Formel 1: Abschied in der Unterhose

Charly Lamm: Die Richtung bei Schnitzer stimmt

Von Rob La Salle
Charly Lamm 2012 mit Bruno Spengler

Charly Lamm 2012 mit Bruno Spengler

Charly Lamm übergibt die Geschäftsleitung der Schnitzer Motorsport GmbH ab 1. Januar an Herbert Schnitzer junior. Lamm spricht im Interview über seine Beweggründe, die Verbindung zu BMW und seine Zukunft.
Charly, es ist kaum vorstellbar, dass Sie beim BMW Team Schnitzer nicht mehr am Kommandostand sitzen. Wie kam es zu Ihrer Entscheidung?

Zunächst einmal: Hier am Sachsenring sitze ich ja noch an der Boxenmauer – und das auch weiterhin mit vollem Einsatz für das Team. Aber ich hatte mich schon einige Zeit damit beschäftigt, wie meine Zukunft aussehen könnte. Ich bin jetzt 63, seit meinem 17. Lebensjahr bestimmt der Motorsport mein Leben. Da blieb für Privates nicht viel Zeit. Auf der anderen Seite ist es für ein Rennteam wie Schnitzer Motorsport extrem wichtig, mit der Zeit zu gehen und junge, moderne Strukturen aufzubauen. Der Rennsport verändert sich einfach permanent. So empfand ich es nun als richtigen Zeitpunkt für das Team und mich, diesen Schritt zu gehen. Mein Dank geht an Herbert Schnitzer senior, der mir meine lange und spannende Reise im Motorsport ermöglicht hat.

Wie hat BMW Motorsport reagiert?

BMW Motorsport hat uns signalisiert, dass es den Generationswechsel voll mitträgt. Außerdem hat mir Jens Marquardt in einem unserer vielen Gespräche deutlich gemacht, dass es sein großer Wunsch an mich sei, meine Erfahrung weiter für BMW Motorsport einzubringen – unabhängig davon, welche Rolle ich beim Team Schnitzer habe. Das hat mich sehr gefreut, und ich kann mir das auch sehr gut vorstellen. Die Unterstützung durch BMW für unsere Mannschaft – und auch die persönliche Wertschätzung für meine Person in diesem Zusammenhang – bedeuten mir sehr viel. Die Reaktionen aus der BMW Motorsport Familie auf unsere Ankündigung haben viele tolle Erinnerungen wieder zurückgeholt. Wir hatten und haben gemeinsam einfach eine großartige Zeit.

Kann jemand wie Sie wirklich ganz vom Rennsport lassen?

In meiner Brust schlagen zwei Herzen: eines für BMW und eines für das Team Schnitzer. Das wird auch immer so bleiben. Ich habe BMW in meiner Rennsportzeit sehr viel zu verdanken und bin der Marke auch weiterhin mit ganzem Herzen verbunden. Jens und ich werden in den kommenden Wochen gemeinsam überlegen, wie eine neue Rolle für mich in diesem Kontext aussehen könnte. Natürlich stehe ich auch Herbert Schnitzer junior bei Fragen mit Rat und Tat zur Seite. Aber erst ist es einmal wichtig, die ADAC GT Mastsrs Saison mit voller Kraft zu Ende zu bringen und die BMW Fahnen in Macau hochzuhalten.“

Sehen Sie Schnitzer Motorsport gut gerüstet für die Zukunft?

Ja, die Richtung, die wir mit Schnitzer Motorsport eingeschlagen haben, stimmt. In diesem Zusammenhang ist es ein wichtiger Baustein, dass BMW Motorsport frühzeitig in die Überlegungen zur Zukunft von Schnitzer Motorsport eingebunden war. Dieser Austausch ist sehr wichtig gewesen, da wir naturgemäß eine enge Bindung zueinander haben. Die Kollegen aus München unterstützen uns dabei, damit wir auch weiterhin unser gemeinsames Ziel erreichen: die Schnitzer-Erfolgsgeschichte als BMW Team im Tourenwagen- und GT-Sport fortzuschreiben. Was das angeht, gibt es schon die ein oder andere spannende Überlegung für das kommende Jahr. Die Mannschaft ist motiviert wie eh und je. Langjährige Erfahrung trifft auf frische Ideen und Innovationen. Das ist das Erfolgsrezept im Motorsport.

An diesem Wochenende sind Sie zum vorletzten Mal in diesem Jahr im ADAC GT Masters im Einsatz. Wie fällt Ihr bisheriges Saisonfazit aus?

Wir erleben eine Saison mit Höhen und Tiefen. Das Highlight war natürlich Spielberg, als wir alle vier Schnitzer-Fahrer auf das Podium bringen konnten. Dort haben wir gezeigt, dass wir mit dem BMW M6 GT3 grundsätzlich wie im Vorjahr ganz vorne mitmischen können. Allerdings haben wir auch einige Rennen erlebt, in denen wir nicht das Maximum aus unseren Möglichkeiten machen konnten. Das wirkt sich in einer derart hart umkämpften Serie wie dem ADAC GT Masters dann spürbar aus. Auf jeden Fall wollen wir die Saison in den ausstehenden Rennen mit positiven Erfahrungen und Ergebnissen abschließen.

Wie bewerten Sie die diesjährige Projektlandschaft von Schnitzer und was würden Sie sich für die Zukunft wünschen?

Zunächst einmal: Natürlich war unser Abschied aus dem Tourenwagensport ein Einschnitt für das Team. Aber Schnitzer war eben auch seit jeher im internationalen GT-Sport aktiv. Deshalb fiel es uns nicht schwer, diese neue Rolle anzunehmen. Seit 2017 haben wir das ADAC GT Masters als eine spannende Herausforderung im GT-Segment kennengelernt. Dort wurden wir als Team super aufgenommen. Ergänzt wurde unser Rennprogramm durch Einsätze bei internationalen Klassikern, wie beim 12-Stunden-Rennen von Bathurst oder beim GT-Weltfinale in Macau. Hinzu kommen Aufgaben und Tätigkeiten, die man in der Öffentlichkeit vielleicht gar nicht so mitbekommt, etwa die Unterstützung bei Entwicklungsaufgaben. Natürlich würde aus meiner Sicht dem Team ein Einsatz beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring gut stehen. Dasselbe gilt für weitere Starts im internationalen GT-Sport. Denn diese Liebe zur ‚Grünen Hölle’ auf der einen und zu Rennen rund um den Globus auf der anderen Seite haben das Team und mich seit jeher angetrieben.


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