Marken waren vor der «Diät» immerhin 20 Kilogramm schwerer als BMW.
Auf der gewichtsempfindlichsten Strecke im Kalender mehr als ein Pfund. Umgerechnet rund 0,4 Sekunden Zeitvorteil. Pro Runde. Der fällt aber nun weg, die 18 Autos gehen alle mit einem Gewicht von 1115 Kilogramm in die Rennen am Samstag und Sonntag. Ist der Weg damit frei für Audi und Ekström, der die Gesamtwertung mit 136 Punkten und neun Zählern Vorsprung vor dem Zweiten Lucas Auer (Mercedes) anführt?
Für Ekström kommt es im dramatischen Titelkampf, in den vier Rennen vor Schluss immerhin noch zehn Fahrer involviert sind, nicht nur auf das Thema Gewichte an. Der Schwede zu SPEEDWEEK.com: «Es sind noch 112 Punkte zu holen. Es ist alles so eng, es ist noch lange nicht vorbei. Der Kampf geht weiter, bis Fehler passieren. Alle machen Fehler. Heißt: Wer macht die wenigsten Fehler? Derjenige, der Meister werden will, muss noch viermal fehlerfrei liefern.»
Trotzdem: Viele Beobachter gehen davon aus, dass der Wegfall der Gewichte vor allem Audi in die Karten spielt, gilt der RS 5 DTM doch grundsätzlich als das beste Auto im Feld. Immerhin befindet sich unter den Top sechs der Tabelle ein Audi-Quartett. Aber: Auch Mercedes wurde in dieser Saison durch die Gewichte oft künstlich eingebremst, hatte meistens das schwerste Auto.
«Es kann sein, dass es Audi ein kleines bisschen zugutekommt. Audi hat aber eine sehr gute Arbeit geleistet und hat ein sehr starkes Auto. Wir haben eine ausgeglichene Situation, wir werden den besten Motorsport sehen», glaubt DTM-Chef Gerhard Berger.
«Mattias hat momentan die besten Chancen», meint auch Timo Glock, mit 108 Punkten Gesamtsiebter. Er muss auf den Gewichtsvorteil verzichten. «Für den Sport die absolut richtige Entscheidung. Aber ich hätte mich natürlich gefreut, wenn ich in Spielberg mit 20 Kilogramm weniger den Berg rauf und runter hätte fahren können», sagte Glock. Aber: Spielberg gilt trotzdem als BMW-Strecke, 2016 dominierten die Münchner die Konkurrenz. Mercedes kam damals mit dem neuen Asphalt gar nicht zurecht, ging regelrecht unter.
Allerdings ist ein Eins-zu-Eins-Vergleich mit Vorsicht zu genießen. Denn: Die DTM ist in dieser Saison mit neuen Reifen und einer veränderten Aerodynamik unterwegs, daneben darf der breitere Heckflügel nicht vergessen werden, den BMW 2016 hatte. Und: Damals war BMW 7,5 Kilogramm leichter als Audi und Mercedes. Die Fahrer sind selbst gespannt, wie sich der Verzicht auf die Gewichte auswirken wird. Auer weiß: «Ohne die Performance-Gewichte ist es quasi ein Neustart für alle Fahrer – es ist alles möglich.»