Einzigartig und anders: Green über Brands Hatch
Jamie Green
Freust du dich auf dein Heimrennen in Brands Hatch?
Auf jeden Fall! Es ist großartig, ein DTM-Rennen in meiner Heimat England zu haben. Ein echtes Heimspiel ist es für mich aber nicht wirklich, denn ich wohne rund zweieinhalb Stunden von Brands Hatch entfernt in Leicester. Mein Heimrennen wäre eher Donington und ein DTM-Rennen dort wäre auch klasse. Aber Brands Hatch ist eine großartige Rennstrecke. Vor allem der Grand Prix Circuit, auf dem wir seit dem vergangenen Jahr fahren, ist eine echte Herausforderung. Als ehemaliger Schauplatz des Formel-1-Grand-Prix hat die Strecke eine große Historie. Ich möchte dieses Rennen unbedingt gewinnen!
Kannst du dich noch erinnern, wann du das erste Mal in Brands Hatch warst?
Das war während meiner Kart-Zeit. Ich habe einige Fahrer verfolgt, die schon ins Rennauto aufgestiegen waren. Es war ein Rennen der Winterserie der Formel Palmer Audi auf dem Indy Circuit. Ich erinnere mich daran, dass es eiskalt war und regnete – und daran, wie steil die Paddock Hill Bend von außen betrachtet aussah.
Ist die berühmte Paddock Hill Bend die beste Kurve in Brands Hatch?
Die Paddock Hill Bend sticht natürlich heraus. Es ist Turn 1. Die Zuschauer können die Kurve gut sehen. Sie ist schnell. Es geht am Eingang bergauf und am Kurvenausgang steil bergab. Aber auf dem Grand Prix Circuit gibt es viele tolle Kurven. Auch die schnellen Kurven auf der anderen Seite der Rennstrecke, die man als Zuschauer nicht ganz so gut erreicht, sind eine große Herausforderung. Brands Hatch ist eine echte Highspeed-Rennstrecke.
Was unterscheidet Brands Hatch von anderen DTM-Rennstrecken?
Die meisten Strecken in Großbritannien haben sehr viel Charakter. Sie sind einzigartig und ziemlich anders als die modernen europäischen Strecken, auf denen wir normalerweise in der DTM fahren. Es ist schön, diese modernen Autos auf so eine traditionsreiche Strecke zu bringen. Vor meiner Zeit wurde der Formel-1-Grand-Prix von Großbritannien mehrmals in Brands Hatch ausgetragen. Es gibt legendäre Szenen mit James Hunt, Niki Lauda und später Nigel Mansell. Es ist ziemlich cool und abgefahren, dass wir 40, 50 Jahre später exakt dieselben Kurven fahren wie diese Jungs.
Wie schwierig ist das Überholen in Brands Hatch? Bei der Premiere im vergangenen Jahr gab es einige spektakuläre Szenen.
Im vergangenen Jahr war ich in der Lage zu überholen. Der entscheidende Faktor sind die Reifen. Wenn man zum Beispiel mit einer anderen Strategie unterwegs ist und frischere Reifen hat als sein Gegner, kann man in Brands Hatch definitiv überholen. Aber es ist eine jener Strecken, auf denen das Überholen schwieriger ist.
Welche Erinnerungen hast du an Brands Hatch?
Ich stand dort leider noch nie ganz oben auf dem Podium, auch nicht in der Formel Renault oder der Formel 3. Beim ersten Auftritt der DTM in Brands Hatch hätte ich 2006 auf dem Indy Circuit fast gewonnen, habe den Sieg aber durch einen Fehler verspielt. Ich habe also eher schmerzhafte Erinnerungen. Ich hoffe, wir können das dieses Wochenende ändern.
Wie gefallen dir die neuen Class-1-Rennwagen mit ihren mehr als 610 PS starken Turbomotoren?
Die Autos sind richtig gut und der Turbomotor ist wirklich fantastisch. Der kompakte Vierzylinder-Turbo hat spürbar mehr Leistung als der alte V8 und die Autos sind leichter. Die neuen Autos sind ein gutes Beispiel dafür, wie sich die Technologie weiterentwickelt. Und uns Fahrern macht es viel Spaß. Ich genieße das sehr.
Wie bist du mit dem bisherigen Saisonverlauf zufrieden?
Gefühlt hat die Saison für mich noch gar nicht richtig begonnen, was natürlich auch mit meiner Blinddarmentzündung zu tun hat. Durch die Operation habe ich Misano und auch das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring verpasst. Abgesehen davon war es bisher eine gute Saison. Ich stand schon zweimal auf dem Podium. Ich habe das Gefühl, dass mein Ingenieur und ich jedes Wochenende mit dem neuen Auto dazulernen. Es wäre toll, wenn wir das in Brands Hatch in einen Sieg umsetzen könnten.
Was hast du dir für die zweite Saisonhälfte vorgenommen?
Ich möchte mich weiter verbessern. Wir hatten zwei Podien, einen zweiten und einen dritten Platz. Das nächste Ziel sind Siege.
Zwischen den beiden DTM-Rennen in Assen und Brands Hatch bist du – genau wie deine DTM-Fahrerkollegen Robin Frijns, Nico Müller und René Rast – beim 24-Stunden-Rennen in Spa gestartet. Wie war das?
Das 24-Stunden-Rennen in Spa hat mir sehr viel Spaß gemacht. Das ist ein Megaevent mit 73 GT3-Autos. Ohne die drei Durchfahrtstrafen, die gegen uns ausgesprochen wurden, hätten wir in die Top Fünf kommen können. Für mich war es das erste Mal, dass ich ein 24-Stunden-Rennen beenden konnte. Das war eine neue Erfahrung. Und es war mein erster Einsatz für Land Motorsport. Das ist ein sehr professionelles Team und ich hoffe, dass ich im nächsten Jahr wieder in Spa fahren kann.